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 Die Christianisierung von Norddeutschland

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Avatar  Die Christianisierung von Norddeutschland  (Gelesen 3892 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
08. Mai 2008, um 23:01:35 Uhr

Hallo allerseits,

anbei ein kurzer Aufsatz über die Christianisierung des heutigen Landes Niedersachsen (über Kritik/ Anregungen wäre ich dankbar):













..

















Geschrieben von {author}

Das Christentum verdrängt die Götter
von Wolfgang Kampa

Odin, Donar, Ostara und Frau Holda - Elben und Wichte in heiligen Hainen - Die Christianisierung von Niedersachen - Kaiser Karl eint die Christenheit - Klostergründungen an der Weser und im Solling - Die Nordmänner plündern und sengen -

Bis zum 8. Jahrhundert verehrten die Sachsen nordische Gottheiten. Das Gebiet des damaligen Sachsens umfasste Teile vom heutigen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Karl der Große führte einen 30 Jahre langen Krieg, bis er die Sachsen unterwarf. Er führte das Christentum ein und schuf eine neue politische Ordnung.

Die Entstehung der germanischen Götterwelt
Über den germanischen Götterglauben ist nur wenig Schriftliches überliefert. Hauptquelle der Überlieferung sind die skandinavischen Edda-Bücher. Danach gab es am Anfang aller Dinge nur einen bodenlosen Abgrund, den »Ginnungagap«. Auf dessen einer Seite lag »Nifelheim«, das Nebelland. Gegenüber befand sich das feurige »Muspelheim«. Irgendwann löste der unsichtbare und allmächtige »Allfadur«, der Allvater einige Tropfen des Nebels aus Nifelheim, aus denen der böse Ur-Riese »Ymer« entstand, der das Geschlecht der »Rimthursars«, der Eishünen begründete. Danach schuf der Allvater die Kuh »Audhumbla«, die so lange an den salzigen Steinen von Nifelheim leckte, bis daraus der Riese »Bure« hervorwuchs. Dessen Sohn »Börr« zeugte mit seiner Frau »Belsta« die Herrscher über Himmel und Erde:
Die drei Brüder »Odin« (Wotan), »Vile« (Villi) und »Ve«. Odin, der älteste der drei Brüder, wurde fortan als Allvater bezeichnet und zeugte mit seiner Frau »Frigga« die zwölf Asen (Götter), die ihren Wohnsitz in »Asgard« hatten. Der älteste Sohn war »Thor« (Donar), der mit seinem Hammer »Mjölnir« Felsen spalten konnte. »Baldur« stand für die Anmut, »Tyr« war der Lenker der Schlachten und Kriege und »Bragi« der Gott des Gesangs. Bragis Frau »Iduna« verscheuchte mit Wunder-Äpfeln das Alter. »Aegir«, der Herr des Meeres, war mit der Sturm erregenden »Ran« vermählt und »Heimdal« (Heimdall) bewachte die Himmelsbrücke »Bifrost«, einen Regenbogen, der die Götterwelt mit der Welt der Menschen verband.
Die drei Söhne kämpften gegen die Riesen und erschlugen den Ur-Riesen Ymer, aus dessen Körperteilen sie die Welt erschufen. Seine Knochen wurden zu Felsen, die Haare wurden Bäume, das Fleisch wurde Erde und das Blut wurde zum Meer. Aus den Augenbrauen wurde »Midgard«, der Sitz der Menschen, die erst später erschaffen wurden. Danach setzten die Asen die Tageszeiten fest: Nacheinander umfuhren die Riesin »Natt« (Nacht) und der Sohn des Asen »Delling«, »Dag« (Tag) die Erde und bestimmten so den Verlauf von Tag und Nacht. Am äußeren Rand der Welt lag »Utgard«, wo die Riesen wohnten. Neun Himmel und neun Erden umgaben die germanische Welt. In der untersten Erde regierte »Utgard-Loke« (Utgard-Loki), der Feurige, gemeinsam mit der Göttin »Hel«. Ihr Vater »Asa-Loki«, der Böse, schwebte zwischen Himmel und Erde. Ganz tief unten in der Erde hausten der »Fenriswolf« und seine Schwester, die Schlange »Mitgard«. Erst jetzt war die Götterwelt komplett und die Asen machten sich daran, das Menschengeschlecht zu erschaffen. Aus Klötzen, die am Meeresufer lagen, erschufen sie »Ask« (Esche) und »Embla« (Erle), die ersten Menschen. »Odin« hauchte ihnen den Atem ein, »Loder« gab ihnen das Blut und »Häner« verlieh ihnen den Verstand.

Der Weltenbaum
Über Erde und Himmel hinaus wuchs »Yggdrasil«, die Weltesche. Ihre Wurzeln reichten nach Nifelheim, Utgard und Midgard. Unter dem Weltenbaum stand der weiße Brunnen, an dem die die Asen (Götter) Gericht hielten. Aus dem Brunnen erschienen drei Jungfrauen, die »Nornen«: »Urda« (Vergangenheit), »Verdande« (Gegenwart) und »Skuld« (Zukunft). Sie pflegten den immer grünen Weltenbaum und gruben gesetzesähnliche Sprüche in Tafeln ein.

Odin, Donar, Ostara und Frau Holda
Odin lebte mit den anderen Göttern in »Walhalla«, der Halle der im Kampf gefallenen Helden, einem goldenen Schloss in Asgard, welches von einem Hain umgeben war, dessen Bäume goldene Blätter trugen. Seine Begleiter waren die beiden Raben »Hugin« (Gedanke) und »Munin« (Erinnerung), weshalb er auch zuweilen der Rabengott genannt wird. Odin war der Gebieter über Wind und Regen und entschied über Schlachtenglück und die Ernten auf den Feldern. Bei jedem Opfer und jedem Festmahl wurde ihm der erste Trunk gespendet. Odin am nächsten stand sein ältester Sohn Donar, bzw. Thor, der Gott der Blitze. Er schleuderte Donnerkeile auf die Erde und erschlug die Sünder mit seinem Hammer aus Stein. Neben diesen beiden Hauptgöttern verehrten die germanischen Völker weibliche Gottheiten. Die Göttin »Ostara« (Eostarae) gab dem »Eostur«-Monat (Ostermonat) ihren Namen. Zu Beginn des Frühlings fuhr die Göttin mit einem von Katzen gezogenen Gespann segnend durch das Land und vertrieb Eis und Schnee. Um den 20. März feierten die Germanen mit dem Ostara-Fest die Tag- und Nachtgleiche. Allerdings wird die Göttin Ostara in der Edda nicht erwähnt. Frau Holda webte im Blau des Himmels, tränkte die Erde im Sommer mit Wasser und hüllte sie im Winter in eine Schneedecke. In Frau Holle aus dem Märchen der Gebrüder Grimm lebt Frau Holda bis heute fort.

Elben und Wichte in heiligen Hainen
Die Menschen feierten ihre Gottesdienste nicht in Kirchen, sondern unter freiem Himmel. Das war auch in der Einbecker Gegend der Fall, wobei man sich die Landschaft nicht wie heute, sondern von dichten Wäldern umgeben vorstellen muss. Bevorzugte Orte waren sprudelnde Quellen, geweihte Höhen oder heilige Wälder. Dort brachte man den Göttern Opfer dar. Man schlachtete Pferde, die als klügste und edelste Haustiere galten, verzehrten sie zu Ehren der Götter und stellten die Pferdeschädel an geweihten Orten auf. Es gab auch Menschenopfer. Dabei handelte es sich um gefangene Feinde oder zum Tode verurteilte Verbrecher.
Die weiblichen Gottheiten hatten als Dienerinnen weise Frauen, die den Menschen die Zukunft voraus sagten. In den heiligen Hainen wohnten die Waldfrauen. Elben und Wichte freundlicher oder abschreckender Art erschienen den Menschen und trieben ihr Spiel mit den Menschen. In tiefen Bergseen und Flüssen lebten bärtige Wassermänner und auf den Höhen der Berge hausten die Riesen. Im Inneren der Berge wohnten listige und schlaue Zwergenvölker.

Die Christianisierung von Niedersachen

Im Jahre 719 erhielt der angelsächsische Mönch Wynfreth von Papst Gregor II. die Erlaubnis, unter dem Namen Bonifatius die heidnischen Germanen zum christlichen Glauben zu bekehren. 722 missionierte Bonifatius in Thüringen und Hessen. Er fällte 724 die germanische Donnerseiche (Donar-Eiche) von Geismar, einem nordhessischen Dorf am Rand des Edertals. Ein Jahr später wurde sein »Team« durch zahlreiche angelsächsische Mönche, Priester und Nonnen nebst einer erheblichen »Finanzspritze« verstärkt. Allerdings vermied es Bonifatius, sich nun dem am nächsten stehenden Ziel, den Sachsen zu widmen, so dass die Sachsen noch Jahrzehnte lang ungestört ihrem germanischen Kult nachgehen konnten.
Nachdem aber Karl der Große im Jahre 785 den größten Widerstand der Sachsen gebrochen hatte, wurde das Gebiet bereits ein Jahr später in fünf Diözesen eingeteilt, deren Grenzen sich bis heute, also in mehr als 1200 Jahren kaum verändert haben: Die Bistümer Verden und Minden, die Diözese Hildesheim, das Bistum Halberstadt und das Hochstift Mainz, zu dem die Einbecker Umgegend zählte.
Der Grund für die Einrichtung dieser Bistümer war der Aufbau von kirchlichen Zentren, von denen aus die gesamte Umgegend missioniert werden sollte. Allerdings dauerte der Prozess der Christianisierung wesentlich länger, als in den anderen deutschen Gebieten und war auch immer wieder von schweren Rückschlägen gezeichnet.

Kaiser Karl eint die Christenheit
Im Jahre 800 wurde in Rom Karl der Große zum Kaiser gekrönt. Er war jetzt der oberste weltliche Schirmherr der gesamten abendländischen Christenheit. Die Trennung durch die verschiedensten Stämme innerhalb seines Reiches weichte auf und verschmolz sich zu einem großen fränkischen Kaiserreich. Doch bereits kurz nach dem Tode des Kaisers begannen erneut Aufstände der Sachsen gegen die Franken. Zum einen lehnten sie sich gegen die von den Franken eingeführte Gauverfassung auf und zum anderen wehrten sie sich dagegen, dass die christlichen Priester systematisch die germanischen Heiligtümer zerstörten. Die Priester fällten die Donar-Eichen und brannten die heiligen Haine nieder. Mit Vorliebe errichteten sie ihre Kirchen genau über den germanischen Heiligtümern, weil der Ort den Menschen von je her heilig war.

Klostergründungen an der Weser und im Solling
Im Juli 815 stellte der Sohn und Nachfolger von Karl dem Großen, Ludwig der Fromme, in Paderborn die Stiftungsurkunde für das Bistum Hildesheim aus, welches als Diözese Hildesheim bis zum heutigen Tag besteht.  Im Solling kam es im gleichen Jahr zur ersten Klostergründung bei dem nicht bekannten Ort Hethis.  Wegen der schlechten Versorgungsmöglichkeiten schlug dieser Gründungsversuch allerdings fehl. Am 27. Juli 823 stiftete Ludwig laut einer Urkunde die »villa huxori« beim alten Königshof an der Weser. So errichteten die Mönche bei Höxter, direkt an der Weser gelegen, das Kloster Corvey.    Weitere frühe Klostergründungen waren Hameln (seit 802/814), Gandersheim-Brunshausen (852)   , Lamspringe (um 847/ zweite Gründung 872) und Möllenbeck (869). Anfangs überwogen die Frauenklöster, »ein Zeichen, daß der sächsische Volkscharakter nicht sehr zum Mönchstum neigte«.  Doch das traf aber offensichtlich nicht für den sächsischen Adel zu, denn bereits 833 gab es den ersten sächsischen Bischof im Gefolge von Ludwig dem Frommen. Auch die ehemals Hörigen zog es verstärkt in den geistlichen Stand, den Frilingen blieb allerdings der Kriegsdienst vorbehalten. 

Die Nordmänner plündern und sengen
Gleichzeitig kam es zu verheerenden Übergriffen durch die skandinavischen Völker. Sie hielten am alten Glauben fest und verachteten ihre Verwandten, die den alten Gottheiten abgeschworen hatten. Im Jahr 845 wurde Hamburg von 600 Schiffen angegriffen und niedergebrannt. Das Land Sachsen war zwar in das fränkische Kaiserreich eingebunden, es fehlte aber die innere Stabilität, die Nord- und Ostgrenzen des Landes zu schützen. Aus diesem Grund entschloss sich Kaiser Ludwig der Fromme, den Sachsen ein Herzogsamt zu stiften. Das war die Begründung des Herzogtums in Sachsen.




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(versteckt)
#1
08. Mai 2008, um 23:20:25 Uhr

Hallo,

das gleiche wie bei dem Aufsatz über die Sachsen: gut verständlich und sehr leicht zu lesen.

Hast Du noch etwas über die Merowinger und Chlodwig?


MfG

Conscience

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(versteckt)Themen Schreiber
#2
09. Mai 2008, um 20:33:24 Uhr

Geschrieben von Zitat von conscience
...Hast Du noch etwas über die Merowinger und Chlodwig? MfG Conscience

Nabend

was hältst du von einer Merowinger-Kapelle aus dem 7. Jahrhundert?

Ein Großteil der Kapelle - jetzt leider Ruine- wurde freilich im Hochmittelalter umgebaut. Nur noch wenige Steine sind aus der Ursprungszeit.

Die Gräber im Vordergrund allerdings haben alle Zeiten überdauert. Sie stammen aus dem 4. bis 7. Jahrhundert.


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MerwKap7Jh.jpg
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#3
09. Mai 2008, um 23:07:05 Uhr

Schönes Bild, Klasse.

Kann man noch den Ort erfahren?


MfG

Burkhard

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(versteckt)
#4
09. Mai 2008, um 23:13:01 Uhr

Hi !!!

Danke Volwo, für auch diesen sehr gelungenen Aufsatz !!!
Es macht wirklich Freude, Deine Arbeiten zu lesen !!!

Danke

Gruß - Sven

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