Ja, da hat Günter wieder mal den Nagel auf den Kopf getroffen.
Wo zieht man denn da die Grenze?
Ist es moralisch über die Toten an der Tollense zu ereifern, die nach der Schlachterei nun ziemlich pietätlos in Pappkartons in einem Magazin des LDA schlummern, anstatt in der Erde?
Haben die viel bejubelten Kanonenkugeln nicht auch den ein oder anderen mit sich gerissen und ein schmerzliches Ende beschert?
Wo hat das Seitengewehr schon überall gesteckt, bevor es in den Boden kam?
Wer wurde mit dem ein oder anderen wenig beachteten Nagel an einem Baum getackert?
Moral und Ethos sind immer Spielbälle des Betrachters, deren Meßlatte immer vom Zeitgeist beeinflusst wird.
Über den Straterhort in England wird auch gejubelt, obwohl auch der wahrscheinlich von Kelten vergraben wurden in Anbetracht ihrer anstehenden Ausrottung durch die Römer - moralisch, in Anbetracht des Genozides mindestens genau so verwerflich wie die Vertreibungen, Folterungen und barbarischen Abschlachtungen nach Kriegsende.
Der Unterschied ist halt, dass die nicht so lange zurückliegenden Geschehnisse noch greifbarer sind.
Ob man nun über diese Münzen jubelt oder nicht spielt auch keine Rolle, es sei denn man betrachtet alles andere auch mit der selben Demut und hebt auch da seinen Moralfinger - was allerdings nur äußerst selten passiert, wenn man ehrlich ist.
Fakt ist auch, dass die Geschehnisse 45 aufgearbeitet werden müssten, nur ist das Interesse daran nicht sehr groß und stößt auf seine politischen Widerstände, weil ja die ein oder andere unbefleckte Weste doch einen Makel bekäme.
Von Besitzansprüchen an Land und Material mal ganz abgesehen - der Zug ist eh abgefahren.
Das hat nach der Wende im Osten im eigenen Land nicht mal funktioniert, es sei den man hatte einen Kibbuz auf dem Kopf- da war die Doppelmoral dann wieder en voge.
Ich denke man sollte diese Funde immer mit dem nötigen Respekt und der angemessenen Demut betrachten, dabei muss man aber die gewisse Distanz waren um auch mal jubeln zu können und sich freuen dürfen, sonst darf ma sich nur noch an wenige Dingen freuen ohne mit zweierlei Maß zu messen.
I diesem Sinne freut euch mit Respekt und Weitblick an den Funden - es klebt an allem Blut und Leid, nicht freuen macht das aber nicht wett.
Grüße
