Hoi!
Ich hab mir den Ausschnitt nochmals angesehen und bin mir ziemlich sicher das der Text nicht vor 1650/1680 (ab-)geschrieben wurde.
wie ihr ja vielleicht wisst gab es bis in die Mitte (in manchen Gegenden noch später) des 18 Jhts. weder einer einheitliche Rechtschreibung (böse gesagt nicht mal ne einheitliche Sprache) und keinen einheitlichen Schreibstil. Jeder der schreiben konnte malte die Buchstaben so wie ers gelernt und verlernt hat. Das macht die zeitliche Einordnung von Handschriften Dokumenten -die nicht durch Datierung und historischen Querverweis/Beleg unglaublich schwierig. Nur das irgendwo ein Jahr dazugeschrieben ist, ist dabei noch lange keine Datierung!
Für mich sieht der Text auf dem Ausschnitt nach einer Handschrift aus - nicht nach einem Druck. Die Beispiele von "vom Walde" zeigen sehr schön den Unterschied. Allerdings kann von einem Druckbild nicht auf ein Handschriftenbild abgeleitet werden. Das ist als würde man Äpfel mit Holzschuhen vergleichen.
Ich füge euch als Handschriftenmuster eine Urkunde vom 3.9.1590 (betr. Kriss) und den dazugehörigen Querverweis aus den Regesten des Landesarchives an. Ihr sehr in dem Dokument (das von einem Berufsschreiber geschieben wurde) sehr schön das ungefähre Schriftbild aus dem Ende des 16.Jht.

Alt Deutsche Schrift

Alt Deutsche Schrift
Das zweite Beispiel zeigt den Ehevermerk (in der Pfarmatrikel) eines meiner Vorfahren aus dem Jahr 1700.
Auch da sehen wir einen ganz anderen Schrifttypus.

Alt Deutsche Schrift
Als drittes zeige ich euch die erste Seite eines Taufbuches von 1623. (übrigens ausnahmsschön geschrieben).

Alt Deutsche Schrift
Ihr seht allein vom Schriftbild ist eine zeitiche Zuordnung alles andere als einfach..
Lieber Tander, wenn du keine ganze Seite hier zeigen willst, dann ist das Deine Entscheidung, aber dann erwarte bitte auch keine verbindliche Auskunft. Un an irgendwelchen Fragmenten herumzuraten, ist meine Zeit zu schade.
Amen
elchvieh
Hinzugefügt 27. August 2012, um 14:46:53 Uhr:@ Tander: Entschuldigung!
es tut mir leid, mein Ton war zu scharf - wenn auch nicht böse gemeint...
Das gewünschte Computerprogramm existiert allein zwischen Deinen Ohren und unter Deiner Mütze
Schnapp Dir das Büchel (die Gutenbergbibel und die Briefe des Thomas Münzer sinds ja nicht) markier die Buchstaben die Du nicht lesen kannst ganz vorsichtig mit einem ganz weichen Bleistift und wackel mit dem Büchlein ins nächste Stadt- o Landesarchiv. Dort sitzt in der Regel mindestens ein Historiker und der kann Dir die unbekannten Buchstaben "übersetzen". (Er wird sich nb. auch nicht mit einem Seitenfragmentchen zufriedengeben - aber auch Dein Geheimnis nicht ausplaudern

).
Danach hock Dich hin und schreib die ersten 30 Seiten in Deiner Schrift ab. Dann kannst Du den größten Teil lesen (abgesehen von Feinheiten wie Ligaturen, Abbrev.. etc) und wahrscheinlich auch verstehen.
Den schnellen Weg - die Seiten einfach einscannen und der PC macht dann die Arbeit, den gibts nicht (auch wenns manchmal wirlich schön wäre.....

Wenn man z.B. so was lesen muß: (von 1653)

Alt Deutsche Schrift
Das was Du wahrscheinlich unter "alte deutsche Schrift" (nämlich Kurrent) verstehst schrieb man übrigens erst ab etwa 1850, Danach kam die Süterlinschrift und die kann jeder lesen. Adolf griff nochmals auf Kurrent zurück - daher schrieben unsere Eltern so (in Deinem Alter eher die Großeltern).

Der Schreibstil in den Bildern die ich hier zeige ist eine Mischform aus deutscher und lateinischer Kursive. Die jeder Schreiber individuell veränderte...
Dominus vobiscum
elchvieh
http://up.picr.de/11638722vy.jpg
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