An dieser Stelle wieder ein Exklusivreport fürs Detektorforum.
Alle Jahre wieder im Herbst begibt es sich, dass der Strandräuber nochmals Anlauf nimmt, um seine Schatztruhen für das Ende des Jahres zu füllen. Nachdem er in den letzten Jahren weiter westlich gelegenen Gebieten den Vorzug gegeben hatte, sollte sich an den Oststränden Rügens wohl genug Tribut angesammelt haben, um die Beutegier zu befriedigen.
Auf ging’s – nach Binz. Allerdings nach dem Abladen der Tochter in der Ferienbehausung gleich weiter, um nach Abendessen mit Anglerkollegen am folgenden Morgen mit gechartertem Boot hinauszufahren auf die See und dort dem Dorsch nachzustellen. Dort aber stürmte es, und die Wellen schickten abkühlende Tropfen bis über die Hafenmauer. Dabei war es schon kühl genug. Am nächsten Morgen wurde dennoch das Fahrzeug am Sassnitzer Hafen abgestellt und einigermaßen unentschlossen gen Fischkutter gepilgert. Nach stundenlanger Debatte wurde dann das Angeln abgesagt.
So strebten der Strandräuber und sein Weib erst mal in Richtung der Binzer Unterkunft, das Töchterlein aus dem Bette zu werfen. Was sie nicht mehr rechtzeitig erfuhren, war die Tatsache, dass die davonstrebenden Angler noch weitgehend wieder eingefangen wurden und die Ausfahrt doch noch erfolgte.

Denn kurze Zeit später beruhigte sich wider Erwarten der Wellengang.
Gegen Abend ergab sich endlich die Gelegenheit, gleich mal links von der Binzer Seebrücke auf die Pirsch zu gehen. Zum Einsatz kam die gerade noch rechtzeitig eingetroffene neueste Wunderwaffe – eine Spule im Kaliber 280 mm sollte wohl was bringen. Doch würde sie halten, was die Werbung versprach? Zunächst mal ließ sie sich tatsächlich deutlich leichter führen als die bereits bekannte mit dem besonders großen Kaliber. Also stand weniger Kalorienverbrauch und Muskelaufbau zu erwarten, was dann mit längeren Märschen zu kompensieren wäre.
Doch was zum T… - nach 2 ½ Stunden neuer Negativrekord – mehr und tiefere Kronkorken denn je, aber nur 7,40 Euro? Ein genauerer Blick in die Runde ließ aber auch erahnen, warum. Im weiten Umfeld waren noch Spuren der Harke zu erkennen, die des Morgens ihre Runde gedreht haben mochte und sicher nicht nur Müll, sondern auch Strandräubers potentielle Beute hinweggerafft hatte. Zudem türmten sich zwischen den noch verbliebenen Strandkörben Sanddünen bis in gut 30 cm Höhe über dem ursprünglichem Bodenniveau auf. Das deutete darauf hin, dass weite Bereiche der fundführenden Schichten der Reichweite der Sonde entzogen waren. Ein Kinderring und eine Bartkette rundeten die Funde des Tages ab. Doch was ein echter Strandräuber ist, der gibt nicht so schnell auf.
Am folgenden Tage ging es bei schönstem Sonnenschein nach rechts. Hier hatte keine Strandharke gewütet und noch vor dem ersten Kronkorken tauchte bereits die erste 2-Euro-Münze im Scoop auf. Das wurde leider von einigen Kindern beobachtet, die daraufhin die altbekannten Kletteneigenschaften entwickelten: Vor den Füßen rumscharwenzeln, beim Graben helfen wollen, kluge Fragen stellen usw. Da traf es sich gut, dass die nächsten Funde fast nur aus Kronkorken, Schraubverschlüssen, Folienfetzen und Dosenlaschen bestanden, aber auch ein scharfes Küchenmesser hatte sich nicht allzu tief im Sand verborgen!
Schließlich war der Strandräuber weit genug gewandert, um die Gören abzuschütteln. Prompt fanden sich auch wieder mehr Münzen im Klingelbeutel – ehm Scoop. Vom Ende des Strandes nochmal zurück, vorbei an einer Hochzeitsgesellschaft beim Fotoshooting (leider warfen die ihre Ringe nicht in den Sand) unter der Seebrücke durch und noch mal über den wieder mal frisch geharkten Bereich hinaus.
Nach gut 7 Kilometern Marsch (nicht geschätzt, sondern mit des Hauptmanns Garmin Montana 600 exakt vermessen) und dabei vergangenen 6,5 Stunden kamen immerhin knapp 31 Euro in die Kasse (wobei auch noch ein abends hektisch abgesuchter Spielplatz 3 Euro beisteuerte), damit war die Kurtaxe schon mal erledigt. Zudem noch ein Ohranhänger und für die Bewachung des Schatzes wurde Ritter Kuno im Vorbeigehen mal eben aufgelesen. Denn der kopflose Trommler, den am Strand zu finden man eher nicht erwartet hätte, kann mangels Sehvermögen dieser Aufgabe nicht mehr gerecht werden.
Da das aber doch relative Magerkost für den verwöhnten Strandräuber war, sollte am nächsten Tag ein anderer Strand mehr Beute geben. Es ging in nördlicher Richtung an Arkona vorbei. Am Südende der Schaabe mit ihrem feinen Sandstrand wurden der Strandräuber und seine Tochter abgesetzt, während sein Weib die beiden später am Nordende wieder einsammeln wollte. Oh, wie kann man sich doch auf der Karte in Entfernungen verschätzen, grade wenn‘s dann noch kreuz und quer über den Strand geht!
Strandräubers Tochter hatte das für das Alter chronische Bedürfnis, ihr Taschengeld aufzubessern. Da die geizigen Eltern das nicht einfach so rausrückten, erhielt sie Strandräubers zweiten Deus in die Hand gedrückt und durfte selbst beginnen, Kronkorken auszubuddeln (was sie dann auch mit zusehends sinkender Begeisterung tat). Um die Ferienarbeit und das Wühlen im Dreck ein wenig schmackhafter zu machen, bot ihr der Strandräuber zudem einen Deal: wahlweise eine Verdopplung der eigenen Funde oder die Hälfte der Gesamtfunde des Tages. (Hätte sie den ganzen Tag durchgehalten, hätte es sogar alles gegeben!)
Der Strandräuber begann gleich recht erfolgreich vorzulegen mit 2 2-Euro-Münzen und sammelte weiter ein, bis er fast bei 10 Euro war. Strandräubers Tochter hingegen stand immer noch bei 10 Cent. Das würde wohl nichts werden!?
Beim weiteren Schwenken ortete er einen Einer, den er wieder zuscharrte, und seine Tochter zwecks Verschaffung eines Erfolgserlebnisses herbeirief. Diese schwenkte drüber und tauchte mit dem Scoop weit daneben ein – verflixt, ist denn die nicht mal in der Lage, ein klares flach liegendes Ziel ordentlich zu orten? Hm. Doch siehe da, es klingelte tatsächlich im Scoop – ebenfalls ein Euro. Die Stelle entpuppte sich als Nest, denn da fanden sich noch weitere Münzen, so dass am Ende mehr als 4 Euro in der Fundtasche unterkamen. Endlich hatte sie Blut geleckt! Doch der Weg gen Norden zog sich. Die Funde wurden seltener und spärlicher – nach gut 2,5 Stunden Suche gab Strandräubers Tochter dann mit einer Beute von knapp 11 Euro auf. Na immerhin, ein solider Einstand!
Der Strandräuber suchte trotz des dräuenden Regens weiter, während seine Tochter dem Ziel im Norden entgegenstrebte. Ein silberner Ohrstecker – dessen verbogener „Pfosten“ beim späteren Reinigen abbrach, und so gefühlt eine Münze pro halbe Stunde machten den Weg zur Qual.
Nach insgesamt 4 ½ Stunden begann es nicht nur langsam zu dämmern, sondern der Weg war noch weit – viel zu weit, um den nächsten Ort ohne Lampe (die lagen alle in der Ferienwohnung) irgendwie sinnvoll zu erreichen. Also schloss der Strandräuber bis zu seiner Tochter auf und dann warteten sie gemeinsam am nächsten Straßenparkplatz auf den Abholservice. Der klappte dank funktionierenden Mobilfunks dann auch. In der Ferienwohnung durfte der Strandräuber noch einen Korb Butterpilze reinigen, den sein Weib im Laufe des Nachmittags zusammengesammelt hatte. Er selbst hatte ansonsten wieder knapp 31 Euro gesammelt, nach 4,5 marschierten Kilometern. Also zusammen mit Tochter durchaus ein ansehnliches Ergebnis trotz zwischenzeitlicher Durststrecken. Das kam durch den höchsten Anteil an 2-Euro-Münzen von allen Suchtagen zustande, immerhin 9 Stück. Die Dinger geben aber auch ein mieses Signal, die möchte man gern mal liegen lassen.
Am Folgetag vertrieb sich der Strandräuber die Zeit wieder in Binz, nachdem er aber nur auf 12 Euro in dreieinhalb Stunden gekommen war, zog er eine geruhsamere Beschäftigung vor. Zumindest hatte er festgestellt, dass das Dry-Beach-Programm der Sonde zuverlässig Kronkorken von der Ausgrabungsliste eliminiert – in den folgenden Tagen grub er nur noch einen einzigen aus. Ein kleiner Aluminiumanhänger mit Möwe sollte sicher den scharfen Blick stärken.
Donnerstag bekam er freie Hand. Seinem Weibe lagen die Pilze schwer im Magen, und er schnappte sich den Wagen. Und fuhr nach Sellin, um selbigen aufzutanken. Doch nicht nur an der Tanke wurde er um seine Beute geprellt, auch in Sellin selbst musste er zum Abstellen des Wagens zähneknirschend 5 Euro opfern!
Nun, es war nicht weit zur Seebrücke, und da sollte doch noch so einiges im Sande liegen! Tat es auch – an diesem Tag begann der Strandräuber, Metallknöpfe zu hassen. Denn fast jedes wohlklingende Signal war einer. Im Grenzbereich vor dem wilden Strandabschnitt konnte der Strandräuber mit Ach und Krach die zuvor geopferten 5 Euro wieder zusammenklauben. Das konnte es doch noch nicht gewesen sein? Ah, da in der Ferne ist die nächste Seebrücke, bis dahin müsste man doch eigentlich bequem kommen. Zumal der Strand auf dem Weg dahin vor Jahren schon mal gute Beute gab. Doch die gab es zunächst mal nicht. Nur wenige Münzen, irgendwann flog ihm als Sehhilfe für die Dunkelheit eine Eule in Anhängerform zu.
Doch unentwegt zog er weiter, denn der angekündigte Regen kam noch immer nicht – und weiter hinten nahm auch die Zahl der Münzen endlich wieder zu. Schließlich, als es zu regnen begann, hatte er die Seebrücke auch erreicht. Deng, der Regenumhang lag, genau wie die Kopflampen, natürlich in der Ferienwohnung. Aber hart im Nehmen, die regengeschützten Deus-Kopfhörer auf dem Kopf, zog er noch bis zum Ende des Strandbereichs – in Göhren! Moment mal, neugierig das Montana aus der Tasche rausgenestelt und geschaut, wie weit denn der Rückweg noch sei. Upps – der Hinmarsch-Weg belief sich auf – zugegeben mit allen Ecken und Kanten – 7,4 km! Nun war es bereits 17 Uhr, und der Rückweg musste ja auch irgendwann bewältigt werden. Strandräuber sind nicht zum Marschieren da, das ist doch die Aufgabe der Hauptmänner! Aber das verflixte Auto stand nun mal, wo es stand, und der Strandräuber weit entfernt von diesem. Also auf im Sauseschritt, stur geradeaus, die Sonde weiter hin und her pendelnd und den Blick schweifen lassen, bis es zu dunkel war. Immerhin fand die Augensonde zwei oben auf dem Sand liegende 2-Euro-Stücke.
Der Regen war lästig, machte der auf der Oberseite klebende Sand doch die Spule schwer. Wenigstens hörte er irgendwann wieder auf. Endlich wieder in völliger Finsternis in Sellin angekommen, wurde dort noch ein letzter Versuch gestartet: Tatsächlich noch eine 2-Euro-Münze, aber ansonsten war fast jedes gut klingende Signal ein Schraubdeckelverschluss.
Doch beim Wagen war ja noch ein Spielplatz. Da sollten doch noch ein paar Münzlein zu holen sein. Kaum betrat der Strandräuber völlig erschöpft den Spielplatz, vervielfachte der bis dahin moderate Regen seine Intensität, so dass er nach der Bergung der einzigen georteten Münze – die sich später als 2 Pfennig-Stück herausstellte – schnell die Flucht ergriff. Der sechsstündige Marsch von Sellin nach Göhren und zurück erbrachte eine Beute von gut 42 Euro.
Am Freitag sollte ein letzter Versuch gestartet werden: In Prora wurde der Strandräuber von seinem Weibe abgesetzt, um die etwa 7 km allein zurückzuwandern. Leider war da auch wieder der weitgehend leere Strandabschnitt links von der Seebrücke Binz inklusive, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vorbei an den alten Gemäuern, von denen einige auch in ferner Vergangenheit des Hauptmanns altes Regiment beherbergt hatten, ging es langsam Richtung Binz. Noch vor der ersten Mauer quer über den Strand hatten bereits 15 Euro den Weg in Strandräubers Geldbeutel gefunden.
Danach wurde es – gerade in Anbetracht der Strecke – doch sehr dürftig. Insbesondere in den Bereichen, die der Strandräuber bereits begangen hatte, fand sich so gut wie keine Münze mehr. Doch immerhin noch mal 28 Euro – diesmal in 5 Stunden. Und wieder waren es mehr Kilometer, als erwartet, nämlich 9,1, als der Strandräuber endlich ausgepowert in die Ferienwohnung stolperte.
Nur, um dann kurze Zeit später in „Omas Küche“ in Binz mit der Familie noch einmal bei einem leckeren Mahl richtig zu prassen.
Noch ein wenig Statistik:
Der Strandräuber sammelte 247 Münzen ein in einem Gesamtwert von 163 Euro ein (einschließlich der Funde der Tochter). Die verteilten sich wie folgt:
2 Euro-Stücke: 11%
1 Euro-Stücke: 32%
50 Cent-Stücke: 13%
20 Cent-Stücke: 17%
10 Cent-Stücke: 20%
kleinere: 6% (viele davon Sichtfunde, spätestens seit der Kronkorkentotalausblendung)
Hinzu kamen 2 2-DM-Stücke, eine Schwedenkrone und einige DDR-Pfennige.
Edelmetall blieb mit einem Stück Mangelware. Für eine Suche im Wasser wurde zwar Ausrüstung mitgeführt, aber aufgrund der Wellen blieb es beim Trockensondeln.
Das klingt viel und ist auch das beste Ergebnis aller Herbstferienraubzüge ...
Aber was musste der Strandräuber dafür tun? Gesamt gelatschte Strecke ca. 45 Kilometer, eigene Suchzeit ca. 28 Stunden.
Man sieht: Der Strandräuber musste hart für sein Geld arbeiten, während der Hauptmann Ferien gemacht hat und die Kohle verprasste.

Wie unfair!
Es grüßt
Der Hauptmann a.D.
Chronist des Strandräubers