Es ist nun einmal so, dass ausgestattet mit unseren Moralvorstellungen Zeitgeschichte beurteilt wird und genau an dieser Stelle wird es zumindest für mich grenzwertig.
In diesem Zusammenhang drängen sich mir verschiedene Fragen auf. Sind Umsturz und Attentat auf ein Staatsoberhaupt, dem man dazu noch einen Eid geleistet hat, moralisch richtig? Aus heutiger Sicht, ja. Nächster Punkt. Die Vorbereitungen für einen Angriffskrieg werden großzügig mitgetragen. Hauptsache, wie im Fall Treskow, alles schön nach dem Kriegsvölkerrecht. Ist dass moralisch vertretbar? Nächster Punkt. Im Juli 1944 zeichnete sich schon der Ausgang des Krieges deutlich ab, eigentlich schon nach der Niederlage bei Kursk in 43 und die Attentäter wollten den Krieg gen Osten munter weiterführen. Hauptsache man hätte die Westalliierten bewegen können, ihnen den Rücken frei zu halten, also ohne die zweite Front. Was ist das für eine Moral?
Der Schütze Arsch im letzten Glied, der die Knochen für die strammen "Ostlandreiter" bei Erfolg hätte hinhalten müssen, würde sich garantiert großzügig bei diesen Herren bedankt haben. Es ging nicht darum den Scheißkrieg zu beenden, sondern im Osten zu gewinnen.
Wo ist hier die gepredigte Moral erkennbar? Ich halte nichts von dieser Heldenverehrung, die sehr danach riecht, dass man sich ein kleines Deckmäntelchen umhängt um die eigentliche Scham zu überdecken.
Abschließende Bemerkung: Übrigens können die in das Attentat involvierten Kreise nicht für sich beanspruchen moralisch integer gewesen zu sein. Das ist meine Meinung. Da hätte ich doch allzugern eine Erklärung dafür, warum sie nicht schon reagiert haben, als Hitler sein Machwerk >Mein Kampf< auf den Markt brachte. Sie kannten doch dessen Inhalt. Dann hätte ich auch allzugern eine Erklärung dafür, warum man diese braune Bewegung in 1931 unterstützt hat? Ja, man wollte Dank dieses vermeintlichen kleineren Übels wieder an die Macht gelangen. Bloß bekam man das Übel nicht mehr in den Griff. So sieht es aus. Der Ritt gen Osten kam ihnen doch auch gelegen, weil man es selbst so wollte. Wo ist hier die Moral erkennbar? Um eine Diktatur zu beseitigen, die man im eigenem Lande bloß mit umgekehrten Vorzeichen erst unterstützt? Pfui Teufel. Jede Verlängerung dieses Scheißkrieges hätte nicht nur den einfachen Landsern Tod und Leid gebracht, auch den zu bekämpfenden Russen. Das sind allerdings auch Menschen.
Es ist leider so, dass sich immer nur die Bröckchen herausgesucht werden, um gut, großartig, moralisch integer und sauber dazustehen. Der Wahrheit wird damit nicht Genüge getan. Es ist und bleibt subjektive Geschichtsklitterei, von welcher Seite auch immer betrieben.
Das zum Thema Heldengedenken. Betrifft alle kriegsführenden Seiten.
MfG
Conny