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 >  Sondengehen > Fundreinigung und Restauration > Thema:

 Eisen entsalzen

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Avatar  Eisen entsalzen  (Gelesen 5354 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
12. März 2012, um 11:53:36 Uhr

Eisenfunde restaurieren

en gute,

hier erkläre ich Euch wie ich meine Eisenfunde restauriere.
Ich nehme mal als Beispiel einen Armbrustbolzen.
Zuerst entferne ich vorsichtig die Rostblasen mit einen kleinen Hammer.
Danach schleife ich den angesetzten Rost ab, siehe Bild mit Bürstenaufsatz!
Nach dem abschleifen kommt der Bolzen in destilliertes Wasser, dazu gebe ich 1-2 Teelöffel
Natriumhydroxid, das destillierte Wasser erhitze ich vorher noch im Wasserkocher.
In der Regel sagt man, 100 Jahre alter Fund, 1 Monat entsalzen.
Das wären beim Bolzen 6-8 Monate.
Es kommt auch immer auf die Substanz des Fundstückes an, wie lange es zum entsalzen braucht.
Ich entsalze meine Funde im Schnitt von 3-6 Monaten.
Nach ca. 2 Wochen wässern, entnehme ich das Fundstück, schleife wieder kurz nach und mach eine neue Mischung destilliertes Wasser plus Natriumhydroxid.
Das ganze wiederhole ich solange, bis mein Gewissen sagt jetzt kann ich das Fundstück, bzw. den Bolzen fertig machen.
Jetzt schleife ich zum letzten mal den Bolzen, danach kommt er zum trocknen in den Ofen.
Am nächsten Tag geht es dann los, den Bolzen zu Versiegeln.
Nun kommt bei mir das Tannin zum Einsatz.
Folgende Mischung setze ich an:

200g Tannin
1000ml destilliertes Wasser, 50Grad erhitzen
150-200ml Ethanol oder Spiritus
Nachdem ich die Mischung angesetzt habe, pinzel ich das Fundstück mit Tannin ein, man kann auch das Fundstück direkt ins Tannin legen.
Fertige Mischung Bild blauer Eimer.
Nach der Tanninbehandlung, kann man das Fundstück noch mals mit Tannin behandeln, falls ein paar Stellen nicht richtig verdeckt wurden.
Mit einem Rotlicht werden die mit Tannin bestrichenen Funde getrocknet.
Am nächsten Tag gehts dem Ende zu, das Wachsen.
Dazu hab ich einen alten Topf aus Omas Zeiten genommen.
Das Paraffinwachs erhitzen, aber dabei bleiben sonst brennt es mal ruckzuck :-)
Nun lege ich das Fundstück in das heiße Wachs, sobald die letzte Luftblase aufgestiegen ist, kann man das Fundstück aus dem Wachs holen, abkühlen lassen und fertig ist das Fundstück!
Bei weiteren Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!

Gruß Sherlok



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« Letzte Änderung: 12. März 2012, um 12:09:00 Uhr von (versteckt) »

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#1
12. März 2012, um 12:03:38 Uhr

Vielen Dank für diese sehr ausführliche Anleitung. Für jedermann zu verstehen! Super!

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#2
12. März 2012, um 12:19:03 Uhr

B r a v o Applaus ,...... wann erscheint das Buch von Dir Belehren

MfG Kosi Winken

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#3
12. März 2012, um 16:29:18 Uhr

Hallo Sherlok  Winken

Sag mal, wie reinigst du eigentlich die Tülleninnenseite? Da kommt man ja mit keinem Aufsatz der Welt überall hin, also kann ich da auch nicht bis aufs Magnetit runterschleifen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich sämtlichen Rost - sprich alle orangenen oder bräunlichen Stellen - entfernen muss, damits nicht wieder aufblüht  Huch Oder denk ich da jetzt einfach nur zu perfektionistisch und korinthenkackerisch  Huch

 Winken

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(versteckt)Themen Schreiber
#4
12. März 2012, um 17:40:34 Uhr

die tülleninnenseite reinige ich mit feiner stahlwolle und schleifpapier.
bis jetzt hab ich noch nichts vernünftiges im baumarkt gefunden.



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#5
12. März 2012, um 17:45:56 Uhr

Geschrieben von Zitat von Sherlok
die tülleninnenseite reinige ich mit feiner stahlwolle und schleifpapier.


..und damit kannst du genug Material abtragen? Und du schleifst tatsächlich bis ganz aufs Magnetit runter?
Das gibt ja ne Friemelarbeit...  Platt



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#6
12. März 2012, um 17:57:25 Uhr

Prima beschrieben Sherlok  Applaus . Wieder ein sehr guter Beitrag mehr in Sachen Restauration. Aber jetzt hab ich mal ne Frage die mir schon die ganze Zeit auf der Seele brennt!!
Wenn ich die Teile lange genug im Wasser hatte zum entsalzen..........nein ich sag es mal umgedreht, also wenn ich denke das die Teile lange genug drin waren. Sie es aber dann doch nicht waren! Und ich diese Sachen dann versiegel, dann sind die doch "Luftdicht" oder? Btw sie lassen keine Feuchtigkeit mehr rein. Rost braucht aber doch Luft und Feuchtigkeit um sich zu entfalten oder  Idiot ?
Dann dürfte es doch gar nicht zum nachrosten kommen??

Gruß Helge der etwas unwissende

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#7
12. März 2012, um 18:15:41 Uhr


 wenn ich vom Umfang her dünnere Löcher hab als das Bürstchen, oder wenns um die Ecke geht... Ganz zu schweigen von Gusslunkern in KKs etc... Daher meine Frage, ob der Rost bzw die braunen Schichten tatsächlich so penibel entfernt werden müssen - es ist mit unseren Laienmitteln mMn nicht überall möglich.


« Letzte Änderung: 12. März 2012, um 20:09:22 Uhr von (versteckt) »

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#8
12. März 2012, um 18:28:29 Uhr

 Die Frage, wie penibel man vorgehen muss, ist wohl berechtigt. Schau dir mal manche Museumsstücke an - die sind noch von braunen Krusten übersäht und anscheinend soll alleine die Versiegelung das Teil vorm Zerfall bewahren. Kann ich mir aber nicht vorstellen irgendwie..


« Letzte Änderung: 12. März 2012, um 20:10:33 Uhr von (versteckt) »

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#9
12. März 2012, um 21:08:44 Uhr

Ich hab für den dremel so ein Aufsatz aus der Zahntechnik wo man ein Stück Sandpapier einsetzen kann , ist so ein Stift der geteilt ist wo das Sandpapier rein kommt . Damit kommt man in die Tülle bzw andere filigrane Stücke rein...
Dann noch so ein Air eraser (Mini sandstrahl Pistole) da kommt man in feine Ritzen und Spalten  Smiley

Übrigens Sherlock
Wieder einmal schön und ausführlich beschrieben  !  Smiley

Gruss

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#10
12. März 2012, um 21:15:48 Uhr

Hallo Geronimo,

das hört sich interessant an! Hast du ein Bild bzw ein Link von diesem Teil?

 Winken

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#11
12. März 2012, um 21:23:06 Uhr

Dem dremel Aufsatz oder die sandstrahl Pistole  Grinsend
Den Air eraser bekommst du in der Bucht ...aber Schau das du den zwischen 20 und 30 Euronext bekommst nicht sofort Kauf 70 ....

Das andere Teil hab ich mit einem schönen Sortiment von der Zahntechnik Geschenk bekommen .
Ich Schau mal ob ich noch mal ein bekommen kann  Smiley

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#12
12. März 2012, um 23:04:24 Uhr

Geschrieben von Zitat von Bodega
Wenn ich die Teile lange genug im Wasser hatte zum entsalzen..........nein ich sag es mal umgedreht, also wenn ich denke das die Teile lange genug drin waren. Sie es aber dann doch nicht waren! Und ich diese Sachen dann versiegel, dann sind die doch "Luftdicht" oder? Btw sie lassen keine Feuchtigkeit mehr rein. Rost braucht aber doch Luft und Feuchtigkeit um sich zu entfalten oder  Idiot ?
Dann dürfte es doch gar nicht zum nachrosten kommen??
Vor Nachrosten sind sie dann in der Tat sehr gut geschützt. Was aber passieren kann ist, dass noch tiefsitzende Chloride im Material stecken. Die kristallisieren dann im Laufe der Monate oder gar Jahre und platzen ganz plötzlich durch die Oberfläche – meist da, wo eh schon ein Rostbeulenansatz zu sehen war und nur abgeschliffen wurde.

Dagegen hab ich auch noch kein Mittel gefunden. Einfach die entsprechende Stelle noch mal ordentlich ausdremeln, da noch mal Tannin auftragen und einwirken lassen und am Ende noch mal mit Paraffin behandeln. Ist lästig, aber ist auch keine unendliche Geschichte – ich warte immer, bis sich auf diese art mehrere (hoffentlich alle) Chloridnester auskristallisiert haben und geh dann zur Nachbehandlung.

Viele Grüße,
Günter


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#13
13. März 2012, um 10:37:49 Uhr

Vielen Dank Günter. Damit kann ich was anfangen. Dann ist es also nichts ungewöhnliches wenn so etwas passiert.

Gruß Helge

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