Manche von Euch haben vielleicht schon von meinen
-Versuchen hier in China gelesen.
Jetzt sind es nur noch ein paar Tage hier, bis es zurueck nach Deutschland geht, und ich kann endlich ueber meine Lieblingsfunde hier schreiben.
Da mir das Sondeln so abging waehrend meinem Aufenthalt hier
, habe ich mir einen lokal produzierten billigen Detektor gekauft (Kopie mit vielen Problemen
) und bin damit auf dem Gelaende der Fabrik in der ich arbeite und am Strand unterwegs gewesen. Ueber die Strandfunde hatte ich ja schon geschrieben.
Auf dem Fabrikgelaende habe ich wieder Erwarten auf den kleinen Gruenflaechen zwischen den Gebaeuden und am Rand des Gelaendes mehr als 15 Muenzen gefunden (einige Bilder anbei). Frueher stand hier eindeutig ein Dorf denn es kam auch viel alter Bauschutt raus (alte Ziegel etc.)! Da diese Muenzen oft aus einer Mischung aus Kupfer und Eisen gegossen wurden, sind leider einige komplett verrostet - und die meisten nicht in einem super Zustand.
Aber nach Tipps von hilfreichen Kollegen
hier im Forum habe ich den Reinigungsprozess begonnen und inzwischen lassen sich viele der Muenzen identifizieren.
Ausser drei Muenzen aus den 1920ern stammen sie zeitlich alle aus der Qing Dynastie, d.h. 1616-1911. (Obwohl ich auch viel Schrott aus der Pepsi-Dynastie gefunden habe, wie es ein Forumskollege richtig vermutet hatte
).
Jahreszahlen kann man keine genauen feststellen, aber die jeweilige Regierungsperiode bzw. den Kaiser und dann oft noch den Herstellungsort bzw. die Variation. Neben den Muenzen habe ich auch noch einen alten Kupfer/Bronzestempel gefunden. Im Einsatz frueher hier anscheinend so aehnlich wie eine Petschaft bei uns.
Mit dem Einstellen der Funde im Forum habe ich nun gewartet bis ich ein Treffen mit den verantwortlichen Regierungsbeamten hatte. War mir ja nicht sicher wie man hier damit umgehen wuerde. Aber ich habe alles gemeldet und bin daraufhin zum Buero des lokalen Museum eingeladen worden.
Habe die Funde gezeigt, und wir haben danach noch eine halbe Stunde ueber die Geschichte der Stadt und die archaeologischen Bemuehungen der Aemter gesprochen. Ganz eindeutig: der rasante Wachstum der Industrie zerstoert hier unzaehlige Bodendenkmaeler ohne das jemand auch nur darueber nachdenkt oder mit der Wimper zuckt. Eines Tages wird man sich dessen vermutlich bewusst werden... wenn es zu spaet ist.
Auf jeden Fall war es ein sehr angenehmes Treffen.
Die Beamten waren ganz erstaunt das ich mich gemeldet habe. Es war die erste Fundmeldung von einem Auslaender
(offiziell gehoert uebrigens alles was unter der Erdoberflaeche gefunden wird dem Staat... und es stimmt das Grabraeubern teilweise sogar die Todesstrafe droht - also plant lieber keinen Sondelurlaub in China
).
Die Muenzen durfte ich alle wieder mitnehmen (aber mit der eindeutigen Anmerkung sie nicht aus China auszufuehren!
). Ich habe mit Kollegen hier besprochen das wir nach abgeschlossener Reinigung eine kleine Vitrine aufstellen damit sie alle Mitarbeiter anschauen koennen.
Wir werden versuchen noch weiteres Informationsmaterial ueber die Geschichte des Bodens hier hinzuzufuegen um den historischen Kontext ein wenig zu erlaeutern.
Den Stempel haben wir dem Museum uebergeben und werden dafuer ein Zertifikat fuer die Abgabe erhalten. Der scheint wohl ein eher seltener Fund zu sein und hat vermutlich eine lokale Geschichte. Uns wurde dann auch gleich noch ein Buch ueber lokale Funde geschenkt (hauptsaechlich Keramik).
Hier noch Details zu den Bildern (jeweils nur Avers):
Bild 1: Emperor Sheng Zu (1662-1683)
Bild 2: Emperor Gao Zhong (1736-1795)
Bild 3: Emperor Ren Zong (1796-1820)
Bild 4: Emperor Xuan Zong (1821-1850)
Bild 5: der Stempel, unklares Alter