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 Heilgenanhänger, bloß welcher ?

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Avatar  Heilgenanhänger, bloß welcher ?  (Gelesen 775 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
06. Mai 2014, um 08:20:27 Uhr

Hallo Kollegen,

habe diesen Heiligenanhänger gestern, in der Nähe meines Hortes gefunden. Da wir dort mittlerweile zwei Horten des 30. jährigen Kriegs gefunden haben und von einem Lagerplatz ausgehen, würde mich interessieren, was für ein Heiligenanhänger es ist und ob er in die Zeit passt.

Er ist zwar nicht mehr wirklich fit, aber vielleicht geht noch was.

Gruß Michael


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(versteckt)
#1
06. Mai 2014, um 08:33:44 Uhr

Hallo,
meiner Meinung nach würde das Stück perfekt in die Zeit des 30 jährigen Krieges passen.
Viele Grüße, Eichbaum

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(versteckt)
#2
06. Mai 2014, um 21:05:18 Uhr

In jedem Fall jünger als der 30. jährige Krieg. Etwa frühes 18. Jahrhundert.

Kombination aus den Wallfahrtsorten Neukirchen  Bild 1 und Altötting Bild 2.

Zum Wallfahrtsort Neukirchen beim heiligen Blut im Oberpfälzer Landkreis Cham im Bayerischen Wald: In Neukirchen löste die jetzige Wallfahrt eine ältere Hostienwallfahrt ab. Die Wallfahrt gehört zu den Typen eines "verletzten Kultbildes".

Auf der Vorderseite erkennt man das Gnadenbild der Gottesmutter Maria (rechts) und einen Bewaffneter der mit einem Schwert auf den Kopf des Kultbildes schlägt.

Die Legende vom "Heiligen Blut" datiert aus dem Jahre 1422, als der Markt durch den Einfall der Hussiten weitgehend zerstört wurde. Auf einer Anhöhe nahe dem Ort soll sich eine Kapelle befunden haben. 1420, so die Legende, hat eine fromme Bauersfrau das jetzige Neukirchener Gnadenbild aus dem nahegelegenen böhmischen Loucim (Lautschim) vor den Hussiten gerettet haben, nachdem diese dort eingefallen waren.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (der Kirchenführer erwähnt als Jahreszahl ca. 1450) ritt an dieser Marienstatue ein hussitischer Reiter (heute würde man sagen: Aufklärer) vorbei. Nach dreimaligem Versuch, sie in den neben der Kapelle befindlichen Brunnen zu werfen, woraufhin sie immer wieder an dem ursprünglichen Ort auftauchte, versuchte er, ihren Kopf mit sinem Säbel zu spalten, was misslang, und eine blutartige Flüssigkeit zum Vorschein brachte. Nach dem Ende der Hussitenkriege erhielt der Hauptort Neukirchen daher den Beinamen "zum Heiligen Blut".

Als der Hussit weiterreiten wollte, rührte sich das Pferd solange nicht vom Fleck (festgewachsene Hufe), bis sich dieser zum katholischen Glauben bekehrte. Auf einem Votivbild in der Wallfahrtskirche sind vier Hufeisen befestigt, die angeblich vom Pferd des Hussiten stammen. Sein Name soll Krcma gewesen sein; in deutscher Schreibweise und Aussprache ist "Kretschmer" noch heute ein gängiger Familienname in der Umgebung von Neukirchen b. Hl. Blut.

Die Legende ist erstmals 1590 schriftlich fassbar. Die Version von 1612 (Martin Huetter) spricht von einem Böhmen; Roman Sigl (1612) wusste zu berichten, dass es ein Hussit war; eine Version von 1753 spricht von einem Hussiten aus Wottawa. Spätere Legenden fügen hinzu, dass es der dortige Dorfrichter gewesen sei, und die besagte Bauersfrau Susanna Halada heißen soll.

Die angeblich originale Holzstatue der Jungfrau Maria wird in der Kirche zu Neukirchen beim Heiligen Blut aufbewahrt. Die ehemalige Waldkapelle existiert nicht mehr; stattdessen wurde eine neue Kapelle errichtet und mehrfach renoviert, die der Heiligen Anna geweiht ist. Sowohl in der Wallfahrtskirche als auch bei der St.-Anna-Kapelle existieren Brunnen, deren Wasser eine heilkräftige Wirkung zugeschrieben wird, vergleichbar der Quelle von Lourdes. Die Brunnen sind jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich; bei der Kapelle befindet sich eine Pumpe, mittels derer man im Sommer Wasser aus der Quelle fördern kann.

An die Wallfahrtskirche schließt sich eine kleine Klosterkirche an; das dazu gehörige Franziskaner-Kloster wird zurzeit (Stand: Dez. 2005) von drei Mönchen bewohnt.
(Quellen: Wikipedia, u.a. )

Zu Altötting braucht man glaube ich nicht viel zu sagen. hier sieht man das Gnadenbild der Gottesmutter mit Kind auf der Gnadenkapelle stehend. Auch ein häufiges Motiv.

Die Kombination zweier Wallfahrtsorte auf einer Medaille ist nicht ungewöhnlich. Das ermöglichte den Herstellern und Verkäufern den Umsatz zu steigern da man die Medaille an zwei verschiedenen Orten anbieten konnte und erhöhte aus der Sicht der Gläubigen die Wirkung da man ja unter der Gnade zweier Wallfahrtsorte stand.

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(versteckt)Themen Schreiber
#3
06. Mai 2014, um 21:13:27 Uhr

Donnerwetter  Schockiert
Vielen Dank für diese ausführliche und wirklich interessante Bestimmung.

LG Michael

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#4
07. Mai 2014, um 08:46:32 Uhr

Hallo Gratian,   Anbeten


Schön dass du wieder da bist, bzw. du einen Beitrag schreibst. Habe deine ausführlichen Kommentare und
Sachkenntnisse wirklich vermisst.

Gruß in den Norden


Buddler

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#5
10. Mai 2014, um 19:21:59 Uhr

Hallo Gratian,

ich bin echt begeistert von dieser Bestimmung!
Gibt es Literatur zu diesem Thema, die empfehlenswert ist oder eine gute Internetseite?

Viele Grüße, Eichbaum

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#6
14. Mai 2014, um 20:38:17 Uhr

Eine interessante Seite zum Thema ist die Sammlung von John Kuipers aus Holland:  Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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http://www.johnkuipers.eu/


Die Datierungen der dargestellten Stücke (insbesondere bei den Kreuzen) kann man diskutieren...

Ein hochinteressantes Buch zum Thema ist im Salzburger Dommuseum erschienen. Eigentlich sind es zwei Ausstellungsbände Im Band 1 geht es vorallem um Rosenkränze und Gebetsketten und im Band 2 (Glaube und Aberglaube) um Anhänger, Amulette und Andachtsbilder

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http://www.kirchen.net/dommuseum/medienshop_liste.asp?dynKatID=11


Für die allgemeine Übersicht und Bestimmung ist auch der Auktionskatalog Nr. 306 von Peus nützlich. Der ist gut bebildert und listet hunderte von Anhängern nach Orten auf. Er enthält auch eine ansehnliche Bibliographie zum Thema.

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https://www.peus-muenzen.de/Fruehere_Auktion_Kataloge.AxCMS?ActiveID=1291



« Letzte Änderung: 14. Mai 2014, um 20:40:50 Uhr von (versteckt) »

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