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 Artikel aus der Rheinpfalz (Zeitung): Von alten und jungen Barbaren

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Avatar  Artikel aus der Rheinpfalz (Zeitung): Von alten und jungen Barbaren  (Gelesen 553 mal) 0
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16. Oktober 2014, um 10:27:31 Uhr

Speyerer Rundschau 15. Oktober 2014 - Kultur
Von alten und jungen Barbaren
Von Dagmar Gilcher

 
Nach den Stationen Mainz und Koblenz ist der im Februar dieses Jahres sichergestellte „Barbarenschatz“ von Rülzheim erstmals in der Pfalz zu sehen. Die gestern Abend in Speyer eröffnete Ausstellung zeigt nun die wertvollen Funde und zugleich auch den durch die Raubgrabung verursachten Verlust an Informationen.
Wer war hier der Barbar? Für sorgfältig Stein um Stein, Sandkorn um Sandkorn untersuchende und Scherbe um Scherbe dokumentierende Archäologen bestehen da kaum Zweifel. Wären sie und nicht ein Hobby-Schatzsucher mit Metalldetektor auf die im Waldboden bei Rülzheim versteckten Gegenstände aus Gold und Silber – Teller, Schalen, Statuetten, Gewandapplikationen – gestoßen, sie hätten das Erdreich nicht durchwühlt, hätten auf die Lage der Objekte geachtet, eventuell Reste von Textilfasern oder Leder aufgespürt. Ob die 36 Goldapplikationen und 60 weitere kleine Goldrauten ohne blattförmigen Anhang als Kleiderbesatz zu einem Prunkgewand gehörten oder als Zierrat eines Pferdegeschirrs dienten, wird nicht mehr zu klären sein. Auch auf die Frage, ob sie hastig und daher durcheinander oder sorgsam sortiert vergraben wurden, muss unbeantwortet bleiben.Sicher ist, dass Goldapplikationen dieser Art aus hunnischen oder ostgermanischen Gräbern bekannt sind. Derselbe geografische Hinweis gilt für eine Silberschale mit Steineinlagen und prächtiger Zierplatte in der Mitte, wie sie sonst nur Grabungen in Rumänien und Bulgarien an Tageslicht gebracht haben. „Wenn wir ein solches Stück aus unserer Region für unsere Attila-Ausstellung gehabt hätten“, bedauert Lars Börner, Sammlungsleiter am Historischen Museum der Pfalz, angesichts des Rülzheimer Fundes. Die Schale ist, im Gegensatz zu anderen Objekten, unzerstört: ein Indiz, dass sie kein Beutegut, sondern persönlicher Besitz war? Von wem? War der Mann auf der Flucht vor Räubern? War er selbst ein solcher? War es ein Römer, ein Hunne, ein Suebe, Vandale, Gote? Die Zeiten waren unruhig, als die europäischen Völker zu wandern begannen und das Ende des Weströmischen Reichs nahte.

Seitdem der moderne Raubgräber – wohl unter dem Druck von bereits laufenden Ermittlungen – seine Beute der Außenstelle der Landesarchäologie in Speyer übergeben hat, betreiben die Archäologen und Restauratoren so etwas wie Schadensbegrenzung, denn nicht nur durch unsachgemäße Bergung, sondern auch durch ebensolche Lagerung haben die Stücke gelitten: Wenn feuervergoldetes Silberblech und mit einem Eisenkern versehene tragende Elemente eines Klappstuhls aus der Mitte des fünften nachchristlichen Jahrhunderts ein Jahr in einer Schachtel unter dem Bett stehen, setze unaufhaltsam die Korrosion ein, erklärt Archäologe Börner. In einer Entsalzungsanlage und in sauerstofflosem Bereich in einem Bonner Spezialinstitut wurde und wird noch immer restauriert.

So viel ist allerdings mittlerweile sicher: Das in seine Einzelteile zerlegte, anfangs gern als „Feldherrenstuhl“ bezeichnete Sitzmöbel diente ursprünglich der Bequemlichkeit von überwiegend weiblichen hochgestellten Persönlichkeiten – bevor es dann erst Beute des einen und 1600 Jahre später eines neuzeitlichen Schatzgräbers wurde. Wie man sich diesen „Fürstinnenstuhl“ vorzustellen hat, ist auf zahlreichen antiken Mosaiken zu sehen. Derjenige aus Rülzheim ist mit seinem figürlichen Zierrat zweifellos ein ganz besonderes Modell.

Die in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer, und dem Historischen Museum der Pfalz konzipierte Ausstellung zeigt nun nicht nur kostbare Objekte, sondern erklärt auch Lücken der Forschung, die weniger groß wären, hätte der Schatzgräber des 21. Jahrhunderts sich nicht ebenso wie seine Vorgänger nur für den Materialwert, sondern auch für die handwerkliche Kunst und andere Zusammenhänge interessiert, hätte er den Schatz nicht „seiner Geschichte beraubt“.

Von Interesse insbesondere für die Pfalz wäre zweifellos, dass der Schatz von Rülzheim, hier vergraben, hier gefunden und nun im Besitz des Landes, hier auch dauerhaft bleiben könnte.

Die Ausstellung

 - „Seiner Geschichte beraubt. Der Barbarenschatz von Rülzheim“, bis 4. Januar.  - Infos im Internet: Sie haben nicht die Berechtigung Links zu sehen.
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www.museum.speyer.de
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(versteckt)
#1
16. Oktober 2014, um 16:54:09 Uhr

"...Jahrhunderts ein Jahr in einer Schachtel unter dem Bett stehen..."

Das Zeug stand ein Jahr unter Bennys Bett? Kann ich mir nicht vorstellen wenn ich den Beitrag vom Goldamulett lese.

P.S Lucius, ich war schneller  Zwinkernd

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