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 >  Geschichte > Geschichte des Altertums > Bronzezeit (Moderator: maxxblade) > Thema:

 Versunkene Welten: Die Bronzezeit in Mitteldeutschland

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Avatar  Versunkene Welten: Die Bronzezeit in Mitteldeutschland  (Gelesen 3365 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
07. September 2009, um 01:23:27 Uhr

Die 3.600 Jahre alte Bronzescheibe mit Goldauflagen die älteste konkrete Darstellung des Kosmos - ein Schlüsselfund für die Archäologie, die Astronomie und die Religionsgeschichte. Sie ist neben 7.000 anderen, zum Teil sensationellen Exponaten in der neuen Dauerausstellung im generalsanierten Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen. Das Besondere an der Schau ist das überraschende Gesamtkonzept, das dem "prähistorischen Menschen wieder Leben einhauchen möchte", so Museumdirektor
Dr. Harald Meller.
Mythos Sonne: Mitteldeutschland in der frühen Bronzezeit

Was für uns heute ein Wunschtraum ist, war vor rund 4.000 Jahren Realität – prosperierende Landschaften! Denn im heutigen Mitteldeutschland gab es ein wahrhaft bedeutendes wirtschaftliches und kulturelles Potential. Fruchtbare Böden waren bevorzugtes Siedlungsgebiet. Und hier wurden Bodenschätze gefunden, vor allem das so genannte weiße Gold, sprich Salz. Gleichzeitig existierte ein brillantes Infrastruktursystem: Hier kreuzten sich wichtige Handelswege, auf denen Kupfer aus dem Alpenraum nach Norden und Bernstein von der Ostsee nach Süden transportiert wurden. Aber auch eigene Produkte wurden auf den Weg gebracht. So war Mitteldeutschland ein bedeutender Umschlagplatz. Mit dem Handel kam es auch zum Wandel der Gesellschaftsstrukturen: Erste Formen von Herrschaftssystemen sind heute an Grabfunden ablesbar – beispielhaft sind die Fürstengräber von Leubingen. Aber auch die Metallurgen, die Schmiede galten mit ihrer Fähigkeit, aus Kupfer- und Zinnerzen glänzende Bronze herzustellen, geradezu als Schamanen und wurden mit reichen Grabbeigaben bestattet.
Rechte: artour
Sonnenkult im Schiff - Felszeichnung aus Engelstrup, Dänemark
Die Himmelsscheibe als Astrokugel: Von Sonnenwagen und Vogelbarken

Der steigende Metallbedarf in der Bronzezeit bildete die Grundlage eines europaweiten Austauschnetzes, in dem nicht nur Handwerkstechniken, Rohmaterialien und Artefakte gehandelt und verbreitet worden sind, sondern auch Ideen, Mythen und Weltbilder.

Bestes Beispiel ist der so genannte "Sonnenwagen von Trundholm", indem sich die kosmologische Vorstellung der Bronzezeit um 1400 v. Chr. zeigt. Es ist damit die älteste Darstellung der Idee, dass die Reise der Sonne über das Firmament mit Hilfe eines göttlichen Pferdes vonstatten geht. Gerade in den skandinavischen Ländern verbreitete sich der Glaube an solche Sonnengefährte, zu denen auch Schiffe, Fische und Schlangen gehörten, die nun immer häufiger als künstlerische Motive Verwendung fanden, wie beispielsweise die berühmten Schiffe von Nors. Auch die Himmelsscheibe von Nebra weist das Symbol des Schiffes auf – die Sonnenbarke am unteren Scheibenrand ist insofern auch als religiöses Symbol zu verstehen – ob es aber aus Nordeuropa, oder auch aus dem vorderen Orient entlehnt wurde, bleibt unklar.


Wie Hokuspokus musste es für die Bauern der Bronzezeit jedenfalls gewirkt haben, als die Priester, die Wahrsager, die Zauberer oder wie immer man die weisen Männer nennen will, die mit einer merkwürdigen Scheibe auf einem Zeremonienplatz (wie dem Mittelberg oder der Kreisgrabenanlage in Goseck) die Jahreszeiten (wie Winter- und Sommersonnenwende) vorhersagen konnten. Ja, die Himmelscheibe hat bewiesen, dass unsere Vorfahren waren alles andere als primitiv und dumm waren, sondern durchaus über mathematische Kenntnisse verfügten. Das heißt, die Wissenschaft im Europa der Bronzezeit war nicht weit hinter der im vorderen Orient zurück. Gerade die Himmelsscheibe verweist auf hoch komplexes astronomisches Wissen, und das auch noch in einer für die Zeit außergewöhnlich konkreten Art und Weise. Waren nämlich alle anderen Himmelsdarstellungen - auch die der Hochkulturen - geprägt durch mythische Darstellungen, löst sich einzig die Himmelsscheibe von dem religiösen Beiwerk, und bleibt mit der bloßen Darstellung von Sonne, Mond und Sternen ganz abstrakt. Die rund 200 Jahre später aufgebrachte Schiffsbarke zeugt dann allerdings wieder von neuen religiösen Einflüssen.


Nicht nur die Himmelsscheibe landete, wie wir durch den Grabungsbefund wissen, als eine Gabe an die Götter in einem Erddepot. Opferkult und religiöse Riten bestimmten in der Bronzezeit den Alltag. Religionen von ganz Europa zirkulierten, ihre Grundideen und zentralen Riten bestimmten das Opferverhalten. So fand man gerade auch im mitteldeutschen Raum eine große Anzahl so genannter Hortfunde - also Opfergaben an die Götter, die in Heilserwartung dem Boden übergeben worden sind. Geopfert wurde allerdings nicht irgendwas.

Zu Beginn des so genannten Metallopfers waren es Bronzen mit hohem Symbolgehalt, prestigegeladen, schön, wertvoll und vor allem heil. Denn eben das änderte sich. Tauchten erst Massen von kleinen Symbolfiguren auf, fanden sich schließlich nur noch Bruchstücke. Für die Wissenschaftler Beweis dafür, dass die Symbolkraft zugunsten des Materialwertes verschwand. Es wurde nunmehr nach Gewicht gegeben und genommen – als eine erste Form von Zahlungsmitteln sozusagen zum Handel mit den Göttern.

Doch beschränkte sich der Opferkult nicht nur auf glänzend bronzene Gegenstände, sondern umfasste durchaus auch auf Menschen, wie man mittlerweile in Goseck vermutet. In der gerade ausgegrabenen Kreisgrabenanlage im südlichen Sachsen-Anhalt hat man nämlich vom Fleisch befreite Menschenknochen gefunden. Den Zauber drum herum können die Wissenschaftler allerdings nur vermuten.
Rechte: LfA Sachsen-Anhalt
Gebacken oder geklöppelt - um die Vermarktung der Himmelsscheibe wurde vor Gericht gestritten,

gruß willi


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(versteckt)
#1
22. August 2011, um 20:46:51 Uhr

allen respekt zu sooooooooo viel wissen Schockiert
 wenn das der finder gewusst hätte?

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