Wo der Strandräuber ist, ist der Hauptmann a.D. bekanntlich nicht weit - einige sprechen gar von schizophrener Identitätskrise

Nun ja, irgendwie wollte ich ja immer mal nen Römer finden, oder schönes altes Silber - und wenn man schon mal dienstlich in England zugange ist, kann man das doch gleich in den freien Stunden mit erledigen, dachte ich mir. Leider konnte ich meiner Firma keinen Wunschstandort für das Büro vermitteln, so landete ich an der Küste von Suffolk.
Nachdem der Strandräuber so bemerkenswert erfolglos war, wollte ich zeigen, dass ich es besser kann. Ich liess mich also in der Nähe eines alten Ortes absetzen, um dann so ca. 5 oder 6 km fröhlich sondelnd zurückzuwandern.
Am Anfang stand gleich eine interessante Wiese - doch diese wies nur mehr oder weniger grünes Gras und plattgetretene Bierdosen auf.
Und der Boden war steinhart.
Nach Passieren eines schrottgefüllten Wäldchens kam ich endlich auf ein frischgepflügtes Feld, welches ich mit gezückter Sonde überquerte. Erst mal keine Signale. Als ich schon dachte, das Feld sei fundtechnisch tot, fanden sich eine Münze (1 Farthing), eine Musketenkugel und etwas später dann jener Metallbügel mit den schwer lesbaren Buchstaben, der als Bestandteil einer Geldbörse aus dem Spätmittelalter identifiziert wurde.
Am liebsten wäre ich noch auf dem Feld geblieben, doch der Weg war noch weit, und ich wollte die letzten Kilometer ungern bei Dunkelheit zurücklegen.
Doch alle weiteren Felder brachten nicht mehr viel. Ein paar Knöpfe, und dann am Rande eines anderen Wäldchens noch zwei Münzen an einer Stelle - die sich nach Reinigung als 1 Penny von 1876 und ein Half Penny von 1950 zu erkennen gaben.
Immer wieder krachte es, so dass ich erst dachte, die wilden Jäger wären los. Bis ich dann fast hinten über fiel, als so ein "Schuss" in wenigen Meter Entfernung losging - und feststellte, dass er von einer mit einer Gasflasche verbundenen Vorrichtung kam, deren Aufgabe es war, die in die Felder einfallenden Vögel zu erschrecken.
Als ich es dann schon fast geschafft zu haben meinte, wurden mir endlose Umwege aufgenötigt, da die in meiner Marschrichtung befindlichen Pferdekoppeln alle umzäunt waren, ich somit eine Autobahn an der falschen Stelle unterqueren musste und ich schliesslich noch in einer Sackgasse landete, weil das Bahngleis ebenfalls mit einem Zaun umgeben war. Und Zäune werden dummerweise nicht auf Karten eingezeichnet.
Ein Spielplatz am Wegesrand verbarg unter dem Gras unerwartet noch ein paar Pfunde und Pennies. Unerwartet, weil direkt unter den Spielgeräten Gummimatten im Boden eingearbeitet waren.
Jedenfalls war ich am Schluß über 10 Kilometer gewandert, davon mindestens die Hälfte auf der Suche nach einem Weg.
Am zweiten Tag versuchte ich mein Glück auf den Feldern, die etwas näher der Altstadt lagen. Leider mit wenig Erfolg. Das messingfarbene Gebilde - eventuell ein Uhrenschlüssel? - und eine Musketenkugel waren die einzigen interessanten Funde des Tages. Diesem schlechten Ergebnis folgte das Disaster des Strandräubers am selben Tag.
Schliesslich war das Wochenende um, und nur noch ein Abendeinsatz am letzten Tag meines Aufenthalts möglich. Das Feld des ersten Abends war mein Ziel. Auf dem Weg dorthin überquerte ich noch einige andere Felder, allerdings bis auf glatte Knöpfe kam nicht viel.
Das Feld selbst - dessen Bauer zufällig zur Stelle war, er hatte keine Einwände - war diesmal äußerst spendabel mit Bleikugeln. Neben einer von diesen fand sich das Mützenabzeichen der königlichen Artillerie. Nochmals 2 Pennies (1920 und 1935) und ein weiterer, schlecht erhaltener Farthing rundeten das Ergebnis der Suchstunde hier ab. Projektile von neuzeitlichen Jagdgewehren liess ich lieber an Ort und Stelle, wollte ich doch mit dem Flugzeug zurück - da ist es nicht so hilfreich, mit Munitionsteilen im Gepäck zu reisen

Diesmal hatte ich mir den optimalen Fußmarschweg zurück zum Hotel gesucht. 300 Meter vor dem Hotel schaltete ich das Handy mit Outdoornavigation aus - und prompt bog ich auf die falsche Straße ab, was mir einen Umweg von nochmals 1,5 km bescherte. Getreu dem deutschen Volksliedmotto "Ich wandre ja so gerne" ...
Zu wenig gelaufen bin ich jedenfalls nicht.
Fazit: Armes England, da kann ich auch zu Hause suchen

Viele Grüße vom
Hauptmann a.D.