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 >  Geschichte > Geschichte des Altertums > Früh-, Hoch- und Spätmittelalter (Moderator: Volwo) > Thema:

 Die im Forst versteckte Fluchtburg

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Avatar  Die im Forst versteckte Fluchtburg  (Gelesen 1572 mal) 0
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(versteckt)Themen Schreiber
#0
18. März 2012, um 22:28:11 Uhr

Anbei eine kurze Geschichte von mir über eine Fluchtburg in Südniedersachsen.
Ich habe dabei auf Ortsnamen und Ortsangaben verzichtet, wofür ich um Verständnis bitte.
Die kurze Geschichte soll denen dienen, die sich für den geschichtlichen Hintergrund, bzw. Übergang zur Höhenburg interessieren.
















..

















Geschrieben von {author}

Die im Forst versteckte Fluchtburg


In Südniedersachsen befinden sich noch heute Reste von einigen frühmittelalterlichen Burganlagen.

Sie bestanden aus einem Erdwall mit Palisadenzaun und Graben und dienten der Bevölkerung als Zuflucht in Notzeiten.
Erst am Ende des Hochmittelalters begann man, Burgen aus Stein mit Türmen und Gebäuden zu bauen.
Doch bereits vorher gab es gräfliche Höhenburgen, die zwar auch auf einer Anhöhe, aber noch aus Holz gebaut wurden.

Als das heutige Niedersachsen im neunten Jahrhundert in den Herrschaftsbereich von Karl dem Großen kam, wurde den jeweiligen Grafen erlaubt, auf ihrem Gebiet Burgen zu bauen.
So entstanden auf unzugänglichen Bergrücken die ersten befestigten Herrschaftsburgen, die anfangs noch aus Holz gebaut waren.
Eine solche Burg befand sich in Südniedersachsen.
Offensichtlich war die Burg der Vorgängerbau einer später gebauten Höhenburg, die sich einige hundert Meter nördlich befindet.

Im Laufe der Zeit war das Wissen um diese alte Burg in Vergessenheit geraten.
Erst als nach dem zweiten Weltkrieg auch archäologische Nachforschungen stärker gefördert wurden, machte sich ein Geschichtsforscher auf die Suche nach Zeugnissen aus alter Zeit.
Ein Lehrer berichtete ihm, dass er in den 1920er Jahren »im Forst geringe Wall- und Grabenreste gesehen« habe.
In den umliegenden Dörfern erinnerten sich noch einige ältere Leute an eine »Burg«.
Sie soll hinter dem Landmannsholz gelegen haben. Waldarbeiter erzählten, dass »man in Kriegszeiten Menschen und Vieh der Dörfer der Ebene in der Burg geborgen hätte«.
Doch niemand konnte die genaue Lage der Burg angeben.
Der Forscher begann mit seinen Nachforschungen und entdeckte, dass sich der Name »Burg«, nicht immer auf den zehn Kilometer langen Gebirgskamm bezog.
Anhand von Karten aus dem 18. Jahrhundert fand er heraus, dass die eigentliche »Burg« ursprünglich ein schmaler Bereich zwischen zwei kleinen Bächen war.

Unmittelbar bei der Gabelung mehrerer tiefer Hohlwege führt der ehemalige Burgweg noch heute zu einer schmalen und hohen Bergnase.
Im Norden und Süden ist der Burgbereich durch tiefe Sohlgräben geschützt.
Der nördliche Graben ist noch gut erhalten.
Dazwischen befindet sich der Burgplatz – ein künstlich angelegtes Plateau mit einer Fläche von 65 mal 32 Metern.
Heute ist der gesamte Bereich von hohen Bäumen bewachsen, doch hat man erst einmal die Anhöhe zum Burgplatz erklommen, kann man die geschützte Lage der Burg gut erkennen.
Nach allen vier Seiten fällt der Berg steil ab.
Feindliche Truppen hätten große Mühe gehabt, ohne Verluste die Burg zu stürmen.
Selbst wenn sie es geschafft hätten, wären die tiefen Gräben um die Burg ein weiteres Hindernis geblieben.
Das Fürstentum existierte seit dem Ende des 13. Jahrhunderts.
Seit dieser Zeit war auch die etwas weiter nördlich gelegene Höhenburg der Mittelpunkt des Fürstentums. Der Vorgänger dieser Burg dürfte die alte Fluchtburg gewesen sein.
Als so genannte Dynastenburg könnte sie vom 10. bis zum 12. oder 13. Jahrhundert der herrschaftliche Sitz gewesen sein.
Nicht als stolze Steinburg, sondern als eher einfache Holzburg.
Angelegt war die Burg wie eine frühmittelalterliche Fluchtburg in einem entlegenen Waldstück auf schwer zugänglicher Höhe.
Im Gegensatz dazu steht die Höhenburg zwar auch auf einer geschützten Anhöhe, allerdings weithin sichtbar und somit für die Untertanen schon von weither als Herrschaftssymbol zu erkennen.
Zudem wurde letztere um einiges größer gebaut und auch der Wohnkomfort dürfte den in der alten Burg um Einiges überlegen gewesen sein.

Doch das Schutzbedürfnis war immer noch sehr groß, denn im ganzen Land herrschte noch das Faustrecht.
Jederzeit konnte man von umherziehenden Klein-Armeen überfallen werden, wobei die Herren allerdings auch selber als Raubritter in Erscheinung traten.
Erst als nach 1500 in Deutschland der vom Kaiser verordnete Landfrieden Einzug hielt, der die Sicherheit auf Straßen und in den Dörfern verbesserte, wurden Schutzburgen überflüssig und man brauchte keine Schutzburgen auf Bergrücken mehr zu bauen.



Bilder:

Blick von Süden über das 62 Meter lange Plateau der Burg. Das kleine Bild zeigt den Rest des nördlichen Burggrabens. Der Aufgang zur Burg befindet sich an der Ostseite. Der alte Eselsstieg führt von der Burg in einen einige Kilometer südlich gelegenes Dorf. Rechts unten die Lage der Burg.
Text und Fotos: W. Kampa




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« Letzte Änderung: 18. März 2012, um 22:30:38 Uhr von (versteckt) »

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(versteckt)
#1
19. März 2012, um 20:52:01 Uhr

Sehr interressant  Applaus
Vielen dank für den schönen Bericht.

LG Selu  Winken

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