Ich habe in anderen Foren schon geschrieben, dass diese Dolchform
unpubliziert ist. Die wissenschaftliche Arbeit zu mittelalterlichen Dolchen ist äußerst überschaubar und ein einziges großes Forschungsdesiderat. Die Situation wird auch nicht dadurch besser, dass immer mehr Sondengänger durch die Gegend schwirren und kontextlos Funde einsammeln. Wenn die Burgen irgendwann leer geplündert sind, dann wird niemand mehr für euch die ganze Forschungsarbeit erledigen können.
Meine erste mit "um 1500" angegebene Datierung halte ich im Nachhinein aber für zu spät. Das war ein bisschen voreilig und dafür muss ich mich entschuldigen. Ich habe mich wohl ein wenig von der metallenen Griffhülse in die Irre führen lassen, die eigentlich eher in späterer Zeit üblich wird. Inzwischen würde ich diesen Dolch hundert Jahre früher datieren (um 1400). Formal bestehen Ähnlichkeiten zu "süddeutschen Dolchmessern", v.a. was die Blattform und die Feilgravur an der Parierstange betrifft. Interessant ist, dass die gebogenen Enden der Parierstange tatsächlich ein ganz klein wenig "knubbelig" wirken, was den Eindruck eines Nierendolches erweckt. Ich habe schon länger vermutet, dass die "süddeutschen Dolchmesser" eine lokale Variation von Nierendolchen sind. Dafür sprechen erhaltene Griffhülsen. Außerdem sind Nierendolche im Süden schon früh belegt (Konstanz um 1300). Aber Vorsicht: dieser Fund ist
kein Nierendolch. Es ist im Grunde auch Unsinn, diesem Ding einen Namen geben zu wollen. Diese lustigen 0815-Dolchformen, die jeder kennt, machen nur einen Bruchteil aller mittelalterlichen Dolche aus. Sinnvoll ist eine solche Benennung nur, wenn formale oder waffentechnische Aspekte dafür sprechen. Man versteht die Entwicklung der Dolche aber besser, wenn man sich von diesen Namen erst einmal ganz löst.
Das Problem bei den "süddeutschen Dolchmessern" ist, dass sie in so gewaltiger Zahl auftauchen, dass eine Datierung ins 14. Jahrhundert, wozu man aus formalen Gründen neigen würde, fragwürdig wird. Die große Verbreitung spricht eher dafür, dass sie längere Zeit in Gebrauch waren. Wenn das auch für andere Zwischen- und Sonderformen gilt, dann ist z.B. die Blattform kein sicheres Indiz für eine Datierung, sondern man muss immer lokale Entwicklungslinien berücksichtigen. Auch die soziale Trägerschicht spielt eine Rolle. Kurz: nichts genaues weiß man nicht. Das ist unbefriedigend, aber damit muss man leben. Egal, was irgendjemand dir sagt. Da wird dir auch eine Abstimmung nichts nützen. Es ist nicht überall so eitel Sonnenschein im Wissenschaftsolymp wie im Bereich der Numismatik.
Nein. Eine Bauernwehr hat immer einen genieteten Griff.
Der von dir gezeigte Dolch ist ein später Nierendolch mit Panzerstecherklinge und Metallnieren, um 1500. Das ist natürlich schon eine ganz andere Form.
Deine Unterscheidung entspricht nicht der in der Blankwaffenkunde gängigen Terminologie. Nach dieser handelt es sich um ein Dolchmesser (einen einschneidigen Dolch). Die wenigsten mittelalterlichen Dolche haben eine wirklich symmetrische Klinge.
Die frühesten sicher datierbaren mittelalterlichen Dolche lassen sich ins ganz späte 13. Jahrhundert einordnen.
14. oder 15. Jahrhundert. Genauer geht's auch hier nicht.
Nein, 1401-1500. Es gab kein Jahr null. (Jaja, Besserwisser, ich weiß. Nichts für ungut.)
So long.
stekemest