[x] Bitte registrieren Sie sich um alle Funktionen des Forums nutzen zu können. Als Gast können Sie z.B. keine Bilder betrachten.

Registrieren          Schliessen
Achtung!
 >  Sondengehen > Fundstellen > Ortsnamenforschung > Thema:

 Bergnamen Godenberg, Godesberg, Gudenberg, Gudesberg

Gehe zu:  
Avatar  Bergnamen Godenberg, Godesberg, Gudenberg, Gudesberg  (Gelesen 317 mal)
A A A A
*
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Seiten: 1    Nach unten
Offline
(versteckt)Themen Schreiber
#0
03. Januar 2020, um 14:45:28 Uhr

Bergnamen Godenberg, Godesberg, Gudenberg, Gudesberg

Diese Bergnamen bergen ein erstaunliches Geheimnis.  Bekannt ist der Godesberg bei der Stadt Bad Godesberg oder auch der Gudensberg bei der Stadt Maden in Nordhessen.  Sehen wir uns die Namen der Stadt Gudensberg im Mittelalter an, so geben sie einen ersten Hinweis wer der Namensgeber - wer dieser geheimnisvolle Gode ist.
1131 heißt der Ort Wuodensberg, 1133 tauchen gleich zwei Namen in den Urkunden auf, Godensberg und Utenesberg, 1150 lautet der Name Gudenesberg, 1189 Wutensberg und 1200 Vvtensberc. (hierbei handelt es sich nicht um zwei V, sondern um zwei U die nur als V geschrieben wurden, also Uutensberg)

Die älteste Namensform- bringt uns dem ursprünglichen Namen am nächsten.  Zunächst soll aber kurz auf die doch sehr unterschiedlichen Namen des Ortes eingegangen werden.  Man fragt sich natürlich, warum die Einwohner ihren Ort ständig einen anderen Namen geben.  Dafür gibt es mehrere Gründe.  So kommen u. a. Lautwechsel in Betracht.  Dieser erfolgt aber nicht von heute auf gleich.  Eine wesentliche Ursache in der unterschiedlichen Schreibweise der Ortsnamen liegt einfach darin, dass es keine einheitliche Rechtschreibung gab, dass die Einwohner den Namen ihres Ortes nur so kannten, wie er im Dialekt gesprochen wird und der Schreiber, da er den Dialekt nicht kannte, den Namen des Ortes so aufgeschrieben hat, wie er ihn verstanden hat.  Doch wer waren denn die Schreiber?  Wer war im 11 und 12.  Jahrhundert schriftkundig?  In der Hauptsache waren das Mönche.  Diese Mönche hatten wiederum ein Interesse daran, jegliche Hinweise auf heidnische Götter zu tilgen.  Tauchte eine Ortsbezeichnung, ein Flur- oder Bergnamen auf, der einen Hinweis auf eine heidnische Tradition enthielt, so wurde der Ort in der Urkunde einfach so abgeändert, dass die heidnische Bedeutung nicht mehr zu erkennen war.

Welche Gründe für den Wandel von Wuodensberg in Gudensberg vorlagen, liegen im Dunkel der Geschichte verborgen.

Den Wechsel von W nach G finden wir auch bei der Ortschaft Godesberg bei Bonn.
Hier lauten die früheren Namensform Wodenesberg.  Die Gleichartigkeit der
Wortentwicklung deutet auch einen Lautwechsel als Ursache hin.

Für weitere Beispiele dienen Utzberg bei Weimar, dessen früherer Name
Godenesberg hieß, Gutmannshausen in Thüringen, früher Wudaneshusen oder
Godensholt in Oldenburg, früher Wodensholt.

Sprachwissenschaftler werden eventuell die eine oder andere Ableitung in Zweifel ziehen, da in einigen Wortformen das Genitiv s fehlt.  Diese Einwände mögen formal richtig sein, aber eine allzu wissenschaftliche Betrachtung verstellt nur den Blick auf die Realität vor Ort.  In keinem Fall ist sicher, ob die mundartliche Form des Namens in den alten Urkunden richtig wiedergegeben ist.
Doch grau ist alle Theorie.  Ob sich ein Name wie Godesberg, bezogen auf ein konkretes Objekt, tatsächlich auf dem Namen des germanischen Gottes Wodan zurückführen lässt, muss für jeden Ort recherchiert werden.  Die Anwendung Sprachwissenschaft reicht dazu nicht aus.

Dazu muss der Gesamtkomplex eines möglichen Wodans-Heiligtums in die Betrachtung einfließen.

Dazu gehört als erstes die Form des Berges.  Besitzt der Berg eine klassische Kegelform ist dies der erste Punkt, der für einen heiligen Berg spricht.

Besitzt oder besaß der Berg eine Quelle?
Welche Bewuchsmerkmale weist der Berg auf?  Heiligtümer lagen oft auf Bergen mit einem lichten Bewuchs.
Wie lauten die Namen der Flurnamen im Umfeld des Berges?

Die alte Bezeichnung für ein Heiligtum lautete löch, Löher oder Löer.  Möglich ist auch der Name Hain, Hans, Hanse, Heinze oder Hahn.  Dabei ist jedoch zu beachten, dass Hain auch die Bezeichnung für Herrenwald (Grafenwald) war.

Gibt es auf dem Berg einen Felsen oder einen Stein.  Hierbei kann es sich sowohl um einen Felsen aus anstehenden Gestein handeln oder um einen Findling.  Zu nennen wären an dieser Stelle die sogenannten Schalensteine.  Diese Steine weisen künstlich geschaffene napfförmige Vertiefungen auf.  In der Sage gerne als die Abdrücke der Teufelshand bezeichnet.

Gibt es keinen Stein, dann kommt der Stein vielleicht in einer Wortform vor, wie z. B. Steinberg.  Pabst Georg III. hatte nämlich eine Anweisung gegeben, die Steine an denen die Heiden ihre Schwüre schwören zu zerstören. (Altarsteine)

Der Gott Wodan wurde nicht im gesamten Gebiet der Germanen mit dem gleichen Namen bezeichnet: Wotan, Wodanaz, Woden, Woutan, Wode, Waud, Waur, Wutan, Wute, Guet, Muet, Oen, Foon und Noen waren seine Namen.  Versteckt sich eine dieser Namensformen in einem Flurnamen, gibt es wieder einen Punkt in unserer Liste.

Die christliche Kirche hatte ein ganz besonderes Interesse die alten Kultplätze in Vergessenheit geraten zu lassen.  Sie bediente sich dabei zweier unterschiedlicher Strategien.
A)   Sie baute eine Kapelle, Kirche, ein Kloster oder ein Kreuz auf die Kultstelle.
B)   Sie verteufelte den Kultort.
Heutige mögliche Namen des Berges zu A): Kapellenberg, Kirchenberg, Kreuzberg, Himmelsberg, Heiligenberg, Heiliger Wald, Heiligenfeld usw.
Heutige mögliche Namen des Berges zu B): Teufelsberg, Höllenberg, Hellenberg

Die Erinnerung in der Bevölkerung an die ursprüngliche Kultstätte kann sich aber auch in Namen wie Altenberg, Altenstadt, Altenstedt, Altenfeld, Altenweil usw. erhalten haben.

Bei einem Godesberg, Gudensberg usw. in Verbindung mit weiteren Flurbezeichnungen der o. a. Art kann man durchaus von einem Wodans-Heiligtum ausgehen.

Übrigens.  Kirchen und Kapellen auf einem Wodans-Heiligtum sind überwiegend dem hl. Michael geweiht.

Anmerkung: Ehre wem Ehre gebührt.  Dieser Bericht fußt zu einem großen Teil auf den Ausarbeitungen des Heimatforschers Joseph Christ, der seine Erkenntnisse 1930 in einer kleinen Broschüre veröffentlicht hat.




Seiten: 1 
Haftungsausschluss / Nutzungsbedingungen Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Mobile Version
Powered by SMFPacks WYSIWYG Editor