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 Petra Kieselbach, Metamorphose des Steins, Vom Rohmaterial zu Kulturgut

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Avatar  Petra Kieselbach, Metamorphose des Steins, Vom Rohmaterial zu Kulturgut  (Gelesen 1094 mal) 0
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16. Februar 2010, um 12:15:44 Uhr

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In der vorliegenden Arbeit wurde das Silexmaterial von 14 jungneolithischen Siedlungen nach technologischen und typologischen Gesichtspunkten untersucht. Ziel war, das Produktionssystem für die verschiedenen Silexinventare, die sich anhand der Keramik den entsprechenden jungneo¬lithischen Kulturgruppen zuordnen lassen, herauszuarbeiten, um so die Differenzen bzw. Über¬einstimmungen für die verschiedenen jungneolithischen Kulturgruppen in räumlicher und zeit¬licher Hinsicht zu erfassen. Die Silexartefakte wurden hierzu im Rahmen einer Merkmalanalyse untersucht.
Die Rohmaterialanalyse ergab für die verschiedenen Siedlungen eine unterschiedliche Nutzung von lokalen, regionalen und überregionalen Lagerstätten, die vor allem von der geographischen Lage der Siedlungen zu den Romateriallagerstätten bestimmt war. Danach versorgten sich die Siedlungen, die in der Nähe von gut verfügbaren Lagerstätten lokalisiert waren, vorwiegend mit lokalem Rohmaterial. Siedlungen mit weniger guten lokalen Rohmaterialquellen verwendeten hingegen verstärkt regionale und überregionale Rohmaterialien. In fast allen Silexinventaren bildete der von der Schwäbischen Alb stammende Jurahornstein das am häufigsten verwendete Rohmaterial. Eine Ausnahme stellen die Silexinventare der Michelsberger Kultur dar, die einen hohen Anteil an bayrischen Plattenhornsteinen aufweisen.
Insgesamt lassen die Kulturgruppen ein weitgehend opportunistisches Verhalten bei der Roh¬stoffversorgung erkennen, das weitgehend an die natürlichen Gegebenheiten der Umwelt anpasst war. Ferner deuten die verwendeten Rohmaterialien darauf hin, dass das Versorgungsdenken der jungneolithischen Bevölkerung großräumig war und es offenbar keine ausgedehnten Zugangsre¬striktionen gab.
Die Analyse der Umformungsprozesse des Produktionssystems zeigte, dass die Beschaffung der Rohmaterialien in Abhängigkeit von der Rohmaterialverfügbarkeit stand. Danach importierten die Siedlungen ihr Rohmaterial je nach Distanz zu den Rohmateriallagerstätten entweder als ganze Rohknollen oder als Halbfabrikate bzw. fertige Werkzeuge. Die differierenden Grund¬formanteile sowie die unterschiedliche Kortexbedeckung der Silexartefakte belegen, dass eine örtliche Produktion in unterschiedlich hohem Umfang in den Siedlungen stattfand. Hierbei spielten ebenfalls weniger kulturgruppenspezifische Merkmale eine Rolle als vielmehr die Ver¬fügbarkeit der Rohmaterialien. Die schlagtechnischen Untersuchungen ergaben eine weitgehende Übereinstimmung bei der Herstellung der Silexartefakte im Jungneolithikum. Die knollen¬förmigen Rohmaterialien wurden vorwiegend in Abschlag- bzw. Klingentechnik abgebaut. Die Bearbeitung der Plattenhornsteine fand hingegen primär nach dem formgebenden Umformungs¬prozess statt. Der Kernabbau erfolgte stets von gut präparierten Kernen mit vorwiegend gleich ¬bleibender Abbaurichtung.
Bei der Herstellung der Werkzeuge ist eine Größenauswahl festzustellen. Das Werkzeugspektrum ist bei allen Inventaren sehr einheitlich und weist nur wenige kulturgruppenspezifische Werk¬zeugformen auf. Bei allen Silexinventaren lässt sich ferner eine Instandsetzung der Silexinventare nachweisen.
Aus den Ergebnissen der Rohmaterialanalyse und des Produktionssystems ergeben sich Hinweise zur Silexversorgung. Danach existierte während des Jungneolithikums kein festgelegtes kultur¬gruppenspezifisches Versorgungssystem. Vielmehr handelte es sich um ein alle Kulturgruppen in gleicher Weise umspannendes und miteinander verknüpftes Versorgungsnetz. Welches Ausmaß das Versorgungsnetz für die einzelnen Siedlungen hatte und in welcher Form es unabhängig oder abhängig von benachbarten Siedlungen organisiert war, wurde primär von der lokalen Ressour¬censituation bestimmt. Die in den Siedlungen vorhandenen Fernimporte sind unabhängig von diesem ‘normalen’ Distributionsnetz zu betrachten und in erster Linie auf soziale Kontakte zurückzuführen. Darüber hinaus lässt die Michelsberger Kultur ein etwas anderes Verhalten bei der Silexversorgung erkennen, das weniger von der lokalen Ressourcensituation bestimmt wurde, sondern vorwiegend überregionale Rohmaterialien aus bayrischen Lagerstätten nutzte. Ein spezielles Austauschsystem lässt sich demnach vermuten. Zudem existierte bei dieser Kultur¬gruppe vermutlich ein spezieller Austausch von Klingen bzw. Klingengeräten aus Kreidefeuer¬stein. Im Vergleich zu den anderen jungneolithischen Kulturgruppen zeichnet sich die Michels¬berger Kultur folglich durch eine höhere Mobilität und regeren überregionalen Güteraustausch aus.

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