Nun, zu dem Fund gibt es eine Reihe von Annekdoten zu erzählen, aber zunächst mal das grobe Gesamtbild:
Seit 2008 forsche ich mit Genehmigung des Kreises Herford archäologisch in der Herforder Gegend nach einem der Marschlager des Varus. Das Areal ist schon seit den 1930er Jahren als römisch-kaiserzeitlicher Fundplatz bekannt, eine germanische Siedlung schloß südlich am Areal an und war sicher seit dem 1. Jhd. bis etwa 5./6. Jahrhundert belegt.
Neben einer Reihe von in der Reinigung befindlichen Funden stieß ich Ende August auf einen verplügten Goldschatz. Am ersten Wochenende fand ich einen Solidus von 4,6 Gramm Gewicht, am nächsten Wochenende unweit derselben Stelle einen weiteren halben Solidus von 1,7 Gramm Gewicht. Aufgrund meiner Fundmeldung an das zuständige Landesamt in Bielefeld Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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wurde an der Stelle eine Grabung unternommen. Die Grabungsfläche wurde schichtweise entfernt und mit Metalldetektoren gescannt, am Ende der Grabung der gesamte Aushub ein weiteres mal auf die gleiche Weise durchsucht. So kann man sehr sicher sein, dass wirklich alle Goldmünzen gefunden und nichts übersehen wurde. Dabei konnten weitere sieben Goldmünzen des kleineren Typus geborgen werden.
Die 9 Goldmünzen sind prägefrisch und offensichtlich nie in Umlauf gewesen. Geprägt wurde der große Solidus in Konstantinopel, die acht kleineren in Trier und datieren alle in die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts (Konstantin der Große, 306 bis 337 n. Chr., Constantinus II. 317 bis 340 n. Chr. und Constantius II. 317 bis 361 n. Chr.). Ein Schatzbehältnis konnte nicht gefunden werden, auch konnten im Planum keinerlei Spuren festgestellt werden, etwa Gebäudespuren o.ä. welche mit einer Verschatzung öfters einhergehen. Es ist daher anzunehmen, dass sich die Münzen ursprünglich in einem vergänglichen Behältnis, etwa einem Lederbeutel o.ä. befunden haben. Das Fehlen von Gebäuderesten lässt darauf schliessen, dass der Schatz nicht an einer Stelle vergraben wurde, die vom Verbringer leicht wieder zu finden gewesen wäre. Ich würde daher davon ausgehen, dass es sich ursprünglich um eine Weihegabe gehandelt hatte. Die neuen Grossstämme der frühen Franken, Alemannen und Sachsen bildeten sich im dunklen zweiten Jahrhundert zunächst auf dem vakant gewordenen Gebiet der Cherusker zwischen Teutoburger Wald und Elbe.
Um das Jahr 235 stießen römische Truppen wieder in dieses Kernland vor, was durch den jüngsten Sensationsfund von Kalefeld Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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, wenig südlich von Hildesheim, belegt ist. Die Gefahr der neuen Grossstämme war für das römische Gallien offensichtlich so bedeutend geworden, dass man es wieder riskierte, gut 200 Jahre nach Varus und Germanicus, in ehemals cheruskisches Kernland nördlich von Kalefeld vorzustoßen. Obwohl die Schlacht von Kalefeld nach den Befunden für die Römer erfolgreich verlief, hatte es ihnen nur wenig Zeit verschafft. Wenig später schon stossen die Franken regelmässig ins Rheinland vor, dann fällt 256 sogar das römische Köln. Und es kommt noch schlimmer: Ganz Gallien fällt unter dem neuen Druck von Rom ab, das Gallische Sonderreich Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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entsteht. Ein Gegenkaiser regiert nun mehr in Trier, etwa 275 fällt Gallien wieder an Rom. Aber nur vorläufig, denn es wurde nie mehr wie vorher, denn jetzt nahmen die Frankenüberfälle erneut zu.
Der Niedergang Roms hatte schon Anfang des dritten Jahrhunderts begonnen, um 300 war der römische Staat im Prinzip pleite. Damit nahm die militärische Stärke vorallem an den äußeren Grenzen gefährlich ab, und wo man sich der drängenden germanischen Stämme nicht erwehren konnte, versuchte man sie mit Tributzahlungen ruhig zu stellen. Im Jahre 330 verlegte Konstantin der Große die Hauptstadt faktisch von Rom nach Konstantinopel und leitete die Zerschlagung des Reiches in einen West- und Ostteil ein. Der Westteil zerbröselte in der Folge rasant, der Ostteil konnte sich noch bis Mitte des 15. Jahrhunderts, zumindest rudimentär, halten.
Über die frühen Franken ist aus der frühen Geschichtsschreibung leider kaum etwas bekannt, außer das sie im beginnenden dritten Jahrhundert das römische Gallien bedrängen. Namen, Struktur und genaue Herkunft der neuen Stammesbünde bleiben dabei völlig diffus. Die Geschichtsschreibung erwähnt zum ersten Mal Ross und Reiter im Jahre 388, als der frühfränkische Germane Marcomer Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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, zusammen mit seinen Kumpels Gennobaudes und Sunno, wieder einmal den Kölnern an die Wäsche geht. Nach der Plünderung zieht er sich mit Sunno über den Rhein zurück und lockt die nachrückende römische Truppe irgendwo östlich des Rheines in eine Falle. Gennobaudes dagegen fand gegen die Römer nur den Weg zu Wodan. So berichtet es jedenfalls der römische Geschichtsschreiber Sulpicius.
Ob nun Marcomer und Sunno diese Münzen dorthin schleppten oder ein Unterführer aus ihrem oder einem der fränkischen Heere und Banden davor, läßt sich nicht mehr klären. Ein kleines Beutelchen des Tributes oder der Beute jedenfalls fand seinen Weg dorthin. Die Deponierung von Münzen als Weihegeschenk an einen Gott war an heiligen Orten sowohl in römischen als auch germanischen Kontext üblich. Häufig am Wasser, wie etwa an Quellen, in Mooren und Seen, Flußbrücken oder Brunnen. Aber auch an heiligen Hainen und Orten, wie es der Platz einer erfolgreichen Schlacht war, wie uns nicht zu letzt Tacitus vom Ort der Varusschlacht berichtet. Und diese Schlacht hatte neben dem Hain in Kalkriese wenigstens weitere noch lange sichtbare markante Orte hinterlassen: Nämlich die notwendigen Marschlager. Hier nun wäre der ideale Ort für die üblichen Opferungen eines kleinen Münzschatzes als Dank für eine gewonnen Schlacht gewesen.