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 Gratian ist gefragt

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(versteckt)Themen Schreiber
#0
15. April 2011, um 14:37:50 Uhr

Hallo Alle

Diesen Anhänger fand ich vor kurzem im Wald. Die Umschrift auf den ersten Bild lautet: "Maria Neukirch", zu Füßen der Darstellung "Roma" und darunter, die Jahreszahl 1761.
Auf der Rückseite erkennt man: SEI DEI MGAI (denke ich)
Kann jemand infos dazu geben? Im Netz findet sich nichts brauchbares.

Viele Grüße,

Wühler


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(versteckt)
#1
15. April 2011, um 19:25:32 Uhr

Der Anhänger stammt aus dem Wallfahrtsort Neukirchen beim heiligen Blut im Oberpfälzer Landkreis Cham im Bayerischen Wald. In Neukirchen löste die jetzige Wallfahrt eine ältere Hostienwallfahrt ab. Die Wallfahrt gehört zu den Typen eines "verletzten Kultbildes".

Auf der Vorderseite erkennt man das Gnadenbild der Gottesmutter Maria in deren Kopf ein Schwert steckt.

Die Legende vom "Heiligen Blut" datiert aus dem Jahre 1422, als der Markt durch den Einfall der Hussiten weitgehend zerstört wurde. Auf einer Anhöhe nahe dem Ort soll sich eine Kapelle befunden haben. 1420, so die Legende, hat eine fromme Bauersfrau das jetzige Neukirchener Gnadenbild aus dem nahegelegenen böhmischen Loucim (Lautschim) vor den Hussiten gerettet haben, nachdem diese dort eingefallen waren.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (der Kirchenführer erwähnt als Jahreszahl ca. 1450) ritt an dieser Marienstatue ein hussitischer Reiter (heute würde man sagen: Aufklärer) vorbei. Nach dreimaligem Versuch, sie in den neben der Kapelle befindlichen Brunnen zu werfen, woraufhin sie immer wieder an dem ursprünglichen Ort auftauchte, versuchte er, ihren Kopf mit sinem Säbel zu spalten, was misslang, und eine blutartige Flüssigkeit zum Vorschein brachte. Nach dem Ende der Hussitenkriege erhielt der Hauptort Neukirchen daher den Beinamen "zum Heiligen Blut".

Als der Hussit weiterreiten wollte, rührte sich das Pferd solange nicht vom Fleck (festgewachsene Hufe), bis sich dieser zum katholischen Glauben bekehrte. Auf einem Votivbild in der Wallfahrtskirche sind vier Hufeisen befestigt, die angeblich vom Pferd des Hussiten stammen. Sein Name soll Krcma gewesen sein; in deutscher Schreibweise und Aussprache ist "Kretschmer" noch heute ein gängiger Familienname in der Umgebung von Neukirchen b. Hl. Blut.

Die Legende ist erstmals 1590 schriftlich fassbar. Die Version von 1612 (Martin Huetter) spricht von einem Böhmen; Roman Sigl (1612) wusste zu berichten, dass es ein Hussit war; eine Version von 1753 spricht von einem Hussiten aus Wottawa. Spätere Legenden fügen hinzu, dass es der dortige Dorfrichter gewesen sei, und die besagte Bauersfrau Susanna Halada heißen soll.

Die angeblich originale Holzstatue der Jungfrau Maria wird in der Kirche zu Neukirchen beim Heiligen Blut aufbewahrt. Die ehemalige Waldkapelle existiert nicht mehr; stattdessen wurde eine neue Kapelle errichtet und mehrfach renoviert, die der Heiligen Anna geweiht ist. Sowohl in der Wallfahrtskirche als auch bei der St.-Anna-Kapelle existieren Brunnen, deren Wasser eine heilkräftige Wirkung zugeschrieben wird, vergleichbar der Quelle von Lourdes. Die Brunnen sind jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich; bei der Kapelle befindet sich eine Pumpe, mittels derer man im Sommer Wasser aus der Quelle fördern kann.

An die Wallfahrtskirche schließt sich eine kleine Klosterkirche an; das dazu gehörige Franziskaner-Kloster wird zurzeit (Stand: Dez. 2005) von drei Mönchen bewohnt.
(Quelle: Wikipedia, u.a. )

Die Rückseite zeigt den Heiligen Fidelis von Sigmaringen (Markus Roy), Märtyrer des Kapuzienerordens ( S. FIDEL. M. CAP.)

Gedenktag katholisch: 24. April
 n.g. Gedenktag
Regionalkalender deutsches Sprachgebiet
Regionalkalender von England
Fest im Bistum Feldkirch, im hohenzollerischen
Teil des Bistums Freiburg i.Br. und im Kapuzinerorden
geb. Gedenktag im Franziskanerorden
Name bedeutet: der Treue (latein.)
Ordensmann, Priester, Märtyrer
* im Herbst 1578 in Sigmaringen in Baden-Württemberg
† 24. April 1622 in Seewis in Graubünden in der Schweiz

Markus Roy - wie Fidelis mit bürgerlichem Namen hieß - war Sohn des wohlhabenden Stadtschultheißen von Sigmaringen, studierte und promovierte als Jurist in Freiburg und war 1611 bis 1612 Gerichtsrat im Elsass, wobei er sich das Prädikat "Advokat der Armen" erwarb.

Enttäuschung und Verbitterung über Fehlurteile und Misswirtschaft veranlassten Markus Roy 1612, in den Kapuzinerorden einzutreten. Er wurde Priester, widmete sich der Buße und der Sühne, setzte ganz auf die Kraft des Gebetes, verlängerte freiwillig die Gebetszeiten, betete auch bei der Arbeit und fastete streng über Monate hin. Als Seelsorger und Prediger in der Zeit des dreißigjährigen Krieges, der Zeit unerbittlicher und verbissener konfessioneller Streitigkeiten, bereiste er das Elsass, die Schweiz und Vorarlberg, um dort für seinen Orden rekatholisierend zu wirken. Seine Predigten machten lange Wanderungen notwendig, durch Schnee, Regen und Kälte wurde er geschwächt, schließlich krank; schon zu jener Zeit unterschrieb er seine Briefe mit "Bruder Fidelis, in Kürze eine Speise der Würmer". 1621 wurde er Guardian des Klosters Feldkirch in Vorarlberg.

Im selben Jahr besetzten die Österreicher das untere Engadin und den Prättigau in der Schweiz, es begann die gewaltsame Rekatholisierung der den protestantischen Graubündnern entrissenen Landesteile, Fidelis wurde der Leiter der von der römischen Kongregation für die Ausbreitung des Glaubens für Rhätien gegründeten Mission. Als er unter militärischem Schutz am Palmsonntag 1622 in der Kirche in Seewis predigte und zur Rückkehr zum katholischen Glauben aufforderte, kam es zu Tumulten. Als im Nachbardorf Schiers die Kirche von Österreichischen katholischen Truppen angezündet wurde, griffen die Seewiser zu den Waffen; die Österreicher wollten fliehen, Fidelis forderte sie aber zum Kampf auf, dabei wurde er von Bündner Soldaten auf der Straße erschlagen.

Im darauf folgenden Herbst kamen die Österreicher wieder und nahmen grausame Rache, das ganze Dorf Seewis wurde niedergebrannt, es gab viele Tote.

Fidelis wurde zum ersten Märtyrer des Kapuzinerordens. Seine Reliquien ruhen in Chur und im Kapuzinerinnenkloster "Maria der Engel" in Appenzell, weitere in Feldkirch und in Stuttgart, ein Armreliquiar ist in der Stadtpfarrkirche St. Johann in Sigmaringen aufbewahrt.

Kanonisation: 1729 wurde Fidelis selig, 1746 heiliggesprochen.
Attribute: Streitkolben und Schwert
Patron von Hohenzollern und Vorarlberg; der Juristen; in Gerichtsangelegenheiten; für die Ausbreitung des Glaubens; zweiter Patron der Diözese Feldkirch
Bauernregel: "Wenn's friert an St. Fidel, / bleibt's 15 Tag noch kalt und hell."
Quelle: Ökumenisches Heiligenlexikon)

Die Jahreszahl 1761 - der Anhänger wurde zum 100jährigen Jubiläum der an die Wallfahrtskirche angebauten Klosterkirche geprägt. Auf der Rückseite wird dann auch gleichzeitig der zu diesem Zeitpunkt erst kurz heiliggesprochene Sankt Fidelis geeehrt. Das Stück stammt wohl aus der bekannten Hamerani Werkstatt in Rom, das erklärt auch die Inschrift ROMA auf der Vorderseite. Es gibt ein stempelgleiches Stück ( Vorderseite) bei Peus das aber auf der Rückseite den Hl. Petrus zeigt. Bemerkenswert ist , das der heilige Fideles nicht mit seinen üblichen Attributen, sondern mit Märtyrerpalme und Buch sowie erhobener rechter Hand, dargestellt wird. Vielmehr war nämlich eine Statue Vorbild für den Medaillieur die sich in der dem Heiligen Seraphin von Montegranaro geweihten Kirche in Montegranaro  befindet. Ich habe davon mal ein Bild angehängt. Ein weiteres Indiz für die Herstellung in Italien.

Ein seltenes Stück in der großen, variantenreichen Reihe der Neukirchener Stücke.   Applaus


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Fidelis_von_Sigmaringen.jpg

« Letzte Änderung: 15. April 2011, um 20:07:09 Uhr von (versteckt) »

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(versteckt)Themen Schreiber
#2
15. April 2011, um 21:33:26 Uhr

 Schockiert Hut ab vor soviel Wissen Super
An Neukirchen Hl. Blut dachte ich schon, nur konnte ich keinen Bezug dazu finden. Neukirchen ist etwa 100km vom Fundort entfernt.
Endlich mal ein Anhänger der genau zu datieren ist.

Grüße und besten Dank

« Letzte Änderung: 15. April 2011, um 21:36:20 Uhr von (versteckt) »

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