Nach einiger Vorbereitungszeit war es letzten Samstag denn so weit:
Wir befahren zu viert Schwalbe IV, besser gesagt, wir versuchen es.

Die Forschungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber es gibt ein Zwischenergebnis:
Die rund 100 m hohe Felswand Hohe Ley bei Finnentrop enthält mehrere Höhlen.
Das Gebiet steht seit 1985 unter Naturschutz, wurde aber trotzdem mit Bauschutt in erheblichen Ausmaß aufgefüllt. Dabei wurden auch einige Höhleneingänge verschüttet. Durch die Verfüllungen wurde auch ein Stollen aus dem 2. Weltkrieg verschüttet.
Die ehemaligen Trichteröfen am rechten Ufer der Bigge wurden aus dem etwas zurückliegenden Steinbruch Hohe Ley versorgt. Die Versorgung der Öfen mit Brennstoff und der Abtransport des Kalkes erfolgte über eine hölzerne Brücke. Diese wurde später durch eine Spannbetonbrücke ersetzt, welche aber noch vor Inbetriebnahme einstürzte. Daraufhin wurde die in ihren Überresten noch heute begehbare Eisenbetonbrücke errichtet.
Auf dem Gelände der früheren Trichteröfen entstand nach deren Abriss und der sich daran anschließenden Abraumabkippung ein Schießstand, welcher heute ebenfalls noch in rudimentären Resten erkennbar ist.
1874 wurde die Anschlußstrecke von Finnentrop nach Attendorn fertiggestellt. Da sich die Ofenanlagen direkt an der eingleisigen Eisenbahnstrecke befanden, besaßen sie auch einen direkten Bahnanschluß.
1917 kamen die Heggener Kalkwerke in den Besitz der Farbenwerke Bayer, später zur IG-Farben gehörig.
Ein biggeabwärts gelegener Neuaufschluß (der "Bremsberg") erwies sich als Fehlschlag, was die Verbesserung der Qualität des abgebauten Kalkes anbelangt (im Bereich Hohe Ley steht hauptsächlich ein schwärzlich dunkler Kalkstein an).
Der Abtransport von Steinen und Abraum erfolgte durch eine 630 mm-Schmalspurbahn. Der Abraum wurde auf die benachbarten Halden im Elberskamp und im Hörsten gefahren.
Im Steinbruch Hohe Ley sollte 1944 ein unterirdisches Hydrierwerk von ca. 29.000 m² Ausbau errichtet werden. Als Eingang dieser Anlage war die Felswand der Hohen Ley vorgesehen, als Ausgang ein ca. 1,4 km entfernter Steinbruch auf der anderen Seite des Berges in Borghausen.
1944 begann die OT mit dem Vortrieb eines heute vermauerten und zugeschütteten Stollens in die Bruchwand der Hohen Ley. Ausführende Baufirmen waren die Gelsenkirchener Bergwerks AG, die Fa. Hochtief Essen und andere deutsche Baufirmen.
1962 wurde das Werk Heggen stillgelegt. Besitzer ist heute die "Graf von Speesche Verwaltung".
Die Anlage Schwalbe IV stellt innerhalb der "Schwalbe"-Anlagen eine Besonderheit dar:
Bei dem Projekt Schwalbe I (Deckname Eisenkies) wurden 24 Stollen in die Felswand vorgetrieben.
Die gleiche Vorgehensweise ist wohl auch bei Schwalbe V zu finden. Von 17 bzw. 19 Stollen ist die Rede.
Bei Schwalbe IV läßt sich folgende Besonderheit vermuten:
1 Hauptstollen von ca. 1,4 km. Länge in Ost/West Richtung mit Mundlöchern im Steinbruch Hohe Ley und im Steinbruch bei Borghausen. Die Produktionsstollen waren dann abgängig von dem Hauptstollen. Nach Sichten der Topografischen Kartenwerke vermutlich in nördlicher Richtung vom Hauptstollen.
Schwalbe IV (29000 m²) wäre von den Produktionsflächen her noch größer ausgefallen wie Schwalbe I (25000 m²), aber kleiner wie Schwalbe V (40000 m²).
Da das Mundloch im Steinbruch bei Borghausen sicher verwahrt sein soll und das Mundloch in Heggen durch Aufschüttung überfüllt ist dürfte die Anlage wohl nicht mehr zu befahren sein. Wir werden dieses aber im Auge behalten und gegebenenfalls darüber berichten.
Gruß
Michael