Höfischer Prunk und neue FreiheitEine Ausstellung über Jérôme Bonaparte und das Königreich Westphalen in Kassel
napp sieben Jahre regierte Jérôme Bonaparte das Königreich Westphalen. Nun dokumentiert eine grosse Schau in Kassel den kurzlebigen Modellstaat umfassend mittels architektonischer Entwürfe, kunsthandwerklicher Erzeugnisse, Gemälde und historischer Belege.
Für den gerade von seiner Italienreise zurückgekehrten Architekten Leo von Klenze wurde Kassel zum Glücksfall. Dort herrschte seit Dezember 1807 Jérôme Bonaparte, der jüngste Bruder Napoleons, über das im Friedensschluss von Tilsit neu geschaffene Königreich Westphalen. Schon kurz nach seiner Ankunft in der Residenzstadt erhielt der noch unerfahrene, aber mit den neusten Pariser Modeströmungen vertraute Baukünstler, der das Wohlwollen des gleichaltrigen Jérôme (1784–1860) genoss, einen bedeutenden Auftrag: den Bau eines Hoftheaters neben dem in «Napoleonshöhe» umbenannten Schloss Wilhelmshöhe. Dieses Erstlingswerk, das bereits den späteren Meister am Hof von Ludwig I. in München erahnen lässt, entsprach mit seinem reichen Empire-Dekor ganz dem Bedürfnis des Königs nach Prachtentfaltung, welche über die fehlende dynastische Legitimation hinwegtäuschen sollte. Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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Quelle: 24. Mai 2008, Neue Zürcher Zeitung