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 >  Fundforen > Waffen und Ausrüstung vor WKI > Antike Schusswaffen & Munition (Moderator: kugelhupf) > Thema:

 Erste Kanonenkugel gefunden und restauriert

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Avatar  Erste Kanonenkugel gefunden und restauriert  (Gelesen 1244 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
13. März 2022, um 13:49:39 Uhr

Leute, ich freu mich wie Bolle!


Ich war neulich mal wieder in einem meiner Lieblingswälder. Kam lange nix interessantes, aber dann brachte der Deus im Deep Programm ein schönes Signal mit Leitwert 48. Der kommt ja eher nicht so oft, die Neugier war also geweckt. Das Signal änderte sich auch nicht, weder beim Schwenkrichtung wechseln noch als ich bereits 30 cm gegraben hatte. Normal liegen in dieser Tiefe mit so einem starkem Signal ja eher große, rostige Teile, aber der Ton war anders, klarer und nicht knarzig. Bei etwa 40 cm dann die Überraschung: rund. Ich hatte nie eine Kanonenkugel vermutet, da mir in dieser Gegend keine Schlacht bekannt war. Freude war natürlich groß, als beim ausgraben tatsächlich dieser Trümmer raus kam!


Ab nach Hause, sauber machen. (Später bin ich übrigens noch mal zu der Stelle, da ich nicht sicher war ob ich in der Aufregung das Loch wieder zu gemacht hatte. Hatte ich :-))
Nach der ersten groben Reinigung war klar daß es keine Kugelstoßkugel war, es fehlten die Zahlen zur Gewichtsangabe. Gewicht (2760g) und Durchmesser (90mm) passten auch zu einer französischen Kanonenkugel um 1818.


Zuerst hatte ich mit einem Hammer die groben Rostausblühungen abgeklopft. Da bin ich schon mit Schmackes und Liebe drangegangen, nachdem ich gemerkt habe daß die Kugel dadurch keine Macken bekommt. Dann ab ins destillierte Wasser, mit einem Schuss Spüli und etwas Kaisernatron. (Danke Drusus für deine Anleitung zum restaurieren, ich habe mich allerdings immer wieder etwas davon entfernt). Insgesamt lag das Ding fast vier Monate im Entsalzungsbad, beim Wasserwechsel habe ich immer mal wieder den losen Rost entfernt. Die ganz hartnäckigen flachen Roststellen habe ich mit einer kleinen Rundbürste auf der Ständerbohrmaschine entfernt. Nachdem alles weg war, habe ich mit sehr feiner Stahlwolle im dest. Wasser noch den letzten Dreck abgebürstet.


Zum trocknen kam sie in den Ofen, bei 100 Grad Umluft für etwa eine Stunde. Sollte sich allerdings später noch herausstellen daß das zu kurz war.


Jetzt kam der schönste Teil: Konservieren in Paraffin. 1 Kilo im Netz bestellt, in einen kleinen Topf gegeben und bei kleiner Hitze schmelzen lassen. Die Kugel eingelegt und bei kleiner Flamme durchziehen lassen. Laut Drusus so lange bis keine Blasen mehr aufsteigen. Es blubberte. Und es blubberte. Und es blubberte…


Nach 1,5 Stunden blubberte es immer noch, vermutlich war einfach die Trocknungszeit zu kurz und immer noch zuviel Restfeuchte in der Kugel. Ich hatte auch immer wieder mal die Temperatur erhöht, da blubberte es schon deutlich mehr, aber das Paraffin fing an zu rauchen, und ich wollte vermeiden daß es verbrennt und ev. komisch riecht oder dunkel wird. Das war übrigens auch der Moment, als ich hoffte daß es sich hier um eine Vollkugel und nicht um eine mit irgendwas gefüllte Hohlkugel handelt:-)


Ich habe sie dann im Paraffin abkühlen lassen, damit das Wachs schön in die Hohlräume reingezogen wird. Das Ergebnis gefällt mir gut, die Kugel ist gleichmäßig dunkel und fühlt sich in der Hand sehr griffig an.


Für mich ist das mein bisher schönster Fund, und ich würde ihn für 1000€ nicht hergeben wollen!


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« Letzte Änderung: 13. März 2022, um 13:57:12 Uhr von (versteckt) »

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(versteckt)
#1
13. März 2022, um 16:13:28 Uhr

Schön geworden. 

Denkt dir nichts, ich habe schon Kugeln über 4 Stunden kochen lassen, bis nichts mehr geblubbert hat. Da kann ein Gusslunker (Hohlraum) mit sehr engem Zugangskanal in der Kugel sein und da kann das dann einfach dauern, bis der sich mit Paraffin gefüllt hat.

Viele Grüße, 
Günter

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#2
13. März 2022, um 16:29:37 Uhr

Glückwunsch zur schönen Kugel , Ich würd auch sehr gerne mal eine finden.
Kaiser Natron ist leider das falsche Natron bei Eisenfunden , hier braucht es Natriumhydroxid (Ätznatron).
Ich hab den gleichen Fehler mit einem Messer gemacht und anfangs Natron verwendet , das hat dann erst so richtig zum rosten angefangen.

Beste Grüße !

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#3
13. März 2022, um 19:13:35 Uhr

Hallo

      Glückwunsch zum Fund deiner  Kanonenkugel  ,  toller Fund ,  und Danke für den Tipp zur  Restaurierung

       deiner Kugel .   Habe  leider noch keine Kanonenkugel gefunden , aber ich weis jetzt wie man sie

       restauriert .

       Gruß K.

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#4
13. März 2022, um 21:57:40 Uhr

Gewicht und Durchmesser passen eher zu einem nicht französischen Sechspfünder, z.B. einem österreichischen. 

Es wäre wirklich sehr interessant, wie die Kugel dorthin gekommen ist. Gibt es vielleicht in maximal 2km Entfernung eine Festung?

Viele Grüße, 
Günter

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(versteckt)Themen Schreiber
#5
14. März 2022, um 19:40:56 Uhr

Geschrieben von Zitat von Drusus
Gewicht und Durchmesser passen eher zu einem nicht französischen Sechspfünder, z.B. einem österreichischen. 

Es wäre wirklich sehr interessant, wie die Kugel dorthin gekommen ist. Gibt es vielleicht in maximal 2km Entfernung eine Festung?

Viele Grüße, 


Günter


Günter, die nächste Festung ist etwa 5km entfernt. 
Welche Jahreszahl würde denn zu einer Österreichischen Kugel passen?

Hinzugefügt 14. März 2022, um 19:41:06 Uhr:

Geschrieben von Zitat von Drusus
Gewicht und Durchmesser passen eher zu einem nicht französischen Sechspfünder, z.B. einem österreichischen. 

Es wäre wirklich sehr interessant, wie die Kugel dorthin gekommen ist. Gibt es vielleicht in maximal 2km Entfernung eine Festung?

Viele Grüße, 


Günter


Günter, die nächste Festung ist etwa 5km entfernt. 
Welche Jahreszahl würde denn zu einer Österreichischen Kugel passen?

Hinzugefügt 14. März 2022, um 19:41:09 Uhr:

Geschrieben von Zitat von Drusus
Gewicht und Durchmesser passen eher zu einem nicht französischen Sechspfünder, z.B. einem österreichischen.

Es wäre wirklich sehr interessant, wie die Kugel dorthin gekommen ist. Gibt es vielleicht in maximal 2km Entfernung eine Festung?

Viele Grüße,


Günter


Günter, die nächste Festung ist etwa 5km entfernt.
Welche Jahreszahl würde denn zu einer Österreichischen Kugel passen?

Hinzugefügt 14. März 2022, um 19:43:23 Uhr:

Geschrieben von Zitat von ramsess
Kaiser Natron ist leider das falsche Natron bei Eisenfunden , hier braucht es Natriumhydroxid (Ätznatron).


Das Kaisernatron sollte nicht zur Reinigung dienen, sondern lediglich als schwache Lauge das weitere rosten verhindern. Das hat auch geklappt, wobei ich natürlich nicht weiß ob das am Natron lag.

« Letzte Änderung: 14. März 2022, um 19:43:23 Uhr von (versteckt), Grund: Doppel-Beitrag zusammengefasst »

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#6
14. März 2022, um 19:55:14 Uhr

Glückwunsch
Das nenne ich mal eine perfekte Restauration

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#7
14. März 2022, um 20:18:02 Uhr

Geschrieben von Zitat von Busbahnhof
Welche Jahreszahl würde denn zu einer Österreichischen Kugel passen?

Mitte 18. bis erste Hälfte 19. Jahrhundert auf alle Fälle. Wobei wahrscheinlich auch frühere Geschütze dieses Kaliber hatten.

Damit man mit Kaisernatron den PH ähnlich erhöht, wie man das mit NaOH macht, muss man wahrscheinlich die 20fache Menge einsetzen. Das hier nichts weitergerostet hat, ist wohl der Magnetidschicht zu verdanken. 

Viele Grüße, 
Günter

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#8
15. März 2022, um 17:10:01 Uhr

So ähnlich war es bei meiner ersten auch, habe zwar das Loch zugemacht aber den Spaten stehen lassen.Smiley 
Vielleicht liegen noch mehr da.

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