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 >  Geschichte > Geschichte des Altertums > Kelten (Moderatoren: maxxblade, zenzi1) > Thema:

 lexikon der christlichen heiligen mit keltischem ursprung

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Avatar  lexikon der christlichen heiligen mit keltischem ursprung  (Gelesen 20510 mal) 0
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#15
13. August 2009, um 20:38:08 Uhr

Mater omnium deorum hibernensium, Brigid sei „Mutter aller irischen Götter”, so heißt es im Glossar des Cormac mac Cuillennáin, des Bischofs von Cashel und König von Munster, der 908 beim Kampf um die irische Oberherrschaft erschlagen wurde. Brigid, die „getaufte” Version der Dreifachen Muttergöttin, die in Irland auch als Boand, Dana oder Etain angesprochen wurde, stand nach diesem kompetenten Zeugnis über allen anderen Gottheiten. Mag schon sein, dass es um 500 in Kildare eine Nonne und Äbtissin gegeben hat, die wie so viele auch Brigid hieß! So einen programmatischen Namen trugen damals in Irland zigtausende Frauen und Mädchen. Doch das heilige „Original” geht vermutlich auf die Große Ur-Muttergöttin der Jungsteinzeit zurück, und war in keltischer Zeit unter den Namen Brigid, Brigit, Bright, Bride, Braid und Brigantia als Göttinnen-Trinität über weite Teile Europas verbreitet.

Sie war die helle Leuchtende, die potente Erhabene, die schützende Mutter, die Allmächtige, ja eben auch die Mutter und „Chefin” aller Göttinnen und Götter, die Göttin an sich! In Irland war sie natürlich auch die oberste Schutzgöttin des Landes. Und in dieser Rolle wurde für Brigid seit undenklichen Zeiten an ihrem irokeltischen Hauptkultplatz in Kildare, der auch mit Heiliger Quelle und Heiligem Baum ausgestattet war (Cill Dara = Zelle bei der Eiche), ein von 19 („heidnischen”) Priesterinnen bewachtes „Ewiges Feuer” (Perpetual Flame) unterhalten - das heute noch brennt, und am 1. Februar Mittelpunkt des Imbolc-Events (Feile Bride) in Kildare Town ist.

Brigid, die dreifache allmächtige Muttergöttin  ^

Da sich das Christentum außerstande sah, die tief verwurzelte Macht der Allmächtigen zu brechen, ihr ihre inhaltlichen, zeitlichen und örtlichen Positionen streitig zu machen. Half sich der katholische Klerus mit der Übertragung ihrer Eigenschaften, ihrer Zuständigkeiten und Erscheinungen auf eine legendäre „Heilige” aus den eigenen Reihen, die mit und in ihrem Namen das mythologische Erbe der „heidnischen” Brigid antrat, bis hin zum alten Ehrentag, dem 1. Februar, dem keltischen Frühlingsbeginn (Imbolc), der von unseren Ahnen ursprünglich orgiastisch gefeiert worden war. (Die christliche Gottesmutter Maria konnte mit Lichtmess erst am 2. Februar Platz nehmen!)

Brights ewiges Feuer symbolisiert sowohl den Aspekt des (Sonnen-) Lichts, als auch den der Reinigung bzw. Verwandlung. Zum keltischen Ritual gehörte es, eine Hafer- oder Weizengarbe zu einer Puppe zu flechten, mit einem Stück Stoff zu bekleiden und als Symbol der Göttin – analog dem „christlichen” so genannten Frauentragen – zur Vermehrung der Fruchtbarkeit über die Felder zu tragen. Zu Imbolc nahm diese Puppe (Brigddeoc = Kleine Brigid) dann zuerst am Festmahl teil, hernach wurde sie behutsam auf Stroh gebettet und schließlich rituell verbrannt. („Banaler” Hintergrund römischer Menschen-Opfer-Fantasien und Gräuel-Propaganda!)

Das Stoffstück, in das die Brigid-Puppe gewickelt gewesen war, galt bis zu jedem einzelnen Faden als Heilmittel für kranke Menschen. Das Stroh aus ihrem Lager wurde das Jahr über Halm für Halm ins Streu der Tiere gegeben, um diese vor Krankheit bewahren. Ein ihr geweihtes, aus Stroh geflochtenes Kreuz, das in Irland bis heute gefertigte Brigid-Kreuz, brachte über der Haustür befestigt ebenso Glück, wie bei uns das magische Zeichen der Bethen-Trinität „X X X”, das in den Ostalpen zu „K+M+B” adaptiert die „Christianisierung” nicht nur überstand, sondern darin integriert wurde.

   Die innige Verbundenheit mit Brigid drückte sich übrigens bis vor kurzem von Irland bis in die Alpen auch in der „Haar-Tracht” der Frauen aus. Der in der Grundvariante aus drei(!) Haar-Strähnen ge-flochtene Zopf (engl. braid!), war - ob frei hängend oder um den Kopf gebunden - nicht zufällig die beliebteste Frauenfrisur, die auch in den Sagen von den Wild-Frauen oder Saligen eine wichtige Rolle spielt - und schon lange vor Patricks geklautem Kleeblatt die göttliche (Frauen-!) Trinität erklärte und die Verbundenheit mit ihr und die Ein-gebundenheit in ihre Welt.

Abb.: Geflochtener Haar-Zopf oder Braid von Victoria Paterson
Der Braid inspirierte ihren Mann Rob zu einem Musikstück für
Violine und Marimba, Bild © Robert Patterson
 

Die Aufklärung und späterer Unverstand haben in den Wallfahrtskirchen der Ostalpen mit alten Zöpfen aufgeräumt. Zuvor hingen sie jedoch zu Tausenden herum, die abgeschnittenen Zöpfe, die von den Besitzerinnen für Heil und Fruchtbarkeit dargebrachten Haaropfer an die Frauen-Trinität, mit ihrer wunderbaren Symbolik. (Vielleicht denken Sie beim nächsten Zopf kurz daran! - Und sei es „nur” das geflochtene „Brötchen”, der kleine Mohnzopf am Frühstückstisch! Sofern er handgeflochten ist, zeigt er in seiner Anlage auch die Unendlichkeit!)

Und selbst die zu Brigids Ehren hergestellte Imbolc-Butter stand im Ruf, Glück und Wohlstand zu bringen. Schließlich zeigt Brigids symbolische Kuh ihre Herkunft aus der neolithischen nährenden Rindergöttin, die z.B. auch hinter ihrem Alias-Namen Boand oder Bovinda (Weise Kuh) - und in Vindobona - steckt, und die keltische Patronin der Barden, der Schmiede, der Heilkunst auch als Göttin der Fruchtbarkeit und Fülle ausweist. Als katholische Heilige ist sie in den Ostalpen namentlich nur noch wenig verbreitet – bis auf ein paar Ausnahmen aus der Zeit der „iroschottischen” Mission. Sonst ist insbesondere die Gottesgebärerin Maria an ihre Stelle getreten - und manchmal auch die mythologische Brigid-Schwester Agnes.

In Orts-, Berg-, Flur- und Gewässernamen hat sich die keltische Brigid aber prächtig erhalten. Nicht umsonst wird Brigach und Breg nachgesagt, die Donau - den Fluss der Dana/u - zu Wege zu bringen. Und die keltischen Brigantes sollen sogar vom Kultzentrum der Brigantia im heutigen Bregenz über Britannien nach Irland gezogen sein, um sich dort auf der Ebene von Brech niederzulassen – und den Iren Brigid zu bringen. Letzteres verweisen wir allerdings (vorerst?) ins Reich der Fabel!

qwelle diekelten.at

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#16
13. August 2009, um 20:39:35 Uhr

Eine der sonderbarsten Heiligengestalten im Trupp der ostalpinen Nothelfer-Schar stellt der seit seiner Einführung äußerst populäre aber umso fiktivere Christo-phorus dar. Sonderbarerweise hat es dieser ausgewiesener Sterbepatron justa-ment zu einem Ehrenplatz auf den Windschutzscheiben der Autos mit österreichischen Kennzeichen geschafft, wo seine mythologischen Cousins Dagda, Belenus, Hermes oder Anubis bislang noch nicht hingekommen sind.

Christophorus (dt. „Christusträger”), katholischer „Nothelfer der Sterbenden”, steht jedenfalls mythologisch dem keulenbewehrten Keltenheros Dagda am nächsten, der zur Zeit der römischen Besatzung der Ostalpen selbst als eine Mischung aus Herkules und Hermes verkleidet worden war. Vielleicht war das allerdings mit ein Grund, Christof nach dem II. Vatikanum aus dem offiziellen römisch-katholischen Heiligenkalender zu tilgen.

Die Heros-Variante mit dem Gottessohn auf der Schulter ist gegenüber anderen mythologischen Mitbewerbern tatsächlich eine jüngere, nämlich eine dem Hermes entliehene, der im (Wiedergeburts-) Mythos des Dionysos diesen als Knaben auf der Schulter trägt. Wenn wir noch hinzufügen, dass Dionysos auf Deutsch Gottessohn heißt, dann ist Christophorus diesbezüglich ein sehr offensichtliches Plagiat des älteren Hermes. Auch Christophorus Keule, die am verjüngten oberen Ende grünt ist sichtlich identisch mit dem Stab des Hermes - aber auch mit der Keule des Dagda, mit dem diese starken Kerle Herren über Tod und Leben waren und zur, den Kelten geläufigen, irdischen Wiedergeburt verhelfen konnten.

Der Beiname „Kynokephalos” (Hundsköpfiger) belegt sogar das Bemühen, Chris-tophorus dem hundsköpfigen ägyptischen Totenbegleiter Anubis anzugleichen. Wobei ja auch bei den Kelten Hunde wegen ihres arttypischen Verhaltens als Begleiter bis in die Anderswelt galten. Was schließlich die Märtyrerlegende betrifft, Christophorus sei geköpft worden, haben wir schon beim Kopf des Johannes und an vielen anderen Stellen auf die Licht- und (Wieder-) Ge-burtssymbolik verwiesen. Diese „Auszeichnung” teilt er aber auch mit drei weiteren Nothelferkollegen, mit Blasius, Cyriakus und Dionysius. Hoppla, da wird schon wieder in fremden Mysterienreligionen „gewildert”!

qwelle diekelten.at

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#17
13. August 2009, um 20:41:06 Uhr

Katholische Heilige gibt es buchstäblich „wie Sand am Meer”. Im ehemals keltischen Binnenland, insbesondere im Bereich der Ostalpen, interessieren uns für diese Kelten-Seiten naheliegenderweise jene, die im Laufe der Jahrhunderte auf keltische Kultplätze aufgepfropft werden konnten und zu denen unge-brochen gewallfahrtet wird. Eine solche Kunstfigur ist z.B. Corona, die Heilige Krone (eig. der Siegeskranz). Die Besonderheit dieser Heiligen besteht allerdings darin, dass sie im Grunde besonders urtümliche Züge aufweist, die zwar von der prosaischen Heiligenlegende fast vollständig verdeckt werden, bei näherer Betrachtung jedoch tiefe Einblicke in Denken und Glauben, in Naturbeobachtung und „Logik” unserer „vorchristlichen” Ahnen bis in die Jungsteinzeit gewähren.

Der platten Leidensgeschichte nach soll Corona (gr. Stephana) um das Jahr 160 in Ägypten oder Syrien geboren worden sein, wo sie im zarten Alter von sechzehn Lenzen auch „den Martertod” im Rahmen einer obligaten Christenverfolgung erlitten habe. Dazwischen war sie angeblich noch minderjährige Ehefrau des Schwerenöters, Soldaten und Märtyrers Victor, heute einer der Stadtpatrone von Siena. In die Myriaden der Heiligen wurde Corona Dank Kaiser Marcus Aurelius befördert, der sie dazu auf ein besonderes Katapult binden ließ: Zwei zu Boden gebogene Palmen, die beim Hochschnellen die junge Maid, die vom Christentum nicht lassen wollte, in zwei Teile riss. Aus die Maus!

Die wahren „Schätze” der Corona   ^

Sie hieß Krone und er Sieg! Das sind in diesem Fall natürlich keine zufälligen Vornamen, sondern – bald missdeutete – programmatische Ansprüche mit tiefen mythologischen Hintergründen, zu deren Entschlüsselung wir uns idealerweise in naturnahe „prähistorische” Weltanschauungen und Wertsysteme hineinversetzten sollten. Ein wichtiger Hinweis ist dazu Coronas Patronanz für Schatzgräber und Geldangelegenheiten (bis hin zur Lotterie). – Sie haben Recht: Lotterie ist nicht prähistorisch! Das ist auch „nur” eine unserem Gesellschaftssystem konforme Perversion. Die Schätze der Hüterin Corona bestanden ursprünglich nicht aus barer Münze oder einem Scheck von der Lotto-Gesellschaft, sondern aus dem, was Mutter Erde in ihrem Bauch hütete. Das konnten einerseits Mineralien (z.B. Salz) und (Edel-) Metalle sein. Andererseits aber – und das ist die ältere Version, die unsere Vorfahren seit der Steinzeit schätzten – bestanden die Reichtümer, die Mutter Natur hervorbrachte, aus den von ihr hervorgebrachten Nahrungsmitteln für ihre Menschenkinder.

Corona kommt tatsächlich von einem indoeuropäischen Wort für wachsen, für die unendliche Kraft des Wachsens, für den Sieg des Ewigen Lebens. Sichtbar gemacht durch das Wunder, das das Leben z.B. immer aufs Neue aus einem „leblosen” (ruhenden) Kern bzw. Korn hervorkommen lassen kann. Das CER des Wachsens steckt in Ceres wie in Cernunnos, im Getreide (cerealis) und im Hirsch (cervus). Und mit dem Gehörnten sind wir auch beim Horn (cornu), das den Kopf der Starken krönt – und das trifft auch auf den römisch-katholischen Bischof zu, den eine Mütze (sozusagen ein besonderes Amtskapperl) mit zwei symbolischen „Hörnern” ziert (cornuto capite). Und wenn jetzt jemandem noch die Krähe einfällt (cornix), liegt er auch richtig! Sie hat zwar keine Hörner, liebt aber die Kornsaat – und vor allem ist sie Symboltier der Corona-Verwandten Borbeth, der Hüterin des fruchtbaren Erdmutterbauchs und ihrer Schätze in der Bethen-Trinität.

Nun wundert uns auch nicht mehr, dass Corona im Ostalpenraum z.B. auch als Croa oder Kro-Frauerl angesprochen wird. Und wo von Sankt Grain die Rede ist, trügen Sie Ihre Englisch-Kenntnisse nicht! Es geht um eine uralte Erdmutter und Korn-Göttin, der mancherorts eine Märtyrer-Krone aufgesetzt werden sollte, die bis heute sehr schief sitzt! Da hilft auch die alte österreichische Kronen-Währung wenig: Vor den diversen ersten Münzen waren (Getreide-) Körner Währungs-, Maß- und Gewichtseinheit. „Körndl”- und „Hörndl-Bauern” tradieren noch etwas von der Zeit, als Reichtum sich in Korn oder in Hornvieh ausdrückte

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#18
13. August 2009, um 20:42:37 Uhr

Cyriakus („dem Herrn gehörig”) ist wie Achatius, Christophorus und Vitus ebenfalls ein „Nothelfer der Sterbenden”, der für den mühsamen Job, an Stelle des Dagda, Cernunnos und Lug(h) treten zu müssen auch geköpft worden sein soll. Mit Bartholomäus und Vitus teilt er sich das Einsatzgebiet der Teufels-austreiber und Besessenenheiler. Cyriakus soll um 300, zur Zeit des berühmt berüchtigten Kaisers Diocletian, Diakon (Gehilfe) des römischen Bischofs Marcellinus gewesen sein. Zur selben Zeit hatte ein dummer Teufel von Diocletians Tochter Artemia Besitz ergriffen – dumm deshalb, weil er verriet, dass ihn nur Cyriakus vertreiben könne! Tatsächlich soll darauf der kaiserliche Christenverfolger nach dem frommen Diakon gerufen haben, der die Kaisertochter nicht nur heilte, sondern auch gleich noch zur Christin taufte! Zum Dank dafür schenkte Diocletian dem Cyriak ein Haus samt passendem Bassin für die damals bei den Christen übliche Erwachsenen-Taufe.

Solche Wundertätigkeit spricht sich natürlich schnell herum. Und weil auch der König von Babylon (heute Han al-Mahawil, südlich von Bagdad) gerade eine besessene Tochter hatte, kam Cyriak schon lange vor den Amis zum Vertreiben des Bösen in den Irak, wo er nicht nur die Prinzessin heilte, sondern gleich noch „viel Volks” taufte. Zurück in Rom konnte er allerdings sein neues Haus samt Tauf-Pool nicht recht genießen, weil Diocletian nach Dalmatien in Pension gegangen war und Mitkaiser Maximian nicht davor zurück schreckte, den armen Cyriakus um einen Kopf kürzer machen zu lassen.

Die Köpferei, die auf einen starken Lichtaspekt hinweist, teilt Cyriak u.a. mit den Nothelferkollegen Blasius, Christophorus und Dionysius. Doch die Höhepunkte der Cyriakus-Legende sind selbst voller Anspielungen auf die „Überwindung” vorchristlicher Lichtkulte. Hinter der Kaisertochter Artemia steckt natürlich Artemis, die ursprüngliche skythische Sonnengöttin aus Ephesus, die die Griechen der Antike zur „Schwester” ihres Sonnengottes Apollon machten. Was Cyriaks „Auslandeinsatz” im Irak betrifft, stellen wir fest, dass in Babylon das Haupt-heiligtum des Heros der Muttergöttin Ishtar, Marduk, stand, dessen Name mit „Jung-Stier der göttlichen Sonne” zu übersetzen ist.

Und Cyriaks Festtag, der 8. August – also eine Woche nach dem 1. August oder Lugnasad –, weist deutlich auf seine Rolle in ehemals keltischen Ländern hin: Die mühsame Vertreibung des Lichtheros der Kelten Lug. Zwar soll dieser seltsame Patron und Teufelsaustreiber Cyriakus schon mancherorts im 8. Jahrhundert sein Wesen getrieben haben, etabliert werden konnte er in den Ostalpen allerdings erst im 15. Jahrhundert. Einen Aspekt des späten Nothelfers der Sterbenden und der Besessenen wollen wir zum Schluss nicht unerwähnt lassen: In der Pfalz ist Cyriakus auch Patron des Weinbaus, dem die ersten Trauben geopfert werden! – Das hat aber sicher weniger mit teuflischer Besessenheit als mit dem Geist weiser Inspiration zu tun

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#19
13. August 2009, um 20:44:38 Uhr

Nothelfer Dionysius – noch ein Geköpfter, ein makaber umfunktionierter Licht- und Fruchtbarkeitsheros – ist zwar nicht Dionysos (dt. Gottessohn) selbst, aber wörtlich „dem Dionysos geweiht” und tatsächlich dessen schwach christianisierte Kopie. Die bacchantische Seite des römisch-katholisch vereinnahmten Heros dürfte jenen wilden Germanenhäuptlingen durchaus gefallen haben, die sich im vierten und fünften Jahrhundert von den Römern als Söldnerführer anheuern ließen und in den Rang von gut verdienenden Generälen aufstiegen. Dazu gehörte sicher der typische „Reichsgermane” Childerich I. (+ 482), salfränkischer Merowinger-Häuptling und „Verwalter” der römischen Provinz Belgica II im nördlichsten Gallien. Gregor von Tour schildert den Vater von Chlodwig I. (466 – 511) jedenfalls als zügelloses Scheusal, das es sogar dem eigenen Barbarenvolk zu bunt getrieben habe.

Hausmeisterspross Karl der Große, dem noch die (Wieder-) Auferstehungs-Komponente des Dionysos Zagreus (vgl. die Sage von Theophrastus Tod) bekannt gewesen sein dürfte, schwor so sehr auf die Kräfte des fränkischen Nationalheiligen St. Denis, den heutigen „Nothelfer” gegen Kopfschmerzen, Hundebiss und Syphilis, dass er auf seinen blutigen Kriegszügen quer durch Europa immer auch dessen Reliquien als Amulette mit sich schleppte.

Da Dionysos/Bacchus von „christlichen” Herrschern nicht offiziell verehrt werden konnte, wurde mit dem so genannten Dionysius ein Hybride aus „heidnischen” und katholischen Komponenten geschaffen, dessen „christlicher” Anteil durch folgende knappe Legende legitimiert werden sollte:

Dem Dionysos geweihter Missionar für Lutetias Heiligen Berg  ^

Im Jahr 250 habe der damalige Bischof von Rom, Fabian, sieben Kleriker nach Gallien geschickt, um die dortigen Gallo-Römer katholisch zu machen. Einer der Tapferen soll Dionysius geheißen haben (dt. Der dem Dionysos Geweihte) und justament nach Lutetia gezogen sein, einer gallo-römischen Kleinstadt an Stelle der vormaligen Siedlung Lutuhezi der keltischen Parisier. Dort kam er gerade recht, um als erster Bischof von Paris – und Opfer der ersten Christen-Verfolgung – den Montmartre (dt. Märtyrerberg) als solchen einzuweihen. Dazu soll Dionysius (fr. Denis) noch im selben Jahr auf dem ehemals Heiligen Berg der Parisii das bischöfliche Haupt abgeschlagen worden sein.

Weil der eigensinnige Ex-Bischof aber partout nicht in der luftigen Höhe von 129 Metern begraben sein wollte, schnappte er sich seinen herrenlosen Kopf, klemmte ihn unter den Arm und lief (ähnlich einem Huhn) noch stolze 6 Kilometer nach Norden, wo im 7. Jahrhundert der fränkische König Dagobert (629 – 639) die erste Abtei St. Denise gebaut haben soll, damit er sich nach seinem eigenen Tod zu einem Heiligen legen könne. In der Zeit dazwischen war Lutetia, ab der Mitte des 4. Jahrhunderts Paris genannt – ohne Heiligen-Unterstützung – zum militärisch bedeutsamen Winterquartier mehrerer Soldatenkaiser geworden.

Zwanzig Jahre nachdem die Merowinger unter Chlodwig I. im Jahre 486 das Römische Teilreich des Syagrius erobert hatten, machten sie gerade Paris zu ihrer Hauptstadt - und später die dortige Abtei St. Denise zu ihrer standesgemäßen „Grablege”, die bald auch die Pippiniden zu schätzen wussten, die Karolinger und alle andere frommen königlichen Herrscher des „christianisierten” Galliens bis herauf zu Ludwig XVIII. (+1824).


Vorführung des offensichtlich behinderten St. Denis auf einem got, Portal "seiner" Abtei bei Paris, Bild: © Peter Cassidy

Die Archäologie lehnt mittlerweile König Dagobert den Guten als Bauherrn von St. Denis ab. Was uns Ostälplern insofern Wurscht ist, als den fränkischen Nationalheiligen und Ehren-Pariser Dionysius hierzulande nicht einmal Karl der Große etablieren konnte, wo schon geeignetere Helden gegen Dagda, Belenus und Lug angetreten waren. Weshalb dem Dionysius, der immerhin auch Schützenpatron wäre, bei uns so gut wie keine Kirchen geweiht sind. - Gäbe es nicht die Vierzehn-Nothelfer, zu denen er seit der Mitte des 15. Jahrhunderts gehört, hätten wir nicht einmal die wenigen Ausnahmen!

Browner Code: Die Merowinger als „Söhne des Gottes-Sohnes”  ^

Aber was stört das Große Geister auf den Spuren der Merowinger, die einst Gallien germanisierten. Dan Brown flicht in sein Sakrileg konsequent Paris und Merowinger-Kinder des Herrn Jesus ein. Konsequent deshalb, weil sich ja die Merowinger seit Chlodwig - als Preis für ihren Deal mit der römisch-katholischen Kirche - darauf beriefen, von Jesus Christus höchst persönlich abzustammen. Was halt umgekehrt biologisch voraussetzt, dass auch dieser göttliche Ahnherr sich entsprechend irdisch fortpflanzte. Und da passt tatsächlich auch wieder Dionysius bzw. Dionysos selbst ins Decodier-Spiel: Dionysos heißt ins Deutsche übersetzt „Gottes-Sohn” oder umschreibend „Frucht des Himmels”. - Als solche sahen sich tatsächlich Barbarenhäuptling und Massenmörder Chlodwig und seine Nachfolger, die sich mit St. Denis schmückten und sich zur Vorsicht an seinem angeblichen Grab bei Paris bestatten ließen.

Dionysos scheint jedoch das eigentliche, notdürftig kaschierte Original zu sein, der kretische Heros der Mond und Sternengöttin Ariadne, und spätere griechische Gott der Fruchtbarkeit und des Weins, Sohn des Zeus und der (Mondgöttin) Semele und Ansprechpartner für den Erntedank (vgl. 9. Oktober). Als Dionysos Zagreus, der Zerstückelte, war er der typische zyklisch sterbliche und damit gleichzeitig unsterbliche Jahreszeiten-Heros und ein in den orientalischen Mysterienreligionen wichtiges Auferstehungssymbol. Insgesamt ein Kerl, der in ehemals gallischen Landen selbst als Germanen-Patron sicher einiges her machte!

In den Ostalpen, wo sich „die Germanen” in der Spätantike nicht derart etablieren konnten wie im heutigen Nordfrankreich oder Belgien, und auch bei den so genannten Bajuwaren, bei denen der keltische Anteil (der ehemaligen Boijer) weit größer war als der „germanische”, brachte Dionysos kaum die Füße auf den Boden. Hier blieb er der kleine „Gottes-Sohn” auf den Schultern des Hermes, ein Bild, das wir in der katholischen Version des kleinen Jesus auf den Schultern des Christophorus (dt. Christus-Träger) hierzulande - samt zugehörigem Patrozinium - tausendfach finden!

qwelle diekelten.at

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#20
13. August 2009, um 20:45:58 Uhr

Der noch Jahrhunderte nach „Christi Geburt” dominanten keltischen Göttinnen-Trinität versuchte die katholische Kirche mit vielen mehr oder weniger erfolg-reichen Gegenmaßnahmen beizukommen. Eine davon war der Versuch die Trinität in ein harmloseres Quartett umzuwandeln. So stellte man den drei Bethen-Nachfolgerinnen und „Nothelferinnen” Katharina, Margaretha und Barbara eine vierte „Jungfrau” zur Seite, die Hl. Dorothea, deren Legende zahlreiche Parallelen zu den ersten drei aufweist.

Zu viert verkörpern die bemerkenswerten Damen, die (Quattuor) „Virgines Capi-tales”, wörtlich die Jungfrauen des Lebens und des Todes (lat. capitalis = das Leben betreffend bzw. tödlich) - auch wenn die katholische Kirche die zweite Bedeutung „vorzüglich” vorzieht, eine Deutung, die auch im „Kapital” steckt, das ja eine nicht unbedeutende Rolle bei der Verbreitung manchen Glaubens spielte und spielt.

Nach der frommen Legende sei Dorothea die dritte Tochter einer christlichen Familie gewesen, die glaubte, in Cäsarea (heute Kayseri) der damaligen Hauptstadt Kappadokiens in Kleinasien sei sie vor dem bösen Christenverfolger Diokletian sicherer als anderswo. Dort ließ sie zwar der Kaiser selbst in Ruhe, doch der lüsterne Richter vor Ort, Fabricio, warf ein begehrliches Auge auf die schöne Jungfer Dorothee und hätte sie gerne geheiratet. Doch weil er sie einfach nicht ins Bett bekam, ließ er die fromme Christin wie damals wohl üblich schrecklich martern.

Statt „Fried Chicken” ein Stoßtrupp rächender Engel!  ^

Zuerst wurde Jungfer Dorli auf Fabricios Anordnung in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen, dem sie allerdings hernach nackt und intakt wieder „als wie mit edlem Balsam gesalbt” entsteigt. Es war also nix mit „Fried Chicken”! Statt dessen wirkt aber vielleicht eine Null-Diät! Ab daher mit der zähen Jungfrau für neun Tage in den Gefängnis-Turm ohne Licht und Nahrung! Doch die allein mit Christus vermählte trotzige Dorothea geht auch daraus „schöner als je zuvor” wieder heraus, und „bittet ihren himmlischen Gemahl um ein Zeichen”. Der schickt prompt einen Stoßtrupp Rache-Engel, die mit Getöse ein Götterbild von hoher Säule stürzen.

Was nun viele neugierige Schlachtenbummler zum Christentum bekehrt, macht den Richter nur noch wütender. Er läßt die spröde Jungfrau an das so ge-nannte Folter-Pferd binden, geißeln und ihre schönen Brüste mit Fackeln track-tieren. Doch über Nacht sind alle Wunden wieder völlig verheilt. Beim letzten Gang auf den Richtplatz freut sich Dorothea schließlich lauthals auf den himmlischen Paradies-Garten ihres Herren, wo sie bald Äpfel(!) und Rosen pflücken will. Worauf ihr der ungläubige Gerichtsschreiber Theophil spöttisch nachruft, die schöne Himmelsbraut möge ihm doch ein Körbchen davon zukommen lassen.

Und siehe da: Noch vor Dorotheas Enthauptung „erscheint ein goldlockiges Büblein mit sternbesticktem Kleidchen mit einem Körbchen voll Rosen und Äpfeln”, und Dorothea schickt das niedliche Präsent zum spöttischen Schreiberling, „neigt sich und wird enthauptet”. Der überraschte Beschenkte konvertiert darauf sofort zum Christentum und wird dafür im Handumdrehen bzw. Kopfnicken selbst enthauptet!

   Diese Dorothea ist in ihrer Symbolik eine Art „Sam-melbüchse”, die sie nach vielen Seiten kompatibel macht. Ihre angeblichen Marterinstrumente geben auch die Richtungen an:
-Der Kessel ist ganz offensichtlich der Kessel der Fülle, des Lebens und der Wiedergeburt, zentrales Symbol der kelt. Religion vom ewigen Kreislauf des Lebens.
-Das Dunkle „Verließ” ist ähnlich dem Turm der Bar-bara, oder dem Bauch des Lindwurms der Margaretha, eine Art Anderswelt, der Bauch von Mutter Erde! - Wenn Sie's nicht glauben setzen sie statt 9 Tagen Aufenthalt 9 Monate, und die Metapher vom dunklen Mutterbauch ist entschlüsselt.
-Das (falsche) Pferd ist - wie das Rad der Katharina (Wilbeth) - das dritte Symbol der Auferstehung ans diesseitige Licht.

Abb. li.: Dorothea, F. de Zurbaran, Museo Provincial de Bellas Artes Sevilla
 

Sammelbüchse oder Füllhorn, Dorothea ist so vielseitig mit den Aspekten von Geburt - Tod - Wiedergeburt, mit den Symbolen zum ewigen Kreislauf des Lebens ausgestattet, dass sie sowohl zum vierten Viertel im Capitalis-Quartett mit den drei ostalpinen Bethen geeignet war, denen sie mit ihren drei(!) Äpfeln und drei(!) Rosen huldigt. (Äpfel sind übrigens Rosengewächse und der mythologische gemeinsame Nenner ist die Fünf-Zahl, die Zahl des unendlichen Lebens!) Dorothea eignete sich auch, in der alten Keltenhochburg Belig-na/Aquileia zum dortigen Schutzpatronin-Quartett mit Erasma, Eufemia und Thekla, einer weiteren Vierergruppe von Virgines Capitales, verbunden zu werden.


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qwelle diekelten.at

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#21
13. August 2009, um 20:47:11 Uhr

Die Geschichte, dass da weder Heilige, noch drei, noch Könige vor rund zweitausend Jahren nach Bethlehem kamen, ist ja nicht mehr besonders neu. Im „Evangelium nach Matthäus”, mit dem das so genannte Neue Testament redaktionell beginnt, ist lediglich die Rede davon, dass „Sterndeuter (Magier) aus dem Osten” gekommen seien (Mt 2, 1-12), von denen auch keine Namen genannt werden. Geschenkt! Schließlich ist auch der Name des Verfassers des Matthäus-Evangeliums gar nicht wirklich bekannt! – Aber das beschäftigt uns an dieser Stelle gar nicht, wo wir doch schließlich den Verbindungen zum keltischen Erbe, der für die Christianisierung notwendigen Kompatibilität mit demselben, nachspüren.

Da geht es schon eher um die in die Welt gesetzten Vorstellungen von „heiligen” und „göttlichen” Trinitäten! Und diesbezüglich tat sich im 3. Jahrhundert nach Christi Geburt schon der Theologe Origines aus Alexandria (185 – 254) hervor, der seine hellenistische Philosophie von der Dreiteilung des Menschen (Körper-Geist-Seele) auch auf die legendären Magier des Matthäus-Evangeliums übertrug, bevor ihn ein eigenes Konzil mit Lehrverbot belegte, dem sich Origines allerdings durch Abwanderung entzog. Was den eigenen Körper betrifft, soll sich der Mann übrigens selbst kastriert haben, um nach Art der Kybele-Priester verstümmelt besonders heilig leben zu können!

Die Mutter des späteren Kaisers Konstantin, Helena, war zwar als ehemals britische „Animierdame” aus anderem Holz bzw. Fleisch und wurde auch heilig. Doch dafür fand sie anlässlich einer speziellen Fact-finding-mission für ihren „frommen” Sohn und seine neue „christliche” Hauptstadt Konstantinopel neben dem Holz-Kreuz Christi u.a. auch die Reliquien der drei Magier von Bethlehem.

Als weiterer Experte machte sich Cäsarius von Arles (470 – 542), seit 513 römisch-katholischer Metropolit Galliens, einschlägig „verdient”: Er erklärte die legendären Drei zu Königen, die dann bis ins 9. Jahrhundert endlich mit den heute bekannten Namen Kaspar, Melchior und Balthasar ausgestattet wurden.

Ihre begehrten „Reliquien” sollen – so lautet zumindest die fromme Propaganda seit den Karolingern - schon bald nach Kaiser Konstantins Tod von der oströmischen Metropole Konstantinopel in die weströmische Mailand gebracht worden sein, wo sie schließlich von Kaiser Friedrich Barbarossa geraubt und seinem Kanzler Rainald von Dassel, Erzbischof von Köln, geschenkt wurden, auf dass dieser engagierte Kleriker und Soldat seinen prächtigen Dom am Rhein damit schmücke!

Raub und Etikettenschwindel für einen guten Zweck?  ^

Dass die Anfangsbuchstaben des weit gereisten Trios „K+M+B” mit denen der, in den Ostalpen seit bald 1000 Jahren allgegenwärtigen, Frauen-Trinität Katharina+Margaretha+Barbara ident sind, ist natürlich kein Zufall. In beiden Fällen ging es um den heute leicht durchschaubaren Versuch, die bis weit ins zweite nachchristliche Jahrtausend tief verehrte, uralte keltische Bethen-Trinität endlich durch katholische Alternativen zu ersetzen.

Das unfruchtbare Bemühen wird trotz versuchter Verschleierung letztendlich gerade in den Namens-Spielen und Initialen-Deutereien sichtbar! Wie die schwarze Barbara, die weiße Katharina und die rote Margaretha mit ihren Vorfahrinnen Borbeth, Wilbeth und Ambeth bis in die Symbolfarben übereinstimmen, so war Kaspar der schwarze Schatzmeister, Melchior der weiße König des Lichts und Balthasar der „christianisierte” rote Belsazar oder Baal(!), der Stierheros der syro-phönikischen Kuhgöttin und Herrin des Himmels Anath, mythologische „Schwester” der fruchtbaren keltischen Ana-beth oder Ambeth!

Die eifrigen Sternsinger können ja nichts dafür – und bei den „kirchenoffiziellen” ist ihre Geldspende sicher trotz aller Umdeutung gut angelegt!: K+M+B oder C+M+B bedeutet weder Kaspar, Melchior und Balthasar, oder gar, dass Christus das Haus segnen möge. Unsere keltischen Ahnen beschworen den Schutz ihrer göttlichen Frauentrinität der Drei Bethen mit drei symbolischen Kreuzen über der Tür – vermutlich so: X X X! Und als das Schrifttabu nicht mehr galt und auch die „Nothelferinnen” Katharina, Margaretha und Barbara eingeführt waren eben: K+M+B, mit dem dritten + über dem zentralen M!
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#22
13. August 2009, um 20:48:53 Uhr

Erasmus, der Liebenswerte, soll um 300 Bischof von Antiochia (heute Anta-kya in Syrien) gewesen sein - also wie es sich für anständige Märtyrer gehört: justament zur Regierungszeit des bösen Kaisers Diokletian (284 - 305). Doch weil dem frommen Mann unter diesen Bedingungen das Pflaster der Stadt zu heiß geworden war, setzte er sich in weiser Voraussicht vorerst in den damals ruhige-ren Libanon ab, um sich dort im Schatten der berühmten Zedern zu verstecken und einen Kuraufenthalt (von sieben Jahren) zu gönnen.

Der Bischof betet in dieser Zeit zwar tapfer gegen Diokletians Christenverfolgerei und läßt sich von einem Raben Speis und Trank bringen. Doch sein oberster Chef ist damit nicht wirklich zufrieden und schickt ihm einen Engel mit dem strikten Auftrag, endlich zu seinen Schäfchen nach Antiocha zurück zukehren. Dort wird Erasmus prompt geschnappt und nach den üblichen Regeln der Kunst gemartert. Was der prächtig erholte Gottesmann jedoch „in strahlender Schönheit” übersteht.

Wie seinem Kollegen Veit kann ihm das Bad in siedendem Öl nichts anhaben und auch nicht flüssiges Blei. Der Jupiter-Tempel zerfällt bei Elmos Anblick zu Staub, Und der plötzlich obdachlose Tempel-Drache fährt wütend zur Hölle. So richtig in Fahrt tauft Erasmus gleich noch einige tausend Heiden. Worauf er sich endlich einen Italienurlaub verdient hat, für den ihn Erzengel Michael höchst-persönlich nach Formia bei Neapel begleitet. Statt Raben füttern ihn nun Engel bis er nach geraumer Zeit entschläft, um später nach dem üblichen Märtyrer-Schicksal im nahe gelegenen Gaeta (heute Stützpunkt der US-Navy) in seine Bestandteile zerstückelt und über das Christliche Abendland verteilt zu werden.

   Wichtigste Station auf Elmos postmortaler Reli-quien-Reise war zuallererst St. Peter in Rom, wo seine Reste im rechten Querschiff deponiert worden sein sollen. Der dortige Altar wurde jedenfalls im frühen 17. Jahrhundert mit einem sechs Quadrat-Meter großen Ölbild von Nicollas Poussin ge-schmückt, das das „Martyrium des Hl. Erasmus” recht blutrünstig darstellt, und zum beliebten Prototyp für viele spätere „Märtyrer-Ölschinken” geriet. Um den Bau von St. Peter zu finanzieren, war schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein schwunghafter Ablass- und Reliquienhandel angeleiert worden, bei dem der Vatikan die Ablässe und Reliquien lieferte und dafür jeweils rund 50 (fünfzig!) Prozent der Einnahmen aus dem frag-würdigen Geschäft kassierte!

Martyrium des Hl. Erasmus
Nicolas Poussin, 1628-29
Vatikanische Museen, Pinakothek
 

In solchen Zeiten waren so genannte Reliquien pures Gold und auch der legen-däre Erasmus vervielfachte sich zum Ruhme der römisch-katholischen Christen-heit und zur Beschaffung des nötigen Klein- und Großgelds. Ja er wurde indirekt sogar zum letzten Tropfen, der schließlich Martin Luthers Fass zum Überlaufen und 1517 zu den 95 Thesen gebracht haben soll!

Der damalige Kurfürst von Brandenburg hatte zwar seinen zweiten Sohn Albrecht mit Pfründen wohl versorgt: 1513 Erzbischof von Magdeburg und Admini-strator (designierter Nachfolger) von Halberstadt, 1514 noch zusätzlich Kur-fürst-Erzbischof von Mainz! Doch Papst Leo X. ließ sich die Bestätigungen, bis hin zur Kardinals-Würde, so gut bezahlen, dass Kardinal (ab 1518) Albrecht von Brandenburg ein beträchtliches Darlehen des Hauses Fugger aufnehmen musste. (Als „Sicherheit” diente u.a. das „Hallische Heilthum”, der riesige Reliqien-Schatz den Doppel-Erzbischof Albrecht und sein Vorgänger in der Magdalenen-Kapelle der Moritzburg von Halle angehäuft hatten.)

Vom Reliqien-Handel zur Ablass-Industrie  ^

Die Rückzahlung des Darlehens wurde real mittels gigantischem Ablass-Handel in Albrechts Diözesen finanziert - Mord war z.B. mit 8 Dukaten gesühnt, Kir-chenraub oder Meineid mit 9! Zum erzbischöflichen Haupt-Manager (General-subkommissar) des Handels wurde der Dominikaner-Mönch Johann Tetzel ernannt. Und der Haupt-Magnet, der die Buß- und Zahlungswilligen zu geeigneten Plätzen zu locken hatte, war Erasmus, bzw. das, was man Albrecht von Brandenburg als seine Reliquien angedreht hatte, für deren Verwertung er in Halle eine eigene Erasmus-Bruderschaft samt Stift gründete, das Martin Luther gerne reformiert hätte, was aber Albrecht von Brandenburg nicht zuließ.

Na ja! Halle mag zwar von einer Heiligkeit sein, die auf die Kelten zurückgeht, es liegt aber bei weitem nicht in den Ostalpen! Halle war jedoch nur ein Erasmus-Auswuchs. Die Schar der Vierzehn Nothelfer ist eine ostalpine Erfindung des 13. und 14. Jahrhunderts, eine Art letztes Aufgebot gegen die noch immer tief verwurzelte Anhänglichkeit der hiesigen Bevölkerung an die weit verbreiteten heidnischen Relikte des poly-theistischen keltischen Glaubens der Ahnen.

In dieser Situation musste eben z.B. Erasmus helfen wo Nikolaus zu wenig griff. Und bei näherer Betrachtung der legendärer Gestalt und seiner Symbolik wird auch verständlich, welche Aspekte im alten Keltenland zogen: An erster Stelle steht natürlich Erasmus Rolle als Nothelfer der Gebärenden, in der er der Ambeth-Nachfolgerin Margaretha zur Hand geht, die ebenfalls aus Antiochia stammen soll. Darauf verweist auch der Kessel, der nicht wirklich zum Frittieren eines Märtyrers diente, sondern der deformierte keltische Kessel der Fruchtbarkeit, des Lebens und der (Wieder-) Geburt ist (vgl. Vitus).

In diesen Zusammenhang gehört auch der falsche Tempel-Drache, der Lind-wurm Margarethas, die alte Ur-Schlange des ewigen Kreislaufs des Lebens, die weder zerplatzt noch flüchtet. Und dazu gehören die schwarzen Raben der Heilergöttin Borbeth (Barbara), die noch heute im Tower (dt. Turm) von London das mythologische Haupt des Kelten-Königs und Anderswelt-Suchers Bran bewachen, der einst seinem Schwager Matholwch, König von Irland, den Kessel der Wieder-Geburt schenkte. (Vgl. die Sage von Theophrastus Tod.)


Einer von Brans Raben im Tower of London, Wächter seines mythologischen Hauptes

Wenn wir ganz verwegen sind, deuten wir die Bauchaufschneiderei auf dem Petersdom-Bild (s.o.) als „Kaiserschnitt” am falschen Objekt. Solche Speku-lationen leisten wir uns gerne, wenn es sich z.B. Heimatforscher und Germanisten eines Fremdenverkehrsortes im Salzkammergut, in dem Erasmus (Elmo!) der Orts-Patron ist, leisten, die Elmau in ihrer Gemeinde nicht von Elmo, sondern von banalen Ulmen abzuleiten. Elmsfeuer sind zwar nach Erasmus benannte, auf hohe elektrische Ladungen der Luft zurückgehende, Licht-Erscheinungen, doch nicht überall wirken sie wie der Hl. Geist zu Pfingsten oder wie Red Bull!

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#23
13. August 2009, um 20:52:30 Uhr

Nichts Genaues weiß man nicht – dafür weiß vielleicht Erhard fast alles! Erhard ist jedenfalls einer jener typischen „Heiligen”, die es einerseits so nie gegeben haben kann, und über die man eigentlich nichts wirklich weiß. Deren Legenden sind aber andererseits aus derart vielen (austauschbaren) Versatzstücken patch-work-artig zusammen gesetzt worden, dass mit ihnen zum Wohle der „Christianisierung” dennoch oder gerade deshalb unglaublich vielfältige „Basisarbeit” geleistet werden konnte: In den urbanen Zentren der ehemals keltischen Länder bedienten solche bunten Heiligenfiguren - in einer der römisch-katholischen Staatsreligion ver-träglichen Weise – zählebige „nachkeltische Nostalgie”. Und in den abgelegenen Gegenden, den letzten „Rückzugsgebieten” der alten, nun „heidnischen”, Mythologie boten sie schließlich vielfältige Möglichkeiten zur dringend notwendigen „Ersatz-Befriedigung” der seit „heidnischer Urzeit” tief religiösen Bevölkerung.

Unser Erhard wurde insbesondere im süddeutschen und österreichischen Raum als Verbindungsglied zwischen jenen Aspekten der alten Bethen-Trinität ein-gesetzt, die zuletzt die Heiligen Jungfrauen Katharina und Barbara symbolisierten. Seine „amtliche” Heiligkeit erhielt Erhard, oder das, was als Erhard ausgegeben wurde, angeblich am 7. Oktober 1052 im Schlepptau des ehemaligen Bischofs von Regensburg, Wolfgang (c. 924 – 994), dessen Gedenktag ganz bewusst auf den 31. Oktober, den Samhain-Vortag gelegt worden war. Naheliegender - im mehrfachen Sinn des Wortes - als Erhard war den Regensburgern zwar ihr gerade 50 Jahre zuvor verstorbene Altbischof, der schon bald nach seinem Tode die Gebiets- und Herrschaftsansprüche des Bistums zu „heiligen” hatte. Doch vom Doppelpack mit dem geheimnisvollen Erhard, der bereits ein halbes Jahrtausend früher Bischof von Regensburg gewesen sein soll, versprach man sich vermutlich doppelten Nutzen.

Erhard als Speerspitze klerikalen Landraubs  ^

Den Boden dafür hatte schon Otto II. (955 – 973), deutscher König und „römischer” Kaiser, bereitet, der im Machtkampf mit den starken Herzögen der Baiern auf den (käuflichen) Klerus setzte, und diesem dazu z.B. im Jahr 974 Ländereien an der Donau im Raum des heutigen Österreich „schenkte”, auf die zwar Herzog Heinrich II., der angebliche Zänker, die „älteren Rechte” hatte. Doch Otto behauptete nun ganz dreist, dass dort bereits lange zuvor der legendäre Regensburger Bischof und heilige Glaubensbote Erhard „Rast gemacht” und damit die Besitzansprüche seiner klerikalen Nachfolger „begründet” habe. - Zwei Jahre später wurde Heinrich II. am Reichstag in Regensburg mit klerikaler Schützenhilfe tatsächlich entmachtet und seines Herzogtums Baiern „enthoben”.

   Auf das politische Instrument „seiner” (ge-schäftstüchtigen) Staatskirche setzte einige Zeit später auch Heinrich III. (1017 – 1056), deutscher König und (ab 1039) „römischer” Kaiser, der im Jahre 1046 gleich drei miteinander rivalisierende Päpste abgesetzt und an ihrer Stelle einen deutschen Bischof als seinen Handlanger auf den „Stuhl Petri” gedrückt hatte: Papst Clemens II.

Dessen, auf Weisung Heinrich III. von einer Synode der deutschen Bischöfe 1049 in Worms gewählter, Nach-Nachfolger war schließlich Papst Leo IX., zuvor Graf von Egisheim im Elsass, der dann angeblich den Deal mit Wolfgang und Erhard ausführte, und dem Bistum Regensburg 1052 immerhin gleich zwei „amtliche Heilige” verschaffte. – Was allerdings insofern frei erfunden sein dürfte, als in den Regensburger Dokumenten von keinem Erhard, sondern nur von Wolfgang und dessen hackel-schmeissenden und steinerweichenden Wundertaten zu Gunsten der Diözese Regensburg die Rede ist.

Abb. links:
Heinrich III., Miniatur von c. 1040
 

Dem nicht nachweisbaren Erhard, dessen Knochen in Regensburg aufbewahrt werden, wurde jedenfalls im Laufe der Zeit eine Vita angedichtet, nach der er im 7. Jahrhundert in Irland geboren und später in den Vogesen als „iro-schottischer” Missionar gewirkt haben soll. Dann sei Erhard nach Ratisbon, vulgo Regensburg, als Vorgänger von Bischof Emmeram gezogen und habe dort das Nonnenkloster Niedermünster gegründet. Ende des 11. Jahrhunderts tat sich schließlich – auf Betreiben der damaligen Äbtissin von Niedermünster – ein Bruder Paul von Bernried, Mönch aus Fulda, hervor, der eine schöne Erhard-Biografie mit angeschlossener Wunderliste schrieb, die im 14. Jahrhundert eine prächtige Neuauflage erfuhr.

Im Kern der Legende soll der Erhard die elsässische Herzogstochter und Heilige Ottilia per Taufe sehend gemacht haben, was andere einem gewissen St. Hildulf andichten, einem ebenfalls nicht nachweisbaren Erzbischof von Trier und angeblichen Missions-Kollegen Erhards.

Der mythologische Auftrag des Hl. Erhard  ^

Historisch ist mit Erhards „Biografie” nicht viel zu holen, doch die Symbolik hinter dem legendären Heiligen spricht für sich Bände! Es handelt sich dabei allerdings um eine Symbolik, die zum Teil nicht mehr „auf der Hand” liegt, sondern erläutert werden muss. Erhards verbreitetstes Attribut, ein Buch mit einem Paar Augen drauf, deutet - so makaber das heute erscheint - nicht nur auf Weisheit und Hellsichtigkeit, sondern weist ihn auch als Heros der Lichtgöttin Lucia und ihrer Schmalspurvariante Ottilia aus, denen beiden Wilbeth bzw. Katharina voraus ging. Der vereinzelt auftretende Hahn gehört auch in diesen Zusammenhang. Er ist der tierische Hinweis zur täglichen Wiedergeburt des Lichts in der Morgenröte, die übrigens ursprünglich auch von Lucifer personifiziert wurde.

Die Axt, die einst die Mondsichel der alten Muttergöttin symbolisierte, war bis zu Wolfgang zur „germanischen” Besitzergreifungsgeste pervertiert worden. Doch der ebenfalls noch fallweise als Erhard-Attribut anzutreffende Kelch ist für sich ein besonderes Gefäß, die Gebärmutter, das urweibliche Verbindungsstück, das in alter Bethentradition auch noch die Heiligen Madln Margaretha und Barbara als Zusatzsymbol gemeinsam haben - und Erhard als ihren Heros ausweist.

Die klerikalen Heiligengeschichten-Erfinder waren nicht zuletzt auch auf die Anwendung von Zahlenmagie erpicht, was sich beim Licht-Heros Erhard folgend auswirkte: Zwischen der bergenden Mutter Barbara und der lichten Katharina stecken symbolisch jene neun Monate in der schützenden Dunkelheit des Mutterschosses, die die Kelten nicht nur einmal zu erleben glaubten! Und die Zahl Neun, die Potenz der Drei, ist auch ein Schlüssel für die Eckdaten des bis heute gültigen Kalenders in der dunkelsten Zeit des Jahres und für Erhards Stellenwert in Beziehung zur alten Frauen-Trinität! Die weis(s)e Katharina wird am 25. November gefeiert. Neun Tage später ist, am 4. Dezember, die dunkle Barbara dran. Nach weiteren neun Tagen folgt, am 13. Dezember, Lucia, das wörtliche Licht, dem die Merowinger ihre heilige Seherin Ottilia zugesellten. Und 3x9, oder 3x3x3 - die 3. Potenz der 3 - Tage später ist der 8. Jänner! An dem sitzt nun - erraten! - brezenbroat ein Mann: Der gute Erhard!

Ein Tipp zum Schluss: Das Erhardibrot (Erhardi-Zelten), das an diesem Tag noch fallweise gebacken wird, ist nicht für den menschlichen Verzehr (!) bestimmt! Es ist eine Art Tier-Medizin und soll - ganz katholisch!? - die lieben Viecher, insbesondere die orakelkundigen Mitwisserinnen der Göttinnen, die Pferde, gesund erhalten!

Ein kleiner Trost: Für Menschen gibts zum Trost und Ausgleich z.B. das Erhartinger Bier, „Flüssiges Brot” aus Erharting bei Mühldorf am Inn in Oberbayern, das vielleicht nicht seine Geschichte aber wohl seinen Namen auf einen Erhard zurückführen könnte! Was es einst im heutigen Erharting sicher gab - bevor der Ort im Mittelalter dem Salzburger Kloster St. Peter zufiel, in dessen Büchern zu Erharting ein Erhard vermerkt sein soll - war jedenfalls ein archäologisch nachgewiesener, angeblich waschechter, keltischer „Fürstensitz”! Doch auf den gehen wir an dieser Stelle nicht mehr näher ein.   
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#24
13. August 2009, um 20:54:07 Uhr

Eustachius, „der Fruchtbare”, trat seinen postmortalen Job als ostalpiner „Nothelfer in schwierigen Lebenslagen” erst im 14. nachristlichen Jahrhun-dert an. Das führte wohl auch dazu, dass die wichtigsten Ressorts der illustren Schar schon verteilt gewesen waren, und dem Nachzügler daher nur noch die eher undankbare Rolle des Lückenbüßers oder Ferialpraktikanten zufiel. Sogar sein Symboltier, der Hirsch mit dem Kruzifix im Geweih macht den zwangsweisen Allrounder austausch- und verwechselbar mit einem belgischen Lodenmantelträger. Dabei soll zu Lebzeiten um den älteren Hirsch-Heiligen noch ein echtes „Griss” gewesen sein! - So stellt es zumindest seine Legende dar.

Blenden wir zur Erhellung vom vierzehnten ins erste nachchristliche Jahrhundert zurück, gegen dessen Ende das Römische Imperium seine größte Ausdehnung erreichte. Damals regierte (98 - 117) als Kaiser der ehemalige römische Statthalter Ober-Germaniens, Marcus Ulpius Traianus, kurz Trajan. Der - so dichteten ihm die römisch-katholischen Heiligen-Legenden-Schreiber des Mittelalters an - habe sich einen Jäger und Heermeister namens Placidus (der Sanfte, Gefällige) gehalten. Dem wiederum läuft bei seiner Berufsausübung - an einem Karfreitag - ein Hirsch über den Weg, der sich mit beleuchtetem Kruzifix im Geweih als Christen-Gott zu erkennen gibt.

Der gefällige Placidus fällt tatsächlich vom Pferd und der Hirsch herrscht ihn an: „Warum verfolgst du mich? ... Ich bin Christus, der den Himmel und die Erde erschaffen hat” usw. Und weil damals die Frauen bei der Verbreitung des Christentums noch eine große Rolle spielen, erscheint der sprechende Hirsch nächtens prompt auch noch Placidus Gemahlin. Was den römischen Kaiserjäger dazu veranlasst, mit Frau, Söhnen und fliegenden Fahnen zum Christentum überzutreten und sich originellerweise auf den neuen Namen Eustachius, der Fruchtbare, taufen zu lassen.

Wie Eustachius zum „Märtyrer” werden musste  ^

Zum Dank für die Konversion ist es nun für den neuen Eustachius aus mit dem schönen Leben: Zuerst wütet eine Seuche unter Gesinde und Vieh. Dann fallen Räuber über die Familie her. Und auf der Flucht nach Ägypten will der Fährmann die Frau vergewaltigen und die Kinder werden von wilden Tieren verschleppt. Von da an konnte der zu Eustachius konvertierte Placidus natürlich nur noch Heiliger werden!

Weil Placidus davor aber nicht nur Trajans Jäger, sondern auch sein oberster Feldherr gewesen war, lässt ihn der Kaiser nach fünfzehnjähriger Suche nach Rom zurück kommen und den nächsten Feldzug zur Vergrößerung des Imperiums siegreich schlagen. Trajans Nachfolger Hadrian (117 - 138) überhäuft ihn zwar mit den üblichen Ehren, doch Eustachius weigert sich samt Familie, an den „heidnischen” Siegesfeiern teilzunehmen.

Na so was! Erst unsanft Feinde erschlagen und dann zickig sein! Hadrian wirft Familie Eustachius den Löwen vor, die in gewohnter Legenden-Manier und zum Ärger der Zuschauer auf den Schmaus verzichten und sich vor den angehenden Märtyrern nur artig verneigen! „Habe die Ehre Herr Eustachius! Küss die Hand gnä' Frau! Servas die Buam!” (Importierte Wiener Salon-Löwen offensichtlich!) „Da lässt der Kaiser sie in einen ehernen Stier stoßen, unter dem Feuer brennt. Darin geben sie ihren Geist auf.” (Reclams Lexikon der Heiligen)

Schlüssel für die keltischen Ostalpen-Seelen  ^

Sie fragen - völlig zu Recht - was das mit den Kelten zu tun hat!? Und wir ziehen uns nicht hinter Gottes unerforschlichen Ratschluss zurück, sondern geben die passende Antwort! Den Schlüssel kennen Sie ja bzw, die Utensilien, mit denen für den Ersatzheros Eustachius ab dem 15. Jahrhundert die nach-heidnischen Herzen der verstockten Ostälpler aufgesperrt werden sollten: Da ist zuerst der Hirsch, der natürlich nicht den orientalischen Christus symbolisiert, sondern den vertrauten, wie Eustachius fruchtbaren, Andersweltheros Cernunnos. Und da ist das keltische Ritual der Heiligen Hochzeit des Heros mit der Muttergöttin (vgl. die Sage vom Hochzeitskreuz) samt Stier-Opfer und Stierschlaf (Tarbfais) zur Einsetzung des neuen Heros/Häuptlings. (Wie das aussah, erfahren Sie z.B. in den Sagen zu den Salzburger Stierwaschern und zur Weißen Frau!) Keltische Rituale zu Hauf, die - zusammen mit dem Feuer, als Element der Reinigung und Verwandlung - nicht zuletzt in den ostalpinen Osterbräuchen nachklingen.


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(versteckt)
#25
13. August 2009, um 21:01:50 Uhr

Wirklich schöner Beitrag  Applaus Applaus  Applaus

Leider teilweise durchgestrichen?!

Du solltest Deinen Beitrag nochmals Editieren.

Gruß Fides Winken

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#26
14. August 2009, um 06:30:31 Uhr

Das an seinem angeblichen Grabe - nahe einer Heiligen Quelle - errichtete und nach ihm benannte Augustiner Chorherrnstift Sankt Florian behauptet via In-ternet, dass „sein Tod ... durch frühe Aufzeichnungen als gut bezeugt” gilt. Die Feuerwehren Österreichs und - von Bayern ausgehend - Deutschlands sehen ihn als ihren Schirmherren und fügen seiner Legende in ihren Jubiläumsschriften noch hinzu, dass Florian in Lauriacum, Lorch bei Enns, zu Zeiten Kaiser Diocletians nicht nur Legionärsführer gewesen sei. Nein! „Ferner war er dort (auch) 'siphonarius' der Feuerwehrkohorte” - was ihm wohl im Blut lag!

   Angeblich betätigte sich Florian schon als Kind als Feuerlöscher, um später bei irdischer und himmlischer Feuer-wehr Karriere zu machen, und so ret-tete er damals bereits allein ein bren-nendes Haus mit einem Bottich voll Wasser. Der Brandplatz muss sich wohl in Zeiselmauer bei Wien befunden haben, da Florianus dort - im Römer-lager Cannabiaca - geboren worden sein soll. Oder war alles ganz anders, und auf ihn geht die Ruine des römischen Burgus zurück, dessen abgebrannte Mauern (Abb. li.) noch im Ortsnamen vorkommen?

Da wechseln wir aber schnell wie die Feuerwehr den Tatort und ziehen dem Li-mes entlang bzw. der mit ihm vor zweitausend Jahren verunstalteten Donau auf-wärts, die ihren Namen nicht von einem römischen Flussgott Danuvius hat, sondern - von der Vereinigung der drei (!) Quellflüsse bis zur Mündung ins Schwarze Meer - von der großen Urmutter Danu oder Dana, von der sich z.B. auch die Kelten Irlands ableiteten!

Nahe der Mündung der Enns in die Donau befand sich jedenfalls zur damaligen Zeit der Verwaltungsmittelpunkt der römischen Provinz Ufer-Noricum, das Militärlager und Municipium Antonianum LAURIACUM, das seinen Namen vom Sieg (lat. laurea = Lorbeer, Sieg) ableitet. Dort soll Florianus zuerst römischer Offizier und dann Kanzleichef des römischen Statthalters gewesen sein. Wegen seines Christentums zwangspensioniert soll sich Florian zuerst wieder donauabwärts ins Municipium Aelium Cetium, heute St. Pölten, zurückgezogen haben, wo sich zur Zeit der Kelten ein bedeutender Lichtkultplatz befand - an den indirekt heute noch der Stadtpatron Polt (Hippolytus) erinnert.

Als einige christliche Offizierskameraden im spätantiken Lauriacum in Bedrängnis gerieten, hielt es den Frühpensionisten nicht mehr im abgelegenen St. Pölten und er eilte neuerlich bis an die Ennsmündung. Dort machte man dem bekennenden Christen allerdings bald kurzen Prozess, verurteilte ihn zum Tode, führte ihn auf eine Brücke über die Enns, hängte ihm einen Mühlstein um den Hals und versenkte ihn (angeblich am 4. Mai 304) im reissenden Fluss.

Doch bereits wenig später kam eine - offensichtlich kräftige - Witwe mit Ochsengespann vorbei, die von Florians Marter geträumt hatte, lud den prompt entdeckten - Leichnam samt beschwerendem Mühlstein auf ihren Ochsenkarren und bestatte den Märtyrer (wiederum samt Mühlstein) nahe einer uralten Heiligen Quelle im Ipftal. Worauf zu guter Letzt über Florians Grab das Kloster Sankt Florian errichtet wurde.

Wer nun allerdings die Reliquien Florians sein Eigen nennt, ist nicht ganz klar. Die Stadt Krakau in Südpolen nimmt doch für sich in Anspruch, diese zu besitzen. Wenn sie nämlich die Ende des 5. Jh. abziehenden Römer zu sich an den Tiber mitgenommen hätten, von wo sie später nach Krakau kamen, können sie umgekehrt kaum im Stift St. Florian liegen. Dort gäbe es dann nur noch den Mühlstein - der aber auch der des Hl. Quirinus von Lorch sein könnte. Und da liegt der Verdacht nahe, dass der verehrte Stein in keltischer Zeit doch anders ausgesehen hat.

Abb. re.:
Florians Mühlstein
im Stift Sankt Florian (OÖ)
   

Was den sonderbaren Quirinus von Lorch betrifft, so dürfte es sich bei ihm tatsächlich um eine jener wenigen Kunstfiguren handeln, die sich das pro-vinzialrömische (Stadt-) Christentum Noricums (und Pannoniens) bereits zu Beginn des 4. Jahrhundert - zu Zeiten Kaiser Konstantins - nach römischem Vorbild kreiert hatte, um das heimische keltische Erbe mit Hilfe legendärer „Heiliger”, Schutzpatrone und Fundamente für die neuen Bischofssitze, abzustreifen. Und in diesem Quirinus von Lorch steckt auch gleich die Antwort auf die Frage, von wo diese so genannte erste Christianisierung ausging und wem sie unterstand. Quirinus zählt (wie Florian) als einer der so genannten Schutzheiligen Österreichs und soll vor seinem Martyrium sowohl Bischof von Lorch/Lauriacum als auch Patriarch von Aquileia(!) gewesen sein.

Die blühende Spur zum „wahren Florian”  ^

Doch genug der „christlichen” Legenden! Kommen wir zum Kern des Floriani-Kults: Die Wurzeln der mythologischen Gestalt reichen weit hinter das Christentum zurück. Nehmen wir Florianus nur beim latinisierten Namen, erkennen wir bald, dass es sich um die männliche Form - also wohl um einen ursprünglichen Heros - der Flora, der römischen Pflanzen- und Fruchtbarkeitsgöttin und „Mutter der Blüten” (Ovid) handelt, deren Hauptfest „Floralia” einst vom 23. April (Georg) bis zum 9. Mai (alter Nikolaus-Termin) gefeiert wurde.


Triumph der Flora, Nicolas Poussin, 1631, Musée du Louvre Paris

In diese ausgelassene Zeit, die im Rahmen eines riesigen Volksfestes u.a. ausgefüllt war von Hasen- und Ziegenjagd, reichlichem Essen und Trinken und üppigen Tanzvorführungen der Priesterinnen der Flora, die sich dabei langsam entblätterten, fiel schließlich auch Florians Festtag, der 4. Mai - und in den Ostalpen u.a. Kelten-Ländern insbesondere Beltene, das Sommer-Einstandsfest des leuchtenden Heros Belenus um den 1. Mai.

Näher betrachtet war Florianus tatsächlich die romanisierende Adaptierung eines noch weit älteren heimischen Kultes, um zur Römerzeit an der Donau einen keltischen Wetter-, Wasser-, Pflanzen- und Fruchtbarkeitsheros, der in vielen Aspekten mit der Interpretation des Römers übereinstimmte, vorübergehend zu „ersetzen”. Manche vorrömischen Bräuche der ostalpinen Kelten, die alle stark an Beltene erinnern, wurden mittels St. Florian sogar bis ins 20. Jahrhundert tradiert. Dazu gehören unter anderem Wasser-, Licht- und Feuertabus, die vor der Zeit der Elektrizität dazu führten, dass man am Floriani-Tag nur kalt aß und im Dunklen saß, bis ein besonderes Floriani-Opfer - z.B. ein Huhn - den Bann brach. Schlaue behalfen sich in der Zwischenzeit allerdings damit, ihr Essen beim Dorf-Schmied aufzuwärmen, der vom Feuer-Tabu ausgenommen war

Als Hl. Florian überlebte der Kelten-Heros erfolgreich im Markt St. Florian im Süden von Linz, dessen mit dem Floriani-Kult verbundene Heilige Quelle (in der heutigen Filialkirche Johannes der Täufer) nahe der Klosteranlage einst sogar Wallfahrer aus Schottland angezogen haben soll. Und im XVI. Grazer Bezirk, Strassgang, steht auf dem Florianiberg an exponierter Stelle - vermutlich über einem zuvor keltischen Kultplatz - die Florianikirche, einst Ziel mehrer Wallfahrten Anfang Mai (1., 4., 6.) und Anfang August (Lugnasad!), sowie Schauplatz eines ausgelassenen Volksfestes mit verdächtigen Anklängen an „heidnisches” Beltene-Treiben.

In St. Florian bei Helpfau im Bezirk Braunau zeigt das prächtige barocke Hochaltarbild der Pfarr- und Wallfahrtskirche noch die ursprüngliche Bedeutung des ehemaligen Wetter- und Fruchtbarkeitsheros: Florianus ist umringt von den Symbolen seiner ursprünglichen mythologischen Bestimmung, von Sonne, Regen und reifen Ähren. Und in St. Florian am Inn bei Schärding wurden Florianus von den Gläubigen bis ins 19. Jh. schwarze Hühner geopfert, die zuvor drei Mal im Sonnenlauf (deisiol) um den Hochaltar getragen worden waren. - Wenn da nix Keltisches tradiert wurde - dann fress ich drei Hendl auf einen Sitz!

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mfg zenzi


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#27
14. August 2009, um 06:32:07 Uhr

Von wegen Ritter! Das barbarisch „Mittelalter” unseres „christlichen Abend-landes” konnte sich Heroen nur als eine Art „Kreuz-Ritter” vorstellen. Und im Gefolge der diversen Kreuzzüge gegen die islamische Kultur wurden bei uns massenhaft „Ost-Heilige” eingeführt, bzw. deren Reliquien. Damals kam auch der angebliche Ritter Georg, der „Schurli mit der Blechhaum” von Kleinasien in die Alpen.

Doch Georgs ursprüngliche Bedeutung ist alles andere als soldatisch und militari-stisch. Schon sein Name drückt es deutlich aus! Georg bedeutet einfach Bauer und steht für Fruchtbarkeit und nahe Beziehung zur allesgebenden Urmutter Erde. Georg war ursprünglich schon in Kleinasien ein Fruchtbarkeits-Heros. Und deshalb wurde er später auch im ehemaligen Keltenland gerne angenommen. Angenommen als „Ersatz” für Belenus, Jovenat bzw. Juvarus, Abfalter, und wie sie alle geheißen haben, die alten Heroen der Keltischen Muttergöttinnen!

Den „Lindwurm”, den er buchstäblich aussticht, kennen wir zur Genüge aus der eigenen, der keltischen Mythologie! Diese wörtliche See-Schlange (lind, kelt. für See) ist die Ur-Schlange, das Symbol und ursprünglich Begleit-Tier der Großen Urmutter, das mit der menschlichen Erkenntnis vom männlichen Anteil an der Zeugung, in den vorher männerlosen frühen Religionen von obligaten Heroen verdrängt wurde. Beim „christlichen” Heros Georg, dem Nachfolger eines galatischen Erdbefruchters, überrascht es auch nicht weiter, dass „seine” kappadokische Jungfrau justament Margaretha heißt und identisch ist mit dem zentralen Fruchtbarkeitsaspekt unserer Nothelferinnen-Trinität der „Drei Madln”, die die „getaufte” Version der keltischen Bethen-Trinität darstellt.

Doch bevor er zu uns kam, tourte Georg schon durch Palästina und Nordafrika. So soll er z.B. in Libyen in der Stadt Silena aufgetaucht sein, um diese von einem Ungeheuer zu befreien, das in einem nahegelegenen See wohnte und sich mit Lämmern und Jungfrauen ernähren ließ - bis Georg das Untier in einem Gegengeschäft dafür tötete, dass sich die Bevölkerung der Stadt samt ihrem König taufen ließ. (So wurde man/frau nach der Legende früher „ChristIn”!)

Bei seiner Einführung fiel Georg auf Beltene  ^

Dass der spätere „Nothelfer” Georg im 10. oder 11. Jahrhundert bei uns eigentlich als Nachfolger des noch immer präsenten ostalpinen Keltenheros Belenus einge-setzt worden war, ergibt sich aus einer „Milch(straßen)mädchen-Rechnung”: Berücksichtigen wir nämlich die Zeitverschiebung, die der alte „Julianische Kalender” bis dahin verursacht hatte – damals ca. eine Woche – dann fiel das Fest des Hl. Georg (23./24. April) zur Zeit seiner Etablierung dem Stand der Gestirne nach auf Beltene! (Die Erde war bei ihrer Sonnenumrundung dem „langsameren” Römischen Kalender seit Cäsar jährlich um rund 10 Minuten voraus geeilt!)

Die dem Maienbringer Georg geweihten Kirchen stehen zumeist an besonders markanten Punkten, Geländevorsprüngen, Bergkuppen – eben an Stelle alter Kultplätze für Belenus, den keltischen Licht- und Fruchtbarkeitsheros – sowie als tapferer Begleiter einer einst Großen Mutter nahe uralten, zu katholischen Frauen-wallfahrten umfunktionierten, Bethen-Kultorten. Ob in Oetz am Nordrand der Ötztaler Alpen, ob in Kals am Großglockner, am Georgenberg bei Schwaz in Tirol, am Danielsberg im Mölltal oder über dem Klopeinersee, ob in Großklein oder Pürgg in der Steiermark, von St. Georgen am Fillmannsbach bis Stillfried an der March, an hunderten markanten Stellen Österreichs: Wo heute Georg als Patron installiert ist waren einst überall Heilige Orte der Kelten!

qwelle deikelten

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#28
14. August 2009, um 06:33:41 Uhr

Gertrud mit der Maus, treibt Spinnerinnen aus! Eine Bauernregel der besonderen Art. Oberflächlich war es am 17. bzw. Mitte März an der Zeit, die winterliche Spinnarbeit im Bauernhaus bei Seite zu legen, und draußen auf den Feldern mit der Arbeit zu beginnen. Dass dahinter mehr stecken muss, zeigt schon Gertruds unten stehendes Bild aus dem ehemaligen Kultplatz, Bethenort und Heilbad Dreikirchen hoch über dem Eisacktal in Südtirol – zumindest dann, wenn die „heidnische” Symbolik entschlüsselt wird! Die schwarzen Mäuse stehen auf dem Bild für verstorbene Seelen, und Spinnroggen (Stab in der Rechten) und Spindel (Spule in der Linken) sind Symbole göttlicher (magischer) Macht, die die dargestellte Frau als eine Art „Schicksalsgöttin” ausweisen, wie sie gerade den Lebensfaden webt für das neue (irdische) Leben der verstorbenen Seelen! (Die Maus wird sich hüten, den für sie bestimmten Faden abzubeißen!)

Gertrud als weis(s)e Wilbeth/Katharina ist die eine - ziemlich anmaßende - Seite. Die zweite ist ihre (in unserem Bild nicht sichtbare, aber in der „Bauernregel” indirekt enthaltene) Orientierung auf die Felder, für deren Fruchtbarkeit sie angerufen wird. Wenn wir uns vor Augen führen, dass Gertrud, die Patronin der Feld- und Gartenfrüchte, zu den wenigen dominanten Heiligengestalten zählt, die sich auf eine konkrete historische Person beziehen, die tatsächlich gelebt hat, sind ihre „göttlichen Befugnisse” doch einigermaßen erstaunlich- und doch wieder nicht! Zwar war ihr Vater Pippin (der Ältere) theoretisch nur „Hausmeier” des fränkischen Teilreiches Austrien, doch praktisch waren die „Pippiniden” gewiefte (skrupellose) politische Taktierer, die sich zuletzt auch die fränkische Königswürde unter den Nagel rissen. (Bevor sich Enkerl Karl zu Weihnachten des Jahres 800 von „seinem” Papst in Cäsaren-Maskerade zum Römischen Kaiser krönen ließ!)

   Männer vom Schlage Pippins und seiner Sippschaft verstanden es insbesondere, sich mit der römisch-katholischen Kirche bzw. deren ebenfalls macht-bewusstem Klerus zu arrangieren und sich neben den materiellen Waffen auch der ideologischen zu bedie-nen - was natürlich (nach der Devise „Eine Hand wäscht die andere”) entsprechende Gegenleistungen erforderte. Pippins Frau vermachte in diesem Sinn (auf Anraten von Bischof Amandus) ihr prächtiges Gut in Nivelles und sich selbst der Kirche (das Anwesen wurde zum Kloster umfunktioniert - nach alter irischer Tradition mit Frauen und Männern zusammen! - und sie Äbtissin). Pippins eifrige Tochter Gertrud trat bald in Mammis Fußstapfen, wurde zuerst Nonne, dann Äbtissin und nach dem (durch fromme Askese) reich-lich frühen Tod „Sippen-Heilige” der Pippiniden (und später ihrer Nachfahren, der Karolinger) - und prak-tischerweise Projektionsfläche für die tollsten „Be-gründungen” der besonderen „Gottgefälligkeit und Heiligkeit” des Clans, der auf diese Weise den Macht-anspruch seiner Bosse auch von „himmlischer Seite” her „legitimierte”.

Abb. li.: St. Gertraud, Dreikirchen, Barbian im Eisacktal
 

Da ja Adel auch diesbezüglich besonders verpflichtet (letztes Beispiel: Karl – nicht der heilige Große, sondern der selige Habsburger), wuchs Gertrud nach entsprechender Propaganda über Muttern weit hinaus und wurde schließlich als „Germanische Isis” verkauft. Selbst der Festtag 17. März ist natürlich Programm: er war zuvor der altrömischen Göttin der Fruchtbarkeit, Liber(i)a, gewidmet gewesen, die mit Ceres (röm. Schutzgöttin der Toten und des Ackerbaus) und Liber (röm. Fruchtbarkeits- und Vegetationsheros) eine Trinität gebildet hatte! - Sich im keltisch und keltoromanisch geprägten Europa auf Isis und Liberia zu berufen, war kein schlechter Schachzug und der spirituellen Verbreitung der Heiligen Gertrud stand im Reiche von Karl dem Großen (Mörder und Kriegsverbrecher) nichts mehr im Wege! Karls Gewährsmann für Baiern und für die Ostfront, Abt Arn(o) von St. Amand nahm Gertrud nach Salzburg mit, wo er auf Karls Geheiß Erz-Bischof und Metropolit Baierns wurde - und sie dem Iren Patrick (auch 17. März) seinen Kultplatz in den Katakomben von St.Peter streitig machte - an einer Stelle, die vorher wahrscheinlich Barbara gehörte.

qwelle diekeltenat
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#29
14. August 2009, um 06:35:19 Uhr

Hippolytus ist ganz ungeniert die lediglich mit latinisierter Endung getaufte Version des „heidnischen” Hippolytos. Doch beginnen wir auch in diesem Fall beim römisch-katholischen Heiligen, der z.B. das Internet-Portal des zeitweise äußerst bekannten kath. Alt-Bischofs von St. Pölten, Kurt Krenn, adelt. Wobei - wie bei vielen derartigen Glaubenszeugen - mehrere „Identitäten” im Glaubens-Umlauf sind.

Eine Version besagt, Hippolytus sei Mitte des 3. Jahrhunderts römischer Kerker-Meister und Vollstrecker der Martern des Laurentius gewesen, dessen Glaubens-stärke ihm so imponiert haben soll, dass er umgehend selbst zum Christen - und zum Märtyrer - geworden sei. Nach anderer Lesart sei Hippolyt in der ersten Hälfte des 3. Jh. in Rom „Gegenpapst”, streitbarer und spitzfindiger Theoretiker des Christentums gewesen. De facto scheint in dieser Zeit - in der es noch keine „Päpste” gab - ein eifriger Kleriker gewirkt zu haben, der sich mit den „offiziellen” Bischöfen der Frühchristen in Rom überwarf und sich seine eigene Sekte gründete, deren „Bischof” er dann war. Unter Kaiser Maximinus Thrax (235-38) wurden dann angeblich Bischof und Gegenbischof nach Sardinien zur Zwangsarbeit im Steinbruch verbannt, die sie binnen Jahresfrist zu Tode brachte.

Die Version mit Hippolyt von Rom, der ein Grieche aus Kleinasien gewesen sein soll, ist weniger eine ruhmvolle Heiligengeschichte, als ein kleiner Ausschnitt vom Sittenbild der Nomenklatura des organisierten Frühchristentums, dessen Klerus sich in der Spätantike in Macht- und Fraktions-Kämpfen um den „wahren” Glauben - den natürlich jeder Kontrahent für sich gepachtet hatte! - bis hin zum sprichwörtlichen Bart des Kaisers (konkret z.B. Ks. Julian „Apostata”) derart duellierte, zerstritt bzw. zerfleischte, dass mancher Kaiser (von wegen „Christen”-Verfolgung) gegen die Streithähne und Haupträdelsführer einschritt.

Da entspricht die Figur des unhistorischen Kerkermeisters Hippolytus des ebenso legendären Märtyrers Laurentius dem obligaten Helden- und Vorbildmuster des antiken Christentums schon eher: Standhaft sterben für den Sieg des Christentums und für die Vermehrung der Heiligen - und ihrer Reliquien. Dieser Hippolytus konvertierte (nach getaner Arbeit an Laurentius) samt unterstelltem Haushalt selbst zum Christentum. Neben seiner Amme Concordia (Eintracht), soll das weiteren 19 Menschen den Kopf gekostet haben. Haushaltsvorstand Hippolytus wurde nicht geköpft, sondern fantasievoll an wilde Pferde gebunden und zu Tode geschleift.

Hippolytus das Plagiat  ^

Das Auffälligste an der doch nicht so fantasievollen Heiligen- und Märtyrer-Geschichte von Polt: Die beschriebene Todesversion ist ein recht unverschämtes Plagiat aus dem Mythos des Licht- und Auferstehungs-Heros Hippolytos, eines in die griechische Sagenwelt aufgenommenen Heros und Sohngeliebten einer kleinasiatischen Muttergöttin Hippolyte, die in der Antike zur „Amazonen-Königin” und ersten Gemahlin des Theseus verharmlost wurde, dem die von Theseus besiegte den Hippolytos geboren hätte.

Nach Hippolytes Tod (Überwindung) durch den patriarchalen Theseus-Kult muss auch ihr Heros Hippolytos „dran glauben”! Theseus neue Gemahlin, Phaidra, Schwester der von Theseus schnöde verlassenen kretischen Königstochter Ariadne, will den hübschen Hippolytos selbst zum (Stief-) Sohn-Geliebten! Doch der Kerl, ein „Muster an Keuschheit”, beißt einfach nicht an. Phaidra bezichtigt ihren Stiefsohn darauf aus Rache vor Theseus, er hätte ihr nachgestellt. Theseus läßt darauf seinen Stiefsohn fassen und kurzerhand zu Tode schleifen.

In der älteren Version versucht Hippolytos, der alte Pferdedompteur, mit dem Sonnen-Wagengespann des Apollon durch die Luft zu entfliehen. Da taucht ein Stier des Poseidon aus den Fluten des Meeres auf. Die Sonnen-Pferde scheuen. Hippolytos stürzt vom Pferd, und die Tiere schleifen ihn zu Tode. Doch zuletzt erscheint der angebliche Apollon-Sohn Asklepios, Heiler-Heros und Sohngeliebter der Weisheitsgöttin Athene. Hipploytus wird von Asklepios neu belebt und feiert schließlich - wie es sich für einen Licht- und Vegetations-Heros gehört - (irdische) Wieder-Auferstehung.

Auf das komplizierte Geflecht der von vielen Kulturen beeinflussten griechischen Mythologie und deren Symbolik wollen wir jetz nicht im Detail eingehen. So viel steht für uns jedenfall bei näherer Betrachtung unseres Polt fest: In den Ostalpen ging Hippolytus bzw. Hippolytos als Nachfolger eines keltischen Licht- und Vegetations-Heros mit jährlichem Auferstehungs-Zyklus an manchen Orten sicher deshalb durch, weil die Import-Gestalt einerseits mythologisch kompatibel war, und andererseits die heimische (kelto-romanisch geprägte) Oberschicht (nach einem halben Jahrtausend Römerherrschaft) „klassisch gebildet” genug, die mytho-logischen Parallelen an geeigneter Stelle zu übernehmen oder gar dem „Zeitgeist” einschlägige Zugeständnisse zu machen.


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qwelle deketen.at

mfg.zenzi


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