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 >  Fundforen > Sonstige Objekte > Eisenfunde (Moderator: Raymond) > Thema:

 Eisenfunde einer romanischen Burg, 15. Jahrhundert

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Avatar  Eisenfunde einer romanischen Burg, 15. Jahrhundert  (Gelesen 1417 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
09. Januar 2013, um 01:01:55 Uhr

Servus,

Vor Jahren wurde bei uns in der Oberpfalz, in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, eine romanische Burg "saniert" welche grob um 1100 entstanden ist und um 1500 verlassen wurde, da abgebrannt. Die relativ kleine und karge Burg stand an der Grenze zwischen bischöflichem und herzoglichem Herrschaftsgebiet und diente in den Anfangsjahren zur Befestigung dieser Grenze. Belegt ist dies relativ genau, da gegenüber aud der anderen Grenzseite eine Konkurrenzburg entstehen sollte ,was aber nach einem schriftlichen Vergleich aufgegeben wurde. (Zurückgeblieben ist übrigens eine mittelalterliche Baustelle, sehr interessant !) Relativ sicher belegt ist auch die Beteligung der Burgbewohner an diversen Fehden und Kleinkriegen, meist im 13. Jahrh. Auf der Burg lebten also tatsächlich kämpfende Söldner/ Ritter.

Zur Burg gehören auch ein Meierhof zur Versorgung und weiter unterhalb eine Hammerschmiede in der ab dem 13. Jahrhundert Rennöfen zur Eisenverhüttung standen.  Zum Schluss, d.h. im 15. Jahrhundert wurde die Burg vornehmlich für Jagdzwecke genutzt. Unzählige Jagdwaffen, Tierknochen und Schlachtreste waren zu finden.

Bei der "Sanierung" wurden große Mengen Schutt der ehemaligen Burg abtransportiert, auf dem ungeachtet der Denkmalpfleger kistenweise Keramikfragmente und eben eine Vielzahl Metallgegenstände lagen. Neben den unten gezeigten Funden waren noch Äxte, Pfeil- Speer- Armbrust- und div. andere Spitzen, diverse Gebrauchsgegenstände, ein kleines Kettenhemdfragment und Reste einer einfachen Rüstung mit Helm und Kettenhemmd zu finden. Mein Highlight aber waren diverse, wesentlich ältere Ziegelsteine in der Mauerfüllung. An ihnen haben sich Getreide und Strohreste, ein Ziegenfussabdruck und diverse Handabdrücke, teils von Kinderhänden mitsamt Fingerrillen erhalten.


Viele der gefundenen Gegenstände waren duch die trockene Lagerung im Schutt relativ gut erhaten. Bei diesem Armbrustbolzen habe ich aber auch einige Tage Handarbeit investiert, um ihn unter dem Mikroskop freizulegen.
Alle Funde, Kistenweise Scherben und viele Eisenteile habe ich restauriert dem Heimatpfleger übergeben. Ob diese noch existieren möchte ich ehrlich gesagt lieber nicht wissen...

Auf den Bildern zu sehen sind: Messerfragmente (7,4), Ende eine Sperrangel mit Nagel (6) Hufeisen (Wellenrand gabs auch), ein Blechbeschlag mit Nieten (5) (möglicherweise Teil eines Panzers),  Reste eines Nageleisens, einen Armbrustbolzen und einige Ufos.


Viele Grüße,

Kare


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#1
09. Januar 2013, um 01:17:40 Uhr

Dein Engagment - wow - meinen Respekt hast du dafür!



karuna  Winken

Hinzugefügt 09. Januar 2013, um 01:19:12 Uhr:

"Engagement" heißt`s natürlich.

karuna  Winken

« Letzte Änderung: 09. Januar 2013, um 01:19:12 Uhr von (versteckt), Grund: Doppel-Beitrag zusammengefasst »

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#2
09. Januar 2013, um 02:31:55 Uhr

Bild 5 würd auf Armbrustbolzen tippen,glückwunsch
lg schwingi

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#3
09. Januar 2013, um 06:58:28 Uhr

hallo glenfiddich

schöne geschichte.... tolle fundstücke.....super gereinigt... Super

danke fürs zeigen

gruß mowo  Winken

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#4
09. Januar 2013, um 09:21:09 Uhr

Vorbildliche Leistung von dir !

Hast du von den Ziegelsteinen Aufnahmen gemacht ?

  M f G

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(versteckt)Themen Schreiber
#5
10. Januar 2013, um 00:00:01 Uhr

Nee sorry,

ich hab weder von den Ziegeln noch von den meisten  restlichen Funden irgendwelche Fotos. Ich bereue es heute, wenn ich dran denke dass die Funde wahrscheinlech verschwunden sind. Damals war die Rede es wird irgendwo ein kleine Ausstellungsfläche im Gemeindehaus eingerichtet, davon bin ich ausgegangen. Es waren nicht ganz 4 Bananenschachtel unterschiedlichster Scherben.  Da war ein helles Fragment mit Rautenmuster dabei, wobei sich die rote Bemalung der Rauten erhalten hat. Auch ziemlich komplette Krüge, Töpfe und dergl, bei einem mit eingebrannten, verkohlten Resten im Inneren. Ein Stuckteil der Burgkapelle und teilweise feine Keramik und Glas waren auch dabei, Glasierte Ware fehlt ganz, ein Zeichen dass die Funde wahrscheinlich aus der Zeit vor der Zerstörung 1500 stammen.


Die Ziegelsteine finde ich besonders schade. War schon irgendwie erhebend als ich meine Finger in den Handabdruck eines Menschen vor über 1000 Jahrren gelegt habe. Es war der selbe Handgriff... Und eben der Abdruck einer Kinderhand, vielleicht Grundschulalter...

Es befindet sich auf der Burg noch viel viel mehr Material. Aber die Sanierung ist abgeschlossen und ich kann ja nicht einfach da zu graben anfangen. Die Teile liegen zudem schon seit Jahrhunderten im Boden und werden sich auch die nächsten Jahrhunderte dort gut erhalten, sofern nicht Raubgräber dazwischen kommen. Insofern bin ich eigentlich ganz zufrieden.

Gruß,

Kare

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#6
10. Januar 2013, um 10:31:38 Uhr

bild 2 und 3 ist ein nageleisen und gehört nicht in die zeit.

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#7
10. Januar 2013, um 10:39:44 Uhr

Hello, sehr schöne Sachen.  Könntest Du bitte mehr zu Teil 6 im ersten Bild sagen?  Ich habe ein sehr ähnliches Stück gefunden.
Dank+Gruss
RougeMarkus

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(versteckt)Themen Schreiber
#8
10. Januar 2013, um 19:28:21 Uhr


Bild  2 und 3:

Das Teil lag im trockenen Mauerschutt in etwa 2,5 -3m Tiefe. Es war auch noch der übliche Kalkmörtel dran, was bedeuten könnte es wurde mit eingemauert oder die Reste stammen vom Gebrauch . Es ist handgeschmiedet und entsprechend ungleichmäßig. Man erkannte deutlich, in welchen Schritten  der Schmied das Stielauge (wenn es eines war) durchgesetzt hat. Deshalb tendiere ich eher Mittelalter, als die Burg ausgebrannt und aufgegeben wurde. (urkundlich  erwähnt)

Von der Form her kommt es einem Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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Klauenhammer
gleich. Allerdings scheint mir das Stielauge für einen Holzstiel etwas  klein. Ich weiß nicht ob man da einen großen Hebel ansetzen konnte. Vielleicht ist es aber auch ein Maueranker oder irgendwas ganz anderes.



Bild 6:


In der Tülle war eine Art "Stiel" befestigt, der mit dem noch vorhandenem Nagel gesichert wurde. Das es eine Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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Sperrangel/ Türhaken
sein könnte ist von mir natürlich nur eine Vermutung. Aber ich habe so ein Teil fast identisch schon gelegentlich an alten Türen im gesehen. (Kirchen/Kapellen?) Mit diesem Ende war es über einen Ringhaken im Mauerwerk verankert. Die andere Seite war ein Haken der in die Tür eingehängt wurde. Der Mittelteil war aus Holz, etwa einen Meter lang und hat sich zur Mitte hin verdickt.

Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung... Vielleicht war es auch was anderes, da aber der "Stiel" noch zusätzlich mit einem Nagel befestigt wurde gehe ich davon aus, dass das Teil Ein Gebrauchgegenstand war auf dem gewisse (Zug-) Kräfte gewirkt haben .

Viele Grüße,

Kare





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(versteckt)
#9
10. Januar 2013, um 23:56:49 Uhr

Hallo Kare, vielen Dank für deine Antwort. Ich hätte mein Fundstück irgendwie nie mit einer Tür in Verbindung gebracht, interessant.  Meines auch wurde mit einem Nagel (oder so) an eine Stange (oder so) befestigt.  Es ist sehr massiv und schwer und ich dachte eher an die Spitze eines Hilfs-Werzeuges, mit dem man etwas öffnet, allerdings in einer gewissen Höhe. Aber das wird's wohl nicht sein...  Ich stell es 'mal rein, wenn's dich interessiert, nächste Woche bin ich wieder zu Hause .  Gruss Markus

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(versteckt)Themen Schreiber
#10
11. Januar 2013, um 00:27:05 Uhr

Hallo Markus,

Das Teil schaut so universell einsetzbar aus, vielleicht ist es auch einfach nur ein Ende zum Aufhängen. Es war auch reiner Zufall, dass ich irgendwann auf so eine "Sperrangel" (oder wie sich das Teil richtig nennt) gestoßen bin. Es kann auch was ganz anderes sein.... Nur eine Vermutung von mir. Wenn ich mir die Form so ansehe: irgend eine Funktion als Haken oder Gelenk wird dieses Ding gehabt haben, schätze ich mal .

Bin gespannt wie dein Teil aussieht! Bitte stell es rein, es wird eine Menge Leute interessieren denke ich. Vielleicht kannst du die beidenThemen auch verlinken.

Viele Grüße,

Kare 




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