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 Kartätschkugel Entsalzung so richtig ?

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Avatar  Kartätschkugel Entsalzung so richtig ?  (Gelesen 5673 mal) 0
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#30
06. Februar 2013, um 16:18:20 Uhr

So, jetzt muß ich doch mal meinen Senf dazu geben.

Eisenreinigung:

Ich empfehle Dir die Kugel über einen längeren Zeitraum in destilliertes Wasser mit 2% Natronlauge zu legen (hast Du glaube ich schon gemacht). Wichtig: Alle drei bis vier Wochen die Flüssigkeit wechseln. Nach rund einem halben bis einem Jahr fällt der Rost ganz ab. Den Einsatz einer Elektrolyse mit einem Batterieladegerät und eines Dremels möglichst vermeiden, da diese den Eisenkern oftmals beschädigen.

Wenn nicht, kannst Du Tannin nehmen. Bitte in lauwarmen Wasser das Tannin auflösen. Nachteil von Tannin ist, daß das Eisen eine tiefschwarze Farbe bekommt und nicht mehr die typisch dunkelgraue Farbe hat. Darum nehme ich Tannin nur im Notfall. Alternativ zu Tannin kannst Du auch einen Rostumwandler aus dem Baumarkt nehmen. Der hat die selbe Wirkung und hinterlässt zudem eine Lackschutzschicht. Aber auch den nur als letzte Möglichkeit. Der hat die selbe schwärzende Wirkung wie Tannen.

Das Ganze gut trocknen lassen. Statt Aceton für den Trocknungsprozess würde ich Spiritus empfehlen. Ist aber keine Notwendigkeit.

Dann geht es zum Korrosionsschutz: Dafür kannst Du ein Epoxidharz, verdünnt mit etwas Aceton nehmen. Nachteil ist, daß das Harz einen Lackfilm hinterlässt, der glänzt. Öl- und fetthaltige Stoffe würde ich komplett sein lassen. Das Eisen sieht schmierig aus und gerade Fette bilden auf dem Eisen nach Jahren eine Oxidschicht, die das Eisen angreifen (das gilt auch für säurefreies Paraffin). Auch Kerzenwachs würde ich nicht einsetzen. Erstens gibt es Stellen auf dem Eisen, die mit Kerzenwachs unansehnlich weißlich werden und zudem ist in Kerzenwachs eine Säure, die benefalls nach Jahren dazu führt, daß das Eisen wieder rostet. Ich empfehle besonders den Einsatz von Pantarol, verdünnt mit etwas Pantarol-Verdünner. Das Zeug ist, wenn es mach richtig getrocknet ist völlig geruchlos, konserviert das Eisen und läßt die Farbe des Eisens im ursprünglichen Zustand. Ein Metallschutz, der auch von professionellen Restaurationsstellen benutzt wird.

So, genug gebrabbelt. Ich geh mal nen Kaffee trinken...

« Letzte Änderung: 06. Februar 2013, um 16:22:00 Uhr von (versteckt) »

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#31
06. Februar 2013, um 19:35:32 Uhr

Geschrieben von Zitat von Matthäus
Das Eisen sieht schmierig aus und gerade Fette bilden auf dem Eisen nach Jahren eine Oxidschicht, die das Eisen angreifen (das gilt auch für säurefreies Paraffin).

Reines Hartparaffin ist säurefrei und somit für die Eisenkonservierung bestens geeignet. Sie z.B. auch:
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http://shop.myseum.de/index.php?option=com_content&view=article&id=62&Itemid=79


Viele Grüße,
Günter

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#32
06. Februar 2013, um 20:04:19 Uhr

Geschrieben von Zitat von Matthäus

Öl- und fetthaltige Stoffe würde ich komplett sein lassen. Das Eisen sieht schmierig aus und gerade Fette bilden auf dem Eisen nach Jahren eine Oxidschicht, die das Eisen angreifen (das gilt auch für säurefreies Paraffin). Auch Kerzenwachs würde ich nicht einsetzen. Erstens gibt es Stellen auf dem Eisen, die mit Kerzenwachs unansehnlich weißlich werden und zudem ist in Kerzenwachs eine Säure, die benefalls nach Jahren dazu führt, daß das Eisen wieder rostet.


Paraffin hat seinen Namen von "parum affinis" - d.h. so viel wie  wenig reaktionsfähig. Fette können  keine Oxidschicht bilden, höchstens können ungesättigte Anteile von Fettsäuren oxidiert werden, was  eine Art von Verharzung darstellen würde, vereinfacht ausgedrückt. Säurefreies Paraffin kann daher keinesfalls mit dem Metall reagieren, ausgeschlossen. Das mit dem Kerzenwachs ist allerdings  völlig richtig. Enthält Stearinsäure.

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#33
06. Februar 2013, um 20:19:35 Uhr

"Fette können  keine Oxidschicht bilden, höchstens können ungesättigte Anteile von Fettsäuren oxidiert werden, was  eine Art von Verharzung darstellen würde"

das meinte ich damit...



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#34
06. Februar 2013, um 20:24:14 Uhr

Besten Dank für die zusätzlichen Erklärungen, c-4! Smiley

Eine Frage hab ich noch: Matthäus schreibt "2% Natronlauge". Ich gebe 2 bis 3 Gramm NaOH auf einen Liter destilliertes Wasser, also verwende eine max. 0,3%ige Natronlauge. Mein Test mit Lackmusstreifen hat ergeben, dass dies ausreichen sollte, um den PH auf zwischen 12 und 13 einzupendeln und bei meinen Praxistests konnte ich auch kein Nachrosten der Objekte beobachten. Jetzt würde mich mal deine Meinung als Fachmann hierzu interessieren.

Viele Grüße,
Günter


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#35
06. Februar 2013, um 22:25:35 Uhr

Hey, hallo Andreas, danke für den ebay-Tip... habe soeben 100 Gramm bestellt. Smiley

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#36
06. Februar 2013, um 22:30:34 Uhr

Na ja, die Konzentration der Lauge wäre bei einer Einsatzmenge von z.B.3g NaOH   auf 1000 g Wasser gleich 0,299 Ma-% oder halt 0,3 %. Der pH sollte um die 13 liegen.  Es würde also schon 1-2 g NaOH auf 1000 ml Wasser völlig genügen.

« Letzte Änderung: 06. Februar 2013, um 22:32:08 Uhr von (versteckt) »

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#37
06. Februar 2013, um 22:59:58 Uhr

Super - danke Smiley

Hab schon befürchtet, dass meine Augen die Farben des Lackmusstreifens falsch gedeutet haben Zwinkernd.

Viele Grüße,
Günter

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#38
07. Februar 2013, um 01:31:44 Uhr

Hier meine Kartätschen, vor 25 Jahren mit Essig gereinigt und anschliessend mit Säurefestem Lack bepinselt. Der Essig hat die Kugeln teils fest angegriffen. Ansonsten ist diesen Kugeln in all den Jahren nichts mehr passiert.



Hinzugefügt 07. Februar 2013, um 01:33:29 Uhr:

Hmm, das falsche Bild ist Hochgeladen, obwohl das richtige in der Vorschau war!??

Das sind natürlich die grossen Kanonenkugeln, diese glänzen leider zu fest.

Hinzugefügt 07. Februar 2013, um 01:35:35 Uhr:

Jetzt aber, Fehler lag doch bei mir, musste die Bilder erst verkleinern.


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K800_Kart. 6. Feb. 13 001.JPG
Kart. 6. Feb. 13 002.JPG

« Letzte Änderung: 07. Februar 2013, um 01:35:35 Uhr von (versteckt), Grund: Doppel-Beitrag zusammengefasst »

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#39
07. Februar 2013, um 01:44:49 Uhr

Hier mal entsalzte, rein mechanisch gereinigte und anschließend im Paraffinschmelzbad konservierte Kartätschkugeln. Sind zwar erst ca. fünf Jahre alt, aber ebenfalls noch unverändert stabil. Auf dem ersten Bild sieht man österreichische 3- und 6- löthige (ca. 45 und 85 Gramm), auf dem zweiten französische um 130g aus schlechterem Boden (sind daher auch noch zusätzlich mit Tannin behadelt) und von einfacherer Machart (z.T. deutlich sichtbare Gussnaht und abgetrennte Gusshälse)

Viele Grüße,
Günter


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kt-130.jpg
kt-3_u_6_loth.jpg
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(versteckt)Themen Schreiber
#40
07. Februar 2013, um 10:03:21 Uhr

Geschrieben von Zitat von Suworow_Museum
Hier meine Kartätschen, vor 25 Jahren mit Essig gereinigt und anschliessend mit Säurefestem Lack bepinselt. Der Essig hat die Kugeln teils fest angegriffen. Ansonsten ist diesen Kugeln in all den Jahren nichts mehr passiert.

Hast Du eine Erklärung, warum viele der Kartätschkugeln so faserig aussehen ?

Ich habe auch eine Kugel, die Deinen recht ähnlich sieht, identische Oberfläche, trotz Entsalzung mit destiliertem Wasser...

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#41
07. Februar 2013, um 10:16:00 Uhr

Ich vermute der Essig hat einfach allen Rost rausgefressen. Ich habe jedoch sehr unterschiedliche Oberflächen.
Einige sind auch ganz glatt, da bin ich noch nicht drauf gekommen, ob da Material Unterschiede sind?

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#42
07. Februar 2013, um 11:21:12 Uhr

Ich denke, es liegt hauptsächlich am Boden. Am schlechtesten sind sie in sandigen Fichtenwaldboden erhalten, am besten, wenn der Boden sehr kalkhaltig ist und kein Wald oder Laubwald vorhanden.

Auch kommt es mir so vor, als wenn die österreischischen Kartätschkugeln generell besser erhalten wären - sei es aufgrund Material oder Herstellung.

Viele Grüße,
Günter

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(versteckt)Themen Schreiber
#43
07. Februar 2013, um 12:47:07 Uhr

Geschrieben von Zitat von Drusus
Auch kommt es mir so vor, als wenn die österreischischen Kartätschkugeln generell besser erhalten wären - sei es aufgrund Material oder Herstellung.

Viele Grüße,
Günter

Das ist eine interessante These Günter...

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#44
07. Februar 2013, um 13:58:42 Uhr

Bei den Gußeisen-Materialien gibt es sehr große Unterschiede, was deren Korrosionsbeständigkeit generell angeht. Im Allgemeinen schreitet die Korrosion, also die Metallauflösung im Boden, entlang der eingelagerten Graphitanteile im Eisen, an der Grenze zum Metall, fort. Da gibt es schon durch den Kohlenstoffgehalt bedingte Unterschiede, außerdem spielt das Herstellungsverfahren (Tempern etc.) sicher  eine große Rolle. Kann also durchaus  sein, das manche Sorten beständiger  sind als andere. 

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