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 >  Geschichte > Historische Bauwerke & Ruinen (Moderator: lucius) > Thema:

 Ungewöhnliches Kreuz an einer romanischen Landkirche

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Avatar  Ungewöhnliches Kreuz an einer romanischen Landkirche  (Gelesen 2826 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
08. Januar 2013, um 01:41:25 Uhr

Servus miteinander,

Kann jemand mehr zu dem ersten Bild im Anhang sagen?

Bei mir ums Eck steht eine kleine, romanische Kirche in deren Außenfasade ein ungewöhnliches Kreuz eingearbeitet ist. Es erinnert mich eher an Symbole aus frühchristlicher Zeit, speziell da in der Nähe auch frühmittelalterliche Wall- und Wehrbauten nachgewiesen sind. Der Stein stammt aus einem ehemaligen Tympanon, also eines giebelartigen Türstocks eines Vorgängerbaus.

Die Kirche selbst entspricht (so vermute ich), einer romanischen Bauform wie sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in unserer Gegend häufig entstanden ist. Wie viele Landkirchen aus dieser Zeit wurde sie mit einem profanen, also nicht sakral genutztem Obergeschoss ausgebaut. Ein anderes Bild zeigt die Giebelseite mit Balkenlöchern für das Obergeschoss, sowie den üblichwerweise klein gehaltenen, ehemaligen Außeneingang der über eine außenliegende Treppe erreichbar war.

Bekannte, ähnliche Landkirchen mit profanem Obergeschoss:

{alt}
 Ungewöhnliches Kreuz an einer romanischen Landkirche




Die Funktion dieses 2. Stockwerks ist heute nicht genau geklärt. Da diese Landkirchen oft Teil einer Ansiedlung, teilweise von stattlichen Vierseit- Gutshöfen waren, ist eine Funktion als passiver Fluchtraum für die Bewohner sehr plausibel. Auch Quartiere für Pilger, Landfahrer oder der verschiedenen Ritterstände sind eine Möglichkeit.

Die Gegend hat schon seit jeher einen idealen Ort für Ansiedlungen geboten. Der Wald geht hier unmittelbar auf den fruchtbaren Lößboden des Gäubodens über. Günstig waren auch die leicht erhöhte Lage und die Nähe zum obligatorischen Bach. So sind hier Siedlungsspuren ab der Jungsteinzeit, speziell aber aus keltischer, römischer bis mittelalterlicher Zeit nachgewiesen.

Ich werde demnächst mal ein paar dieser Kirchen vorstellen. Teilweise findet man innen wie aussen interessante und seltene Details aus Zeiten des Hochmittelalters. Im Moment würde mich aber vorerst die besondere Form des Kreuzes interessieren.

Viele Grüße,

Kare

Bildquellen: Wikipedia
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/07/KirchenPabonen.jpg/800px-KirchenPabonen.jpg



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« Letzte Änderung: 08. Januar 2013, um 01:45:51 Uhr von (versteckt) »

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#1
08. Januar 2013, um 03:10:39 Uhr

Moin,

zum Kreuz kann ich leider nichts beitragen. Die Kirche scheint auf einer ehemaligen Kultstätte zu stehen.

Ist die Kirche vielleicht nach NO ausgerichtet? Falls ja, dann ziehe mal eine Linie nach NO und schaue mal, ob Du dort nicht über merkwürdige Eintragungen in der topo-Karte stolperst.

Viele Grüße

Walter
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#2
08. Januar 2013, um 03:34:12 Uhr

würde sagen ein byzantinisches Kreuz mit starkem keltischen Einfluss ... eine ehemals keltische Kultstätte könnte passen (sieht aber aus als wenn der Stein nachträglich eingemauert wurde.. aus welchen Gründen auch immer.. )

« Letzte Änderung: 08. Januar 2013, um 03:37:42 Uhr von (versteckt) »

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(versteckt)Themen Schreiber
#3
08. Januar 2013, um 19:31:41 Uhr

Also,

Die Krche ist nicht NO sondern ONO, etwa 80° ausgerichtet, wobei die Absis östlich liegt. Führt man diese Linie weiter, bewegt man sich 200m über eine Wiese die etwa 5-6m abfällt und an einem Bach endet. Auf der anderen Bachseite Steigt das Gelände wieder 25m an und man befindet sich auf der höchsten Stelle einer kleinen Bergzunge. (Luftlinie zur Kirche 250m)Ein Hügel quasi, der bei etwa 45° NO anfängt und die Kirche im Radius von 200 -300m bis Süden umgibt und nach Süden abfällt.

Meint ihr es besteht irgend ein Zusammenhang zwischen Kirche und Hügel, oder kommt der Türbogen eher von wo anders her, sprich es deutet eher weniger auf eine kultische Vornutzung hin? Im Umkreis von 3-4 km findet man schon Wallanlagen und ähnliches. Sie sind aber größtenteils nicht als Bodendenkmal erfasst bzw. nur als "Siedlungsspuren unbestimmter Zeitstellung".

Kennt jemand ähnliche Abbilder derartiger Kreuze zum Vergleich? Was hat es mit der Ausrichtungen und den keltischen Kultplätzen auf sich, bzw. wo kann ich da geneuer informieren ??

Gruß, Kare

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#4
21. Mai 2013, um 12:31:09 Uhr

Hallo Kare,

gibt es schon Neuigkeiten zu dieser Kirche? Hab so was selber auch noch nicht gesehen, obwohl ich mal im Nebenfach Religionswissenschaft studiert hatte, und daher ein "paar Bücher wälzte".

Selber würde ich in eine Bibliothek gehen und nach Enzyklopädien oder Bildbänden im Bereich Theologie/Religionswissenschaft suchen. Suchwörter wie 'Kreuzformen' oder ähnlich. Siehe da:
Kreuzformen und mittelalterliche Flur- und Grabdenkmale. Von Azzola, Friedrich Karl; 2002 erschienen.
Ein Artikel in der Zeitschrift 'Hessische Heimat' 52, 2002.
Hast du eine Universitäts- oder Landesbiblitohek in Deiner Nähe, kannst Du dort per Fernleihe diesen Aufsatz bestellen, und findet sicher allgemein erste Infos (ob es überhaupt ein passendes Buch ist usw.), bzw. wieder mehr Informationen in den Literaturangaben.

Oder (weiss jetzt nicht wo Du wohnst) schreib mal an nächstgelegenes achäologisches oder theologisches Seminar/Institut einer Universität.

Hier in Jena/bei Jena habe ich da hinsichtlich dieser Infoquellen immer kurze Wege.

VG
Interessierter

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#5
21. Mai 2013, um 13:49:55 Uhr

Hätte mich auch gefreut, wenn es in diesem Faden weiter gegangen wäre. Kare hat leider abreissen lassen.
Gibt es doch in meiner Gemeinde eine ähnliche Schutzkirche romanischen Ursprunges:
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http://schutzkirchen.robl.de/01-einleitung.html


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#6
27. Mai 2013, um 08:24:33 Uhr

Moin,

Kirchen sind üblich nach Osten gerichtet, nach Jerusalem. Die frühen Kirchen sind jedoch auf den Punkt ausgerichtet, an dem am Sommersonnenwendtag die Sonne aufgeht. Kirchen die so ausgerichtet sind und noch nicht umgebaut wurden besitzen ein kleines Sonnenfenster. Durch dieses Fenster scheint am Sommersonnenwendtag die Sonne herein und - wenn es nicht verbaut ist - bescheinen die Sonnenstrahlen eine besonders markierte Stelle.

Man kann die Standorte der alten Kirchen auch miteinander verbinden, es entstehen dann auf der topo-Karte Linien und es ist erstaunlich, was für Orte direkt an den Linien zu entdecken sind. Felsen, Quellen, einzelne Bäume als ND, topo-Höhenpunkte, Ringwälle, Wegekreuzungen.....

Viele Grüße

Walter

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