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 >  Geschichte > Geschichte des Altertums > Römisches Reich (Moderator: zenzi1) > Thema:

 Römer in Mitteldeutschland

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Avatar  Römer in Mitteldeutschland  (Gelesen 3511 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
29. Januar 2020, um 13:19:46 Uhr

Römer in Mitteldeutschland?

Ja, es gibt Hinweise darauf, dass sie in Mitteldeutschland waren, so z. B. der Hinweis auf den Königswaal bei Rietzmeck und Brambach an der Elbe bei Aken-Dessau, sei ein Lager das Tiberius errichten lies. Hier hätten seine Truppen den Winter verbracht und im Frühjahr zog er von dort aus in Richtung Böhmen.

Das erste Marschlager müsste dann in einer Entfernung von 20-30 km zu finden sein. Innerhalb dieser Strecke liegt der Ort Zörbig. Der Ortsgrundriss erinnert an ein römisches Lager. Bis 1956 wurden in Zörbig insgesamt 16 römische Münzen sowie römische Keramik, wie z. B. eine Terra-Nigra-Schale die im Garten der Leipziger Str. 20 entdeckt, die unter der Inventar-Nr. A 135 des Zörbiger Museums inventarisiert ist. Weitere 30 römische Funde wurden bis 1956 an das Landesmuseum nach Halle abgeliefert.

Die Marschroute zog sich möglicherweise über Halle und dann weiter in Richtung von Merseburg und trifft hier auf das berühmte Lager „at caput Julia flumius“. Auch bei Dresden-Friedrichstadt und in Börnewitz bei Meißen sind römische Münzen gefunden worden und ganz in der Nähe heißt ein Hügel „Römische Bosel“.

Nicht weit, bei Hohenwussen im Jahntal bei Mugeln liegt der wohl interessanteste Friedhof den man sich vorstellen kann. Der Kirchhof ist von einem Erdwall in den Maßen 60 x 60 Meter umgeben, das sind die gängigen Maße eines römischen Kleinkastells.
Archäologisch ist der Wall nicht erforscht, man glaubt an eine Entstehungszeit im Dreißigjährigen Krieg. Das glaubten die Archäologen auch bei dem Erdwall im Wald von Oberbrechen bei Limburg an der Lahn oder bei den Wällen im Wald bei Hedemünden.
Da diese Zeit kaum einen Archäologen wirklich interessiert, erfolgen hier auch keine Untersuchungen. Der „Burgwall“ wie er von den Hohenwussenern genannt wird, hat zwei Eingänge, die sich wie bei römischen Kleinkastellen üblich, exakt mittig im Wallabschnitt befinden. Auf die Idee, hier eine Entstehungszeit im 30-jährigen Krieg zu vermuten, kann man nur kommen, wenn man nie ein römisches Kleinkastell gesehen hat. 

Dann gibt es noch den merkwürdigen Ortsnamen Quingenberg, welcher durchaus auf die Bezeichnung „castra quinquena“ zurück gehen könnte, der Bezeichnung für ein römisches Kohortenkastell.

Kommen wir zu dem Ortsnamen Tautenburg bei Jena. Durch einen einfachen Vokaltausch ergibt sich daraus ein Teutenburg und erinnert an teutoburgiensis. Gewisse sind dies Spekulationen, doch die weiteren Orts- und Flurbezeichnungen lassen aufhorchen. Das Dorf Vesta, gleichlautend wie die römische Hausgöttin Vesta, ist von Wällen umgeben. Beim Ort gibt es die Flurbezeichnung „Leichenhügel“. Der Hügel trug noch 1950 eine braune Erdkappe, deren dunkle Erde von den Bewohnern als Dünger für die Felder geholt wurde. (Die Reste von 30.000 Toten?).
Aus dem nahe liegenden Ort Goddula lässt sich lassen sich leicht die Worte „gode wala“ bilden, das ist germanisch und bedeutet Wotans Walstatt. Weitere Flurbezeichnungen lauten Leichengärten, Leichenwiese, kleine Leichenfelder, große Leichenfelder und eine Wüstung dort heißt „Lychen“, was Leichen ausgesprochen wird.

Dies alles sind keine neuen Erkenntnisse. Sie entstammen dem Buch „Media in Germania“, dessen Zustandekommen ebenso interessant ist wie sein Inhalt. Der Autor war Geschichtsforscher in der DDR. Den Gegenstand seiner Forschung – die Römer – dafür interessierte sich die amtliche Archäologie kein Stück. Die Germanen oder die imperialen Römer spielten in der mitteldeutschen Archäologie keine Rolle. Dies musste auch Walther Pflug erfahren, als er seine Forschungsergebnisse veröffentlichen wollte und in der DDR von Verlag zu Verlag fuhr. Überall wurde er abgewiesen. So schmuggelte er sein Manuskript heimlich in den Westen und veröffentlichte sein Werk 1956 beim Franz Schröter Verlag in Gießen.

Für ihn wurde das zur persönlichen Katastrophe, da er dadurch den Zorn der DDR-Führung auf sich gezogen hat. Sein Werk „Media in Germania“ ist heute kaum mehr zu bekommen. Einige seiner Forschungsergebnisse sind heute widerlegt, aber mit seiner These, dass sich die Eroberung Germaniens durch die Römer in der Mitte Germaniens abspiele und nicht auf das abseits gelegene Gebiet an Ems und Lippe beschränkte, hat sich die Amtsarchäologie bis heute nicht auseinandergesetzt.

Strategisch macht es keinen Sinn, einen kleinen Streifen Germanien im äußersten Westen zu besetzen, wenn man in Böhmen Krieg führen will. Römische Kriegsführung basierte immer auf Zangenbewegungen und dafür war die Besetzung von Teilen des heutigen Mitteldeutschlands notwenig um Böhmen in die Zange nehmen zu können.

Die wahre Geschichtsforschung findet heute abseits der Elfenbeintürme statt. Die Entdeckung des römisch-germanischen Gefechtsfeldes am Harzhorn durch Sondengänger steht genau dafür, wie auch die Entdeckung des Lagers Hedemünden. Die Wälle waren lange bekannt, erst als durch Sondengänger römische Artefakte gefunden wurden, wurde auch die Amtsarchäologie darauf aufmerksam.

Literatur: Media in Germania von Dr. Walter Pflug

 


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#1
29. Januar 2020, um 18:55:29 Uhr

Was hälst du von der Theorie, dass Parthenopolis (Magdeburg) nicht nur ein Lager, sondern eine echte römische Stadtgründung mit festen Bauwerken war? An einem strategischen Brückenkopf der wichtigsten Handelstrasse durch Germanien an der Albusquerung mit einem Brückenkopf am jenseitigen Ufer (Hohenwarthe)?

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#2
29. Januar 2020, um 20:30:28 Uhr

Hier mal ein Auszug aus einem Heimatheft
einer Nachbargemeinde

Sorry Drusus   Zwinkernd


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IMG_20200129_202810.jpg
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#3
29. Januar 2020, um 21:14:25 Uhr

Drusus bin ich letztes Jahr auch begegnet, als ich in Arneburg an der Elbe war.  Lächelnd

Aber dass man sich in der DDR nicht für römische Funde interessiert hat, glaube ich nicht:
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In dem Buch sind auch einige Karten drin und man sieht, dass sich die Funde vor allem in Thüringen und im südlichen Sachsen-Anhalt häufen. Das liegt aber wohl eher daran, dass die Germanen dort bessere Handelsbeziehungen zu den Römern hatten.


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arneburg1.jpg
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#4
29. Januar 2020, um 22:49:51 Uhr

Die Erforschung des Slawentums war im Gegensatz zur Erforschung der Germanen Staatsdoktrin.
Hier mal ein interessanter link

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Das heißt aber nicht, dass nicht auch Germanen und Römer erforscht worden wären. Allerdings sieht man, dass die
Literatur über germanische Gräberfelder von einer Hand (wenn überhaupt) voll Archäologen verfasst wurde.
Oft fehlte es bei den Ausgrabungen an Allem, so dass die Familie des Archäologen und Schulklassen zur Mithilfe herangezogen wurde. Schön zu lesen in den Büchern von Schuldt, die man z. T. auch bei dem von dir verlinkten 
Versanhändler bekommt, Jacza.

  [winken]Alraune

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#5
30. Januar 2020, um 04:56:06 Uhr

Leider hat genau dieser Versandhändler eine saumäßige Ordnung in seinem Laden.
Da sucht man ewig ein Buch,findet's bei ihm,freut sich wie ein Schneekönig,bestellt,bezahlt und 2 Tage später wird storniert   
" Der Titel ist nicht mehr verfügbar " .  Kotzen
Wenigstens das Geld kam schnell zurück.

Gruß

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#6
30. Januar 2020, um 09:00:04 Uhr

Geschrieben von Zitat von Jacza
Drusus bin ich letztes Jahr auch begegnet, als ich in Arneburg an der Elbe war. Lächelnd

Aber dass man sich in der DDR nicht für römische Funde interessiert hat, glaube ich nicht:
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In dem Buch sind auch einige Karten drin und man sieht, dass sich die Funde vor allem in Thüringen und im südlichen Sachsen-Anhalt häufen. Das liegt aber wohl eher daran, dass die Germanen dort bessere Handelsbeziehungen zu den Römern hatten.

Das Zitat ist mMn teilweise "entlehnt" aus: S.Fischer-Fabian "Die ersten Deutschen" S 258.

Allein was er auf den Seiten 280ff zB zur Varusschlacht und deren genauen Ort schreibt, ist (Stand 70erJahre) echt lesenswert, da mit Ironie und viel Humor geschrieben!

« Letzte Änderung: 30. Januar 2020, um 09:43:48 Uhr von (versteckt) »

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(versteckt)Themen Schreiber
#7
30. Januar 2020, um 09:58:01 Uhr

Geschrieben von Zitat von rollenheini
Hier mal ein Auszug aus einem Heimatheft
einer Nachbargemeinde

Sorry Drusus Zwinkernd


Moin rollenheini,

wie heißt denn die Nachbargemeinde? Wäre für eine Quellenangabe hilfreich.

Vielen Dank

Walter

Hinzugefügt 30. Januar 2020, um 10:03:59 Uhr:

Geschrieben von Zitat von lucius
Was hälst du von der Theorie, dass Parthenopolis (Magdeburg) nicht nur ein Lager, sondern eine echte römische Stadtgründung mit festen Bauwerken war? An einem strategischen Brückenkopf der wichtigsten Handelstrasse durch Germanien an der Albusquerung mit einem Brückenkopf am jenseitigen Ufer (Hohenwarthe)?

Moin lucius,

gerade der Magdeburger Dom hat einige Merkwürdigkeiten. Seine Säulen sind römisch, was auch von niemanden bestritten wird, allerdings sollen sie im Mittelalter von Italien aus nach Magdeburg gebracht worden sein. Im Umfeld fand man ein riesiges Kapitell, was weder auf die vorhanden Säulen passt noch für einen Vorgängerbau des Doms in Frage kommt. Warum sollte man es nach Magdeburg geschafft haben? Außerdem gibt es eine Reihe von Spitzgräben in der Nähe des Doms.

« Letzte Änderung: 30. Januar 2020, um 10:03:59 Uhr von (versteckt), Grund: Doppel-Beitrag zusammengefasst »

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#8
17. Februar 2020, um 08:55:07 Uhr

Allein in Thüringen wurde in den letzten Jahren so einiges römisches gefunden:

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Lager Hachelbich


Und bei Mühlhausen wurde eine Werkstatt für Sandalennägel gefunden.
Zusaätzlich wurden von mir und Bekannten schon die eine oder andere römische Münze aus dem 2. Jahrhundert gefunden.

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