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 >  Fundforen > Waffen und Ausrüstung vor WKI > Antike Schusswaffen & Munition (Moderator: kugelhupf) > Thema:

 Bolzen/Pfeilspitze Alter?

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Avatar  Bolzen/Pfeilspitze Alter?  (Gelesen 3530 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
26. März 2017, um 23:58:50 Uhr

Huhu.

Heute vom Kollegen neben mir ausgebuddelt worden. Unsere erste Pfeilspitze/Armbrustbolzen. Smiley

Kann jemand eine zeitliche Einschätzung abgeben? Und was es genau ist, Pfeil oder Armbrust?


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#1
27. März 2017, um 00:08:48 Uhr

Das ist ein Armbrustbolzen. Spätes 13. Jh. - 15. Jh.


MFG Max  Winken

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#2
27. März 2017, um 17:04:05 Uhr

schöner Armbrust Bolzen  Super
Gratuliere

schwingi

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#3
27. März 2017, um 18:22:29 Uhr

Armbrust ist richtig gibt es da Beifunde?

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(versteckt)Themen Schreiber
#4
27. März 2017, um 18:34:59 Uhr

Bisher leider nicht viel. War ein Acker, den wir gestern Abend mal für eine Stunde angetestet haben. In Richtung Keramik etc. ging da nichts. 300-400 Meter weit weg ist eine Hallstadtzeitliche Siedlung, etwas weiter in der Umgebung waren die Römer, aber auch im Mittelalter genutzte Wege sind in der Umgebung.

Auf dem selben Acker kam die unidentifizierte Münze, die ich ebenfalls gestern hier eingestellt habe, etwa 30 Meter entfernt. Sonst bisher noch nichts. An Schlachten oder ähnlichem etc. ist in der Ecke nix bekannt. Auch keine Burgen oder sowas sind in der näheren Umgebung, denen man die hätte zuordnen können.

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(versteckt)Themen Schreiber
#5
13. April 2017, um 19:54:45 Uhr

Soooo. Zwei Wochen später wollte ich euch mal den Behandlungsstand mitteilen. Der Bolzen war nicht nur unser erster, sondern auch meiner Meinung nach unser erstes Teil, wo sich mal eine ausgiebigere Behandlung/Restauration gelohnt hat.

Übrigens wurde er von den Archies ebenfalls auf 13./14. Jhdt. geschätzt.

Meine Behandlung:
2 Wochen lang Bad in dest. Wasser, mit Ätznatron NaOH auf PH Wert von 12 gebracht, um nachrosten zu verhindern.
Wasser alle 5 Tage gewechselt. Jeden Abend behandlung mit weicher Drahtbürste. Nachdem der gröbste Rost runter war (kleinere Rostbläschen hab ich vorsichtig mit 600er Nasschleifpapier aufgebrochen), mit Dremel und feinem Drahtbürstenaufsatz immer weiter vorgearbeitet.

Nächste Stufe war dann trocknung über 30 Minuten bei 380 Grad im Muffelofen, nach langsamen erhitzen (ca. 100 Grad pro Stunde). Damit wird er nicht nur trocken, bei der Temperatur lösen sich auch schon erste Spannungen im Metall und gleichzeitig lösen sich auch Chloridsalze auf und verdampfen, laut diversen Restaurationsanleitungen. Danach im Ofen ne Stunde runterkühlen auf ca. 100 Grad. Dann an der Luft fünf Minuten damit rumgewedelt, dann Restwärme unter laufendem Wasser abgeschreckt.

Danach kam dann der Einsatz von Tannin. Als Gerbstoff dient es auch zur Rostumwandlung und Entsalzung. Es bildet sich eine schöne grauschwarze Patina. Lief folgendermassen ab: Tanninpulver (gibts bei den Amazonen) in nem Glas dest. Wasser gelöst, bis es gesättigt war. Einige empfehlen, das Stück nur leicht mit dem Pinsel einzustreichen, aber ich hab den PH wert der Lösung gemessen und gesehen, das es relativ neutral blieb, nur ganz leicht sauer. Deswegen hab ich ihn dann zur besseren Eindringung gleich ne halbe Stunde gebadet, dann rausgelegt zum Lufttrocknen (Edit: 24 Stunden lang trocknen gelassen, jeweils). Das ging jetzt 3 Tage lang so. An einem Tag hab ich ihn auch mal erst mit fliessend Wasser gereinigt, dann noch mal 20 Minuten bei 140 Grad im Muffelofen, zum trocknen.

Jetzt liegt er noch mal ne halbe Stunde im Tannin. Dann leg ich ihn raus und lass ihn bis morgen Abend trocknen. Dann noch mal unter fliessend Wasser mit Dremel vom Tannin und Resten befreien. Noch mal Muffelofen zum Trocknen. Dann kommt er ins Mikrokristalline Wachs.

Wenn der in den nächsten 100 Jahren noch nachrostet, fress ich nen Besen.

Ich bin jedenfalls mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.


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« Letzte Änderung: 13. April 2017, um 21:21:04 Uhr von (versteckt) »

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#6
13. April 2017, um 21:33:35 Uhr

Ein sehr schöner Bolzen! Danke dir fürs update, irgendwie ist der Thread vorher an mir vorbeigegangen.

LG Winken

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#7
13. April 2017, um 21:55:46 Uhr

Schön geworden und hoffentlich bleibt er so nach dieser kurzen Entsalzung.

13. Jh. ist eher zu früh datiert.
14. - 16. jh. kommt hin.

Gruß cyper

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(versteckt)Themen Schreiber
#8
13. April 2017, um 22:20:14 Uhr

Die Zeit im dest. Wasser war wirklich kurz stimmt. Aber mein Test war immer zu sehen, wie lange es dauert, bis er Flugrost ansetzt. Da konnte man am Anfang noch zusehen, jetzt hatte ich ihn mal eine halbe Stunde draussen, ohne das sich was getan hat.

Für eine Beschleunigung sollte vor allem die Hitzebehandlung, aber auch das Tannin sorgen. Ich habe mich dabei an einer Anleitung zur Restauration von Meerwasserfunden hier aus dem Forum orientiert und selbst noch ein bisschen nachgelesen. Entspannungsglühen fängt bei ca. 480 Grad an, so hoch wollte ich also nicht gehen, um die kristalline Struktur nicht zu ändern. Die Langsame Erhitzung sollte auch verhindern, das sich Gase und Wasser zu schnell ausdehnen. In der Anleitung wird empfohlen, die Tanninlösung etwas höher zu konzentrieren und den PH Wert noch etwas zu senken, aber ich denke, für die vorhandene Substanz war das okay. Ein Acker ist ja auch nicht gerade der Meeresboden.  Smiley

So oder so habe ich bis jetzt ein gutes Gefühl und werde sehen, wie es sich dann nach ein paar Wochen/Monaten unterm Wachs verhält. Sollte es doch nachrosten, ist es ja kein Problem das Wachs wieder auszuschmelzen und ihn noch ne Weile zu baden. Wenn nicht, könnte das ein ganz guter Weg sein, das entsalzen bei Stücken mit so guter Substanz noch etwas zu beschleunigen.

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#9
14. April 2017, um 06:54:08 Uhr

Bei anderen Funden wie nen Armbrustbolzen wäre ich aber vorsichtiger mit der Erhitzung. Durch das starke erhitzen verändert sich die Strukrur des Materials was beim abkühlen zu feinen Rissen führen kann was späteres nachrosten beschläunigt.

Danke für das Update und die Bilder.

Gruß Matthias

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(versteckt)Themen Schreiber
#10
14. April 2017, um 12:25:12 Uhr

Geschrieben von Zitat von MatthiasG.
Bei anderen Funden wie nen Armbrustbolzen wäre ich aber vorsichtiger mit der Erhitzung. Durch das starke erhitzen verändert sich die Strukrur des Materials was beim abkühlen zu feinen Rissen führen kann was späteres nachrosten beschläunigt.

Danke für das Update und die Bilder.

Gruß Matthias

Jau. Funktioniert natürlich nur bei Funden, wo noch so gute Substanz da ist und in dem Fall bin ich von Stahl/Eisen ausgegangen. Deswegen aber auch das langsame erhitzen/abkühlen. Es verändert sich ja nicht nur die kristalline Struktur (Was Vor- und Nachteile haben kann), aber es dehnt sich ja auch aus und zieht sich danach wieder zusammen. Hätte ich ihn bis auf Spannungsarmglühtemperatur (tolles Wort Smiley) gebracht, so zwischen 500-650 Grad, hätte sich evtl. auch die Farbe geändert und er wäre danach für metallurgische Untersuchungen von Archäologen unbrauchbar. Falls die jemals jemand machen würde...
Zudem ging es ja hauptsächlich um Trocknung. Da ist es auch nicht hilfreich, wenn man das zu schnell macht. Eingeschlossene Flüssigkeit und Gase dürfen sich nicht zu schnell ausdehnen. Ich kann meinen Ofen aber zimlich genau programmieren und einstellen, dank selbstgebastelter Temperatursteuerung.

Ich hab vor ner Weile mal spasseshalber mit nem Kaiserreich Pfennig experimentiert. Da kannste bei etwas mehr Temperatur die Patina abspringen sehen. Bleibt nicht mehr viel ansehnliches über. Grinsend
Also für andere Funde als Eisen/Stahl mit guter Substanz würde ich das nicht versuchen, stimmt.

« Letzte Änderung: 14. April 2017, um 12:27:23 Uhr von (versteckt) »

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(versteckt)Themen Schreiber
#11
25. April 2017, um 14:14:53 Uhr

So, und weil ich den Zwischenstand gezeigt hatte, hier auch das fertige Ergebnis. Nachdem ich durch die Kommentare hier auch noch etwas verunsichert war, hab ich die Prozedur noch etwas verlängert und ihn noch mal knapp 1 1/2 Wochen im Wasser mit Natron gelassen und alle 2-3 Tage abgebürstet.

Im letzten Schritt jetzt noch mal 2 Tage mit Tanninlösung behandelt und im Ofen bei 140 Grad ne Stunde getrocknet, dann
ca. 5-6 Minuten in Hartparaffin eingekocht, bis er nicht mehr geblubbert hat. Danach vorsichtig rausgeholt, an der Luft getrocknet und abkühlen lassen, dann mit ner feinen Naturhaarbürste etwas abgebürstet.

Bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, für mein erstes Stück. Musste nur feststellen, das ich einen grösseren Ofen brauche, falls ich mal was in der Grösse einer Axt machen will. Grinsend


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#12
25. April 2017, um 14:32:01 Uhr

Schöner Bolzen, 

danke fürs Zeigen.

LG von der Küste
Ralf

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(versteckt)
#13
25. April 2017, um 17:09:38 Uhr

schön geworden   Super

hab gestern auch meine ersten Bolzen gefunden, probier mal den langen Weg 6Monate+    in destilliertem Wasser, Geduld ich mich übe  Star Wars Yoda  

wie hast du denn die Tülle innen gereinigt/entrostet? 

Grüße

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(versteckt)
#14
25. April 2017, um 19:19:01 Uhr

Hast dir echt viel Mühe gegeben, Respekt Zwinkernd schaut gut aus

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